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Serie: Regenerative Landwirtschaft, Teil 6 (Ende)

Hier kommt Nahrung für Milliarden Bodenlebewesen

In letzten Teil unserer Serie schauen wir Kühen beim Grasen zu – und blicken mit Landwirt Benjamin Denzler auf das Jahr 2025 zurück. Er hat viel ausprobiert, nicht alles hat geklappt.

Die Kühe von Benjamin Denzler weiden in der Gründüngung. Auf diese Weise wird das Feld gedüngt, auf dem im nächsten Jahr Mais wachsen soll.

Foto: Sandro Compagno

Hier kommt Nahrung für Milliarden Bodenlebewesen

Serie: Regenerative Landwirtschaft, Teil 6 (Ende)

Im letzten Teil unserer Serie schauen wir Kühen beim Grasen zu – und blicken mit Landwirt Benjamin Denzler auf das Jahr 2025 zurück. Er hat viel ausprobiert, nicht alles hat geklappt.

Es ist ein friedliches Bild an diesem warmen Novembermorgen in Nänikon. Benjamin Denzlers elf Milchkühe stehen im hüfthohen Grünzeug und lassen es sich schmecken. «Sie geniessen es», sagt der 32-jährige Landwirt und tätschelt den Hals von Jersey-Kuh Vegas.

Die Gründüngung, die seinen Kühen so schmeckt, hat er Ende Juli gesät, kurz nachdem der Weizen auf dem Feld gedroschen worden war. Insgesamt 29 verschiedene Pflanzenarten sind es, die das Feld bedecken: unter anderen Hafer, Sorghum, Rettich, Erbsen, Wicken, Ackerbohnen, Phacelia und verschiedene Kleearten.

Landwirt Beni Denzler in neongelber Arbeitsjacke hält eine Kuh.
Die kleine Milchkuhherde von Benjamin Denzler umfasst elf Tiere. Vegas ist eine Jersey-Kuh.

Denzler lässt die Kühe auf einer kleinen Parzelle fressen, sperrt dann die nächste Parzelle auf und sorgt so dafür, dass das Feld gleichmässig abgeweidet und vor allem gleichmässig gedüngt wird. Denn was hinten aus seinen Kühen herauskommt, sei eine ideale Nahrung für Bodenlebewesen, erklärt er.

Darum geht es beim Konzept der regenerativen Landwirtschaft: Der Boden, auf dem Denzlers Kühe stehen, ist der Lebensraum von Milliarden Kleinstlebewesen wie Bakterien, Mikroalgen, Pilzen und Einzellern. Indem sie möglichst wenig gestört werden, halten sie den Boden gesund und sorgen in der Konsequenz für eine bessere Fruchtbarkeit und höhere Erträge.

So lautet die Theorie dieser jungen Disziplin, die eine Bodenbeschaffenheit wie vor 100 Jahren anstrebt. Doch hat es auch in der Näniker Praxis funktioniert? «Nicht alles», sagt Denzler und lacht. «Im Grossen und Ganzen war 2025 aber ein gutes Jahr.»

Seine Ursprünge hat das Konzept in den Vereinigten Staaten. Die Monokulturen im Mittleren Westen laugten die Böden aus, worauf die Erträge zurückgingen.

Entsprechend war es ein Amerikaner, der in den 1980er Jahren den Begriff «regenerative agriculture» prägte: Agrarpionier Robert Rodale entwickelte das Konzept als Reaktion auf die negativen Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft, wie Bodenerosion oder Verlust der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität.

Zu Beginn der 2000er Jahre wuchs das weltweite Interesse an regenerativen Konzepten, angetrieben durch die zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels, der Verödung der Böden und des Rückgangs biologischer Vielfalt.

Ab 2010 begannen auch in der Schweiz erste Landwirtschaftsbetriebe, auf regenerative Landwirtschaft umzustellen. Eine einheitliche Definition dieses Konzepts existiert nicht. Die Gesellschaft Regenerativ Schweiz bietet hierzulande Kurse an und vernetzt Landwirte. Sie nennt fünf Grundsätze der regenerativen Landwirtschaft:

- Biodiversität in und über dem Boden

- minimale Bodenstörung

- dauernd durchwurzelter Boden

- dauernd bedeckter Boden

- Integration von Tieren

Wie viele Bauernhöfe in der Schweiz regenerativ wirtschaften, weiss niemand so ganz genau. Der renommierte Agrarjournalist und Herausgeber des Onlinemagazins «Food-Revolution», Jürg Vollmer, schätzt, dass in der Schweiz rund 2000 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche regenerativ bewirtschaftet werden. Das sind 0,2 Prozent der gesamten Nutzfläche.

Mit der Marke Agricultura Regeneratio will ein gleichnamiger Verein die regenerative Landwirtschaft aus der Nische holen. Der Müesli-Hersteller Bio Familia beispielsweise arbeitet mit dem Verein zusammen.

Und: Regenerativ ist nicht gleichzusetzen mit biologisch. (sco)

Prächtig gediehen sind im laufenden Jahr neben der Gerste auch der Buchweizen, die Erbsen, der Mais und der Weizen. Weit unter den Erwartungen blieben dafür die Erträge beim Raps. Das hatte seinen Grund im nassen Sommer und Herbst 2024, der den Schnecken ideale Bedingungen bot. Und da die regenerative Landwirtschaft kaum in den Boden eingreift, konnten sich die Weichtiere ungestört vermehren.

Die Staffelkultur bleibt ein Versuch

Wenig Erfolg beschieden war dem innovativen Landwirt beim Versuch, auf einer Parzelle eine Staffelkultur zu etablieren: Denzler säte jeweils zwei Reihen Gerste und liess zwischen zwei Doppelreihen einen Abstand. Während das Getreide gedieh, säte er Sojabohnen in die Zwischenräume. Die Idee: Sobald die Gerste gedroschen ist, können die Sojapflanzen in die Höhe schiessen.

Ein Feld in Niederuster: Man sieht Stoppeln von gemähter und gedroschener Gerste und dazwischen junge, grüne Sojapflanzen.
Zwischen den gelben Stoppeln der Gerste hätten die Sojapflanzen wachsen sollen. Taten sie aber nicht. (Archiv)

«Die Gerste ist gut gediehen. Aber die Sojabohnen habe ich gar nicht erst geerntet. Das lohnte sich nicht», sagt Denzler. Das Malheur geschah beim Dreschen der Gerste: Um die jungen Sojapflanzen nicht zu schädigen, hätte der Mähdrescher mit schmaleren Reifen ausgerüstet und das Schneidwerk mit einem Schutz versehen werden sollen. «Dieser Aufwand war angesichts der kleinen Fläche zu gross», erklärt Denzler. Als Folge zerstörten die breiten Reifen des Dreschers ein Drittel der Sojapflanzen direkt, bei zwei Dritteln wurden durch das Schneidwerk die Spitzen abgeschnitten. Das führte dazu, dass sie nicht mehr richtig gediehen.

Denzler erzählt von einem Bauern im Freiburger Seebezirk, mit dem er sich ab und zu austausche: «Er und weitere Landwirte bauen die Staffelkultur auf einer viel grösseren Fläche an. Dort lohnt sich der aufwendige Räderwechsel am Mähdrescher.» Für den 32-Jährigen ist klar: Für ihn bleibt die Staffelkultur ein einmaliger Versuch.

Im Rahmen einer sechsteiligen Serie haben wir den Näniker Landwirt Benjamin Denzler im Laufe des Jahres 2025 begleitet.

Denzler bewirtschaftet seinen Betrieb nach Methoden der regenerativen Landwirtschaft. In dieser Serie betrachten wir verschiedene Aspekte dieses Konzepts:

Bereits erschienen:

1. Teil: Was ist regenerative Landwirtschaft?

2. Teil: Säen in der Gründüngung

3. Teil: Maissaat ohne Pflug

4. Teil: Die Staffelkultur – ein Versuch

5. Teil: Weizenernte und Saat der Gründüngung

6. Teil: Holistisches Weidemanagement

(zo)

Als wir Benjamin Denzler im vergangenen März im ersten Teil dieser Serie vorstellten, sagte er, dass die Umstellung eines konventionellen Betriebs auf regenerative Landwirtschaft viel neues Wissen und viel Zeit brauche: «Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein steter Prozess.»

Das sollte sich im Laufe des Jahrs bewahrheiten – wie die Schwierigkeiten beim Raps und der Staffelkultur belegen. Das Konzept der regenerativen Landwirtschaft überzeugt den Näniker Landwirt nach wie vor: «Aber natürlich gibt es ein paar Stellschrauben, an denen ich drehen werde. Das ist doch immer so, wenn man etwas Neues ausprobiert.»

Zurück zu den elf Milchkühen auf dem Feld an der Gemeindegrenze zu Volketswil. Das Abweiden der Gründüngung und das direkte Düngen ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll: Die Weide rund um den rund einen Kilometer entfernten Hof der Familie Denzler ist abgeweidet. «Indem ich die Tiere in die Gründüngung bringe, bereite ich ihnen eine Freude und spare Geld, da ich weniger Winterfutter konservieren muss.»

Sobald seine Kühe ihren Job erledigt haben, wird der junge Landwirt die Winter-Gründüngung säen – eine Mischung aus 14 Pflanzenarten, die den Winter gut überstehen. Im Frühling sät er dann Mais an –, und der Kreislauf wird von vorn beginnen.

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