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Deutliches Resultat

Erleichterung beim GZO – Fischenthal unterstützt das Spital klar

Mit grosser Einigkeit sagte Fischenthal Ja zur Beteiligung über 1,28 Millionen Franken an der Rettung des Spitals. Doch der Entscheid ist nur ein erster Schritt.

Der Sanierungsplan für das GZO Spital ist nach der Gemeindeversammlung einen Schritt näher an der Realisierung.

Foto: Simon Grässle

Erleichterung beim GZO – Fischenthal unterstützt das Spital klar

Deutliches Resultat

Mit grosser Einigkeit sagte Fischenthal Ja zur Beteiligung über 1,28 Millionen Franken an der Rettung des Spitals Wetzikon. Doch der Entscheid ist nur ein erster Schritt auf dem langen Weg zur finanziellen Sanierung.

Applaudiert wird an einer Gemeindeversammlung selten. Doch an diesem Dienstagabend brandete grosser Beifall durch den «Blume»-Saal in Fischenthal. Soeben hatten die 197 Stimmberechtigten die Aktienkapitalerhöhung für das Spital Wetzikon mit deutlicher Mehrheit und nur zwei Gegenstimmen angenommen.

Die anwesenden Spitalverantwortlichen quittierten das Resultat ebenfalls klatschend, im Stehen und mit sichtlicher Erleichterung. «Das ist ein starkes Zeichen für die Region», sagte Spitaldirektor Hansjörg Herren. «Wir geben alles, das Spital zu retten und es in die Zukunft zu führen.»

Herren war gemeinsam mit Verwaltungsratspräsident Andreas Mika sowie weiteren Spitalverantwortlichen ins Tösstal gereist. Schon während der Versammlung hatten beide Fragen zu den Sanierungsplänen beantwortet. Zusammen weibeln sie seit Wochen in allen zwölf Aktionärsgemeinden an Veranstaltungen und in persönlichen Gesprächen für das Spital.

Fast das ganze Dorf im Spital

Mit Fischenthal stimmte die zweitkleinste dieser Gemeinden als Erste über den Rettungsbeitrag für das Spital ab. Die stattliche Summe von 1,28 Millionen Franken muss das 2600-Einwohner-Dorf an die insgesamt 50 Millionen Franken beisteuern. Dies entspricht knapp 2,6 Prozent des erforderlichen Gesamtbetrags. Die Gemeinde stehe finanziell derzeit aber so gut da, dass sie dafür kein Darlehen aufnehmen müsse und auch keine Steuererhöhung nötig sei, erklärte Gemeinderätin Rahel Fischer (parteilos).

Sowieso ist fraglich, ob eine andere Ausgangslage die Fischenthalerinnen und Fischenthaler noch hätte umstimmen können. Wie gross die Bedeutung und die emotionale Verbundenheit mit dem Spital für das Dorf ganz hinten im Tösstal sind, zeigte sich nicht nur am Applaus, sondern auch, als Fischer in den Saal fragte, wer sich schon einmal im Spital Wetzikon habe behandeln lassen. Fast alle Hände gingen in die Höhe.

Und fast noch eindrücklicher sind folgende Zahlen: 2076 ambulante und 143 stationäre Patientinnen und Patienten nur aus Fischenthal suchten im letzten Jahr das GZO auf. «Das Spital ist eine wichtige Anlaufstelle», sagte Fischer.

Hinzu kämen weitere Argumente: 900 Arbeitsplätze würden mit dem Erhalt des Spitals gesichert, die regionale Wirtschaft werde gestärkt, lange Anfahrtswege würden vermieden, und zudem werde eine «hochwertige Gesundheitsversorgung sichergestellt». Letzteres soll mittelfristig durch einen regionalen Spitalverbund geschehen. Diese Absicht bekräftigte die Gemeinderätin noch einmal.

Einigkeit und Unverständnis für Bubikon und Rüti

Überzeugen musste sie mit dieser Aufzählung kaum jemanden mehr. Es herrschte grosse Einigkeit im «Blume»-Saal. Die wenigen Wortmeldungen waren fast durchwegs positiv. «Fischenthal ist zwar ein kleiner Fisch in dieser Geschichte», sagte ein Votant. «Aber wir sind die Ersten, die entscheiden. Wir können ein Signal senden an die anderen Gemeinden.»

Gemeint waren dabei insbesondere Bubikon und Rüti, deren Gemeinderäte kein zusätzliches Geld ins Spital einschiessen wollen.

«Irgendwelche Schreibtischtäter behaupten, dass das Spital nicht systemrelevant sei», schoss ein weiterer Stimmbürger in Richtung Kanton. Das sei «bedenklich», der Millionenbetrag ein finanzielles Engagement «für unsere Enkel».

Der Regierungsrat hatte dem Spital vor über einem Jahr seine Unterstützung verwehrt, als es eine 170-Millionen-Franken-Anleihe nicht zurückzahlen konnte und in finanzielle Schieflage geraten war. Den Entscheid begründete er mit der fehlenden Systemrelevanz. Seit Ende April 2024 befindet sich das kriselnde GZO in Nachlassstundung und ist dadurch vor den Forderungen seiner Gläubiger geschützt.


>> Lesen Sie hier, was bisher in der Wetziker Spitalkrise passiert ist.


Die Zustimmung der Gläubiger zum Sanierungsplan ist neben der Aktienkapitalerhöhung ein zweites entscheidendes Puzzleteil für die Rettung des Spitals. Dafür müssen sie aber einen Schuldenschnitt von bis zu 70 Prozent schlucken. «Fliesst kein Geld, ist das Spital weg», machte Rahel Fischer deutlich. Es warten also noch weitere grosse Hürden.

«Hirngespinst von Gschäftlimachern»

In Fischenthal überwog aber für den Moment die Freude. Und dies nicht nur über das deutliche Abstimmungsresultat, sondern auch über den am frühen Abend publik gewordenen Entscheid der Aktionärsgemeinden, das Übernahmeangebot des Biotech-Unternehmens Evolva abzulehnen.

Die Gemeinden bezeichneten die Offerte, hinter der eine aktivistische Investorengruppe steckt, als «teils unplausibel» und schrieben von einer «nebulösen Motivation hinter den Kaufbemühungen». Ein Fischenthaler nannte sie ein «Hirngespinst von einigen Gschäftlimachern».

Überwältigter Verwaltungsratspräsident

«Es war ein sehr guter Tag für das GZO», resümierte Verwaltungsratspräsident Andreas Mika im Anschluss an die Gemeindeversammlung. «Wir sind von der Resonanz der Bevölkerung überwältigt.» Von der Deutlichkeit des Resultats überrascht war auch Spitaldirektor Hansjörg Herren: «Das ist doch sehr speziell und nicht selbstverständlich.»

Zurücklehnen können sich die Spitalverantwortlichen nun aber nicht. Herren warnte denn auch davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. «Das wäre fatal.» In jeder Gemeinde sei die Ausgangslage anders.

Einen Härtetest erwartet das Spital am nächsten Mittwoch. Dann steht die Gemeindeversammlung in Bubikon an. Also in einer der beiden Gemeinden, die nicht an den Sanierungsplan des Spitals glauben. Schon am Dienstag stimmt Grüningen über seine Beteiligung ab.

Das klare Bekenntnis zum Spital Wetzikon in Fischenthal ist ein Etappensieg, dem weitere folgen müssen. «Ein erster wichtiger Schritt ist getan», stellte Verwaltungsratspräsident Andreas Mika fest. «Wir hoffen, dass das Resultat auch ein positives Zeichen in Richtung Bubikon und Rüti ist.»

Ausserdem …

… hatte der Mitte Mai gewählte Fischenthaler Gemeindepräsident René Schweizer (SVP) seinen ersten Auftritt am Rednerpult und beim Händeschütteln zur Begrüssung. Da sich der Gemeinderat noch nicht neu konstituiert hat, führte interimistisch Matthias Zürcher (parteilos) durch die Sitzung.

… hat die Gemeindeversammlung die Jahresrechnung mit offensichtlichem Mehr und ohne Gegenstimme genehmigt. Die Gemeinde erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Gewinn von gut 1,3 Millionen Franken. Dies bei einem Gesamtertrag von knapp 26 Millionen.

… wurde der Zusatzkredit über 360’000 Franken für die Erstellung eines Anbaus mit Bettenlift und Treppenhaus im Alters- und Pflegeheim Haus Geeren mit offensichtlichem Mehr genehmigt. Im Juni 2023 hatte die Gemeindeversammlung bereits einen ersten Kredit in Höhe von 800’000 Franken bewilligt.

… gab es intensive Diskussionen über die Auflösung des Rosa-Egli-Fonds. Der Geldbetrag in Höhe von 393’000 Franken soll für die Finanzierung des zuvor genehmigten Zusatzkredits für das Haus Geeren verwendet werden. Es herrschte jedoch Uneinigkeit darüber, ob dieser Zweck im Sinne der Erblasserin ist. Letztlich gab es aber trotzdem ein mehrheitliches Ja.

… stimmten die Fischenthalerinnen und Fischenthaler ebenfalls mit grosser Mehrheit der Anpassung der Zweckbestimmungen des Fürsorgefonds I aus dem Nachlass von Rosa Bertschinger zu. Das Geld soll künftig in erster Linie Menschen mit Behinderungen, die in der Gemeinde Fischenthal wohnhaft sind, zugutekommen.

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