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Einmal Ja, einmal Nein

300 neue Wohnungen in Saland sind zu viel – Juckeren wehrt sich gegen Bauprojekt

Investoren wollen in Juckeren bei Saland ein Grossprojekt realisieren. Doch viele Anwohner halten nichts davon – und brachten ihren Unmut an die Gemeindeversammlung.

Das ist die Vision der Investorengruppe für das Gebiet Juckeren. Doch ihre Pläne sind nicht unumstritten.

Visualisierung: PD

300 neue Wohnungen in Saland sind zu viel – Juckeren wehrt sich gegen Bauprojekt

Investoren wollen in Juckeren bei Saland ein Grossprojekt realisieren. Doch viele Anwohner halten nichts vom Gestaltungsplan – vor allem wegen der grossen Bauten entlang dem Fabrikkanal.

Vor vier Jahren hat eine Gruppe von Investoren die Aktien der J. Jucker AG von der Familie Jucker gekauft. Damit gehören ihnen nicht nur die Gebäude der Weberei Grünthal unweit von Saland, sondern auch das viele angrenzende Bauland.

Dieses Land in Juckeren wollen sie nutzen und entwickeln, mit Umbauten und Neubauten. Insgesamt sind auf dem Gebiet 200 bis 300 Wohnungen geplant, die Platz für gut 600 neue Einwohnerinnen und Einwohner bieten. Es sollen aber auch Räume fürs Gewerbe entstehen.

Um das Projekt zu realisieren, hat die J. Jucker AG in den vergangenen Jahren zwei Gestaltungspläne ausgearbeitet. Denn bevor ein Bauprojekt erarbeitet werden kann, müssen verschiedene Perimeter festgeschrieben werden. Dazu gehören etwa Anzahl, Lage und äussere Abmessungen der Bauten, aber auch, wie diese später genutzt werden sollen.

Das gesamte Gebiet der Investorengruppe ist in zwei Teile unterteilt. Zum einen geht es beim Gestaltungsplan Juckeren um das Gelände rund um die Fabrik.

Zum anderen sollen aber auch auf der gegenüberliegenden Seite der Juckerenstrasse entlang dem Fabrikkanal neue Gebäude entstehen. Die Details regelt der Gestaltungsplan Baumgartenholz. Die beiden Pläne wurden am Montagabend der Gemeindeversammlung in Bauma vorgelegt – in zwei verschiedenen Geschäften.

Angst vor «übermächtigen» Gebäuden

Dabei zeigte sich, dass viele Einwohner im Weiler mit den Plänen der Investoren nicht einverstanden sind. Im Fokus: das Gebiet Baumgartenholz. Die dort angedachten Bauten sorgten für besonders viel Unverständnis. 40 und 50 Meter lange Gebäude seien zu gross, war die Meinung vieler.

Man sieht einen Plan mit geplanten Gebäuden.
Vor allem die grossen Gebäude entlang dem Fabrikkanal (E, F und G) sind vielen Einwohnern von Juckeren ein Dorn im Auge. Die bestehenden Häuser sind braun eingezeichnet, die geplanten Neubauten gelb.

«Die Gebäude sind übermächtig und integrieren sich nicht ins Dorfbild», sagte ein Anwesender, der in unmittelbarer Nähe wohnt. Er hatte für die Gemeindeversammlung eigens eine Powerpoint-Präsentation erstellt und sprach für fast zehn Minuten.

Besonders die drei Häuser zwischen Töss und Kanal sind ihm ein Dorn im Auge. «Sie verunmöglichen die Durchsicht zum Dorf.»

Ist Bauma wie Zürich?

Seinem Votum schlossen sich andere an. «Es gibt nirgends so grosse Häuser», meinte ein anderer Stimmbürger, der ebenfalls im Weiler wohnt. Mit dem Gestaltungsplan Baumgartenholz kaufe man die Katze im Sack. Er stellte sogar die Befürchtung in den Raum, dass eine Privatstrasse enteignet werden könnte, um die Garagenzufahrt sicherzustellen.

Man sieht aus der Vogelperspektive auf den Weiler Juckeren.
Die Diskussionen drehten sich vor allem um das Gebiet Baumgartenholz. Auf der grünen Fläche sind mehrere Gebäude geplant. (Archiv)

Neben kritischen Voten von Anwohnern gab es aber auch generell kritische Stimmen zum Bevölkerungswachstum in der Gemeinde, wo im Moment zahlreiche grössere Bauprojekte geplant sind. Bauma rechnet in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit einem Zuwachs von rund 1500 Einwohnern. Die Einwohnerzahl würde so auf 6500 steigen.

Investoren prüfen Optionen

Beim Baumgartenholz war es schliesslich eine klare Sache. Mit nur gerade 78 Ja- zu 202 Nein-Stimmen wurde der Gestaltungsplan abgelehnt. Es folgte Applaus, den Gemeindepräsident Res Sudler (parteilos) schnellstmöglich unterbinden wollte.

Anschliessend ging es dann auch noch um das Gebiet Juckeren. Obwohl rund um die alte Weberei ebenfalls markante Neubauten entstehen sollen, scheinen sich die Einwohnerinnen und Einwohner damit arrangieren zu können.

Es war kein überdeutliches Ja, aber trotzdem ein klares. Mit 171 Ja- zu 109 Nein-Stimmen wurde der Gestaltungsplan angenommen. Ein Antrag auf Urnenabstimmung blieb chancenlos.

Der Plan wird nun dem Kanton zur Prüfung vorgelegt. Wird er genehmigt, kann die Investorengruppe ein Bauprojekt erarbeiten. Wie es mit dem Baumgartenholz weitergeht, weiss sie noch nicht.

«Wir werden den Entscheid der Gemeindeversammlung analysieren und unsere Optionen prüfen», sagte David Trümpler, Mitinvestor und Geschäftsführer der J. Jucker AG, nach der Versammlung. Da die Bauherren ohnehin zuerst das Gebiet Juckeren angehen wollen, bleibt ihnen Zeit dafür.

Feuerwerksverbot kommt an die Urne

Die Traktandenliste der vierstündigen Gemeindeversammlung in Bauma war lang. Die Versammlung …

genehmigte die Jahresrechnung 2024 mit grossem Mehr;

empfiehlt ein Ja zur Aktienkapitalerhöhung des GZO Spitals Wetzikon;

verabschiedete die neue Verordnung über die Beiträge für die familienergänzende vorschulische Kinderbetreuung;

stimmte nach längeren Diskussionen der Initiative für ein Verbot von lautem Feuerwerk zu – mit 170 zu 153 Stimmen. Doch das Geschäft kommt nach einem entsprechenden Antrag an die Urne.

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