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Wirtschaft

Das Wachstum macht auch vor dem ländlichen Bauma nicht halt

Die Wachstumskurve in Saland kennt nur eine Richtung. Und doch hat das Wachstum Grenzen. Wie sich die Gemeinde vorbereitet und vermeiden will, dass Saland zum «Schlafdorf» verkommt.

Baustellen gehören zum Dorfbild: Saland ist einer der am stärksten wachsenden Orte in der Region.

Foto: Simon Grässle

Das Wachstum macht auch vor dem ländlichen Bauma nicht halt

Begehrtes Bauland im Tösstal

In Saland und Juckern gehören Bauvisiere und Kräne bald zum Ortsbild. Für den Gemeindepräsidenten ist das kein Zufall. Das Wachstum begrüsst er – dennoch wünscht er sich mehr als nur zusätzlichen Wohnraum.

Sie tragen schmeichelnde Namen wie Dihei, Haselufer oder Räuchi: die Wohnüberbauungen, die in Saland und im Weiler Juckern in den nächsten Jahren entstehen. In der Gemeinde Bauma ist ein Bauboom im Gange, der in der Region seinesgleichen sucht.

Er zeigt eindrücklich: Nicht nur die urbanen Räume des Oberlands wachsen, auch in den ländlichen Gebieten wird das vorhandene Potenzial in den kommenden Jahren ausgeschöpft.

In Saland wird das an mehreren Stellen augenfällig. Die grünen Lücken werden wie in einem Puzzle nach und nach gefüllt. Zu den Projekten, die sich in der Planungsphase befinden oder bereits im Bau sind, gesellen sich noch zwei weitere grössere Entwicklungsgebiete.

Mit dem Gebiet Ischlag – rund sechs Fussballfelder gross – und den Arealen Baumgartenholz und Juckern rund um die alte Weberei Grünthal ist für die letzten grösseren Entwicklungsgebiete der Gemeinde ebenfalls bereits eine Bebauung geplant. Jeweils rund 200 bis 300 Wohnungen wollen Investoren dort realisieren.

Für beide Projekte gibt es Gestaltungspläne – das erste Projekt hat die Gemeindeversammlung im vergangenen Dezember mit grossem Mehr bewilligt. Für die Areale Juckern und Baumgartenholz steht dasselbe noch bevor – sie kommen voraussichtlich im Sommer vors Volk. Demnächst startet die Gemeinde mit der Groberschliessung für jenes Gebiet.

Die Gemeinde rechnet in den nächsten 10 bis 15 Jahren mit einem Zuwachs von rund 1500 Einwohnern. Bauma hätte dann rund 6500 Einwohner. «Dann sind die Baulandreserven so gut wie ausgeschöpft», sagt Gemeindepräsident Andreas Sudler (parteilos). Die Chance, dass Kulturland eingezont wird, hält er für klein. Allerdings steht für ihn fest, dass Saland dereinst grösser wird als das Dorf Bauma.

Dass es plötzlich schnell geht mit dem Wachstum, führt Sudler vor allem auf Eigentümerwechsel in den letzten Jahren zurück. «Viele Areale haben lange etwas vor sich hingedümpelt. Die neuen Besitzer wollen jetzt vorwärtsmachen.» Saland sei zudem einer der wenigen Orte in der Region, die noch grössere zusammenhängende Baulandreserven hätten.

Wohnungen kommen, Beizen und Läden gehen

Das Wachstum hält er trotz dem Tempo für gesund. Was die Infrastruktur angehe, sei man vorbereitet, man plane diese proaktiv. So hat die Gemeinde 2023 eine Machbarkeitsstudie für einen Ausbau des Schulhauses Haselhalden erstellt. In der neuen Überbauung Dihei mietet sich die Schule mit einem Kindergarten ein. Zudem würden Anstrengungen zur Verbesserung von Strassen- und Schienenverkehr laufen.

Finanziell sei man gar angewiesen auf das Wachstum, betont Sudler. «Klar hätten wir diese schöne Gegend lieber für uns, aber man muss immer beide Seiten sehen und einen gutschweizerischen Kompromiss finden.»

Die Infrastruktur richtet Bauma auf eine «kritische Grösse» von etwa 7000 Einwohnern aus. Gemeindeschreiber Roberto Fröhlich geht davon aus, dass diese Grösse, verglichen mit heute, zu sinkenden Verwaltungskosten pro Kopf führt.

Noch grösser würde die Gemeinde vermutlich nur mit Verdichtung von bereits bebautem Gebiet. Diese ist aber aktuell kein Thema. Sudler: «Und ich glaube nicht, dass sich Bauma gross dafür eignet.»

Man sieht eine Visualisierung mit drei Mehrfamilienhäusern.
Nur eines von vielen Projekten: die Überbauung auf dem Areal der Schinkenräucherei Lötterle, die bis 2026 entsteht.

Der Gemeindepräsident wünscht sich, dass in Saland dereinst auch wieder Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten Platz finden – damit es nicht zum «Schlafdorf» wird. Er sagt das nicht ohne Grund: Mit der Räucherei, die ebenfalls Wohnblöcken weicht, der Bäckerei Rathgeb und dem Café Chelleland haben unlängst gleich mehrere Betriebe ihre Türen geschlossen.

Stimmen aus der Bevölkerung, die sich etwa mehr Läden wünschen, hat es laut Sudler schon mehrere gegeben. Klar ist für ihn aber: «Wir können als Gemeinde nur darauf hinweisen. Wir müssen auch den Markt spielen lassen und sollten den Investoren nicht zu fest reinreden.»

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