Ex-Nasa-Wissenschaftsdirektor spricht am Ustertag
Traditionsanlass in Uster
Nach zwei Bundesräten und dem Chef der Armee ist dieses Jahr ein Wissenschafter an der Reihe: Am 23. November tritt der Astrophysiker Thomas Zurbuchen als Hauptredner des Ustertags auf.
Es gibt im Ustertagkomitee ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Rednerinnen und Redner am Traditionsanlass jeweils alternierend aus Politik, Wirtschaft, Militär und dem Bereich Wissenschaft und Kultur kommen sollen.
Die jährlich stattfindende Ustertagfeier erinnert an eine grosse Volksversammlung vor bald 200 Jahren. Am 22. November 1830 strömten rund 10'000 Menschen auf den Ustermer Zimikerhügel, um auf friedliche Weise gegen die Bevormundung der Landschaft durch die Stadt zu demonstrieren. Sie legten damit die Basis für den modernen Kanton Zürich, denn nur vier Monate später erhielt dieser eine neue Verfassung.
Dieses für die Geschichte des Kantons Zürich einschneidenden Ereignisses wird alljährlich an einem Sonntag Mitte/Ende November mit einer Feier in der reformierten Kirche von Uster gedacht. Die Festansprache, gehalten von einer bedeutenden Schweizerin oder einem bedeutenden Schweizer, wird jeweils von musikalischen Beiträgen umrahmt und durch eine Vorrede eingeleitet. Nach dem Festakt ist die Bevölkerung zu einem Apéro eingeladen, dem das traditionelle Risotto-Essen folgt. (cb)
Ganz so streng genommen wird das aber nicht. Nachdem 2020 wegen der Corona-Pandemie gar keine Feier hatte stattfinden können, sprach 2021 der damalige CEO der Zürcher Kantonalbank, Martin Scholl. Ihm folgten gleich zwei FDP-Bundesräte, zuerst Karin Keller-Sutter, dann Ignazio Cassis. Und letztes Jahr war die Reihe schliesslich an Korpskommandant Thomas Süssli, dem Chef der Armee. Das Ustertagkomitee sucht die Referenten jeweils in Eigenregie aus.
Asteroid nach Zurbuchen benannt
Und so ist es nun ein Wissenschaftsvertreter, der am 23. November von der Kanzel der reformierten Kirche Uster sprechen wird. Damit muss der Astrophysiker Thomas Hansueli Zurbuchen für einmal seine Blickrichtung nach unten richten. Denn beruflich geht sie jeweils nach oben.
Der schweizerisch-US-amerikanische Doppelbürger hat Mitte 2023 als Professor für Weltraumwissenschaft und -technologie die Leitung des ETH Zürich Space übernommen. Berühmt ist Zurbuchen aber vor allem wegen seiner Tätigkeit als Wissenschaftsdirektor der Nasa. Diese Funktion hatte er von Oktober 2016 bis Ende 2022 inne und verantwortete ein Budget von acht Milliarden Dollar. Mit einer Amtszeit von mehr als sechs Jahren war er der am längsten wirkende Wissenschaftsdirektor der Nasa.
Als Wissenschaftsdirektor war Zurbuchen für 91 Nasa-Missionen verantwortlich. Darunter waren etwa das James-Webb-Teleskop, die Perseverance-und-Ingenuity-Mars-Rover-Missionen oder die Parker Solar Probe. Für seine Arbeit erhielt er mehrere Auszeichnungen. Im September 2021 wurde sogar ein Asteroid nach ihm benannt.
Forum findet Fortsetzung
Die diesjährige Ustertagfeier wird am 23. November um 14 Uhr in der reformierten Kirche Uster beginnen. Bereits vier Tage zuvor wird der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann mit einem Referat auf diese Feier einstimmen. Zum dritten Mal organisiert das Komitee ein Ustertag-Forum.
Straumann, der als ordentlicher Professor an der Universität Zürich lehrt, wird am 19. November um 19 Uhr im Gemeinderatssaal des Stadthauses über «Politik und Wirtschaft zur Zeit der liberalen Revolutionen von 1830» sprechen.