Das Bankjubiläum führt den ZKB-Chef nach Uster
Es war am 22. November 1830, als in Uster gut 10‘000 Männer gegen die Bevormundung der Landschaft durch die Stadt Zürich demonstrierten. Nur vier Monate später erhielt der Kanton Zürich eine neue Verfassung. Doch mit diesem Schritt war die Unzufriedenheit noch lange nicht beseitigt. 37 Jahre später begehrte das Volk erneut in grossem Stil auf gegen die herrschenden Verhältnisse. In der Kritik standen die « heillose Interessenwirtschaft » und der « zu grosse Einfluss der Regierung » , die in den Händen der Liberalen lag. Am 15. Dezember jenes Jahren kamen daher in Bülach, Winterthur, Zürich und wieder in Uster Tausende an Volksversammlungen zusammen, um zu protestieren.
Fischenthaler als Bankvater
Gefordert wurde damals nicht nur das Referendums- und Initiativrecht, die Direktwahl des Regierungsrates und ein Proporzsystem für die Kantonsratswahlen, sondern auch die Gründung einer staatlichen Kantonalbank. Promotor dieser Idee war der Fabrikant und Zürcher Grossrat Johann Jakob Keller aus Fischenthal, der in Uster als Redner auftrat. Keller war nicht der erste, der die Schaffung einer solchen Institution anregte, aber er tat dies mit besonderer Verve – und mit Erfolg, so dass ihm sein Engagement den Übernamen « Bankvater » eintrug.
Auslöser der Idee war der Kreditnotstand in den Dörfern und Kleinstädten des Kantons. Das Volk erwirkte eine neuerliche Verfassungsrevision und mit ihr auch die Gründung der Kantonalbank. Die Zeit der Liberalen war vorbei und neu hatten die Demokraten das Sagen. Und am 15. Februar 1870 eröffnete die neue Bank ihre erste Filiale.
Gemeinsame Geschichte
Mit dieser Vorgeschichte war es für das Ustertag-Komitee klar, dass im Jubiläumsjahr der ZKB dessen Chef Martin Scholl an der Feier vom 22. November als Hauptredner auftreten sollte. Nun liegt die definitive Zusage vom Vorsitzenden der Generaldirektion der ZKB vor, wie Ustertag-Obmann Werner Egli erklärt. Die Coronakrise hat der ZKB das Jubiläumsjahr gehörig vermiest. Verschiedene Veranstaltungen, darunter auch der Erlebnisgarten auf der Zürcher Landiwiese, müssen ins 2021 verschoben werden. Am Ustertag soll der Kantonalbank-Chef nun aber einen grossen Auftritt erhalten.
Scholl übernahm den Vorsitz 2007 der Generaldirektion, der er seit 2002 angehört. Bis 2005 war Scholl Leiter der Geschäftseinheit Firmenkunden, ab 2006 dann der Geschäftseinheit Privatkunden. Er verfügt bereits über eine längere Laufbahn bei der ZKB, wo er schon seine Banklehrere absolviert hatte. Der ZKB-Chef ist zudem Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung, Vizepräsident des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken und hat einige weitere Chargen inne, unter anderem ist er auch Mitglied des Stiftungsrates des FCZ-Museums.
Vorredner aus Stäfa
Die öffentliche Feier in der reformierten Kirche Uster wird um 14 Uhr beginnen. Als Vorredner wirkt Christian Haltner (FDP), Gemeindepräsident von Stäfa. Auch sein Auftritt hängt mit einem Jubiläum zusammen. Vor 225 Jahren spielte sich der sogenannte Stäfner Handel ab, eine Auseinandersetzung der Landgemeinde mit der Stadt Zürich – die Konfliktlinie, die noch jahrzehntelang die Landbevölkerung beschäftigen sollte.
Der Ustertag soll auch im Coronajahr gefeiert werden
Das Coronavirus hat auch Auswirkungen auf den Traditionsanlass. Die Feier wird am 22. November steigen – sofern die Versammlungsgrösse auf 1000 Personen angehoben wird.
150 Jahre Zürcher Kantonalbank, 190 Jahre Ustertag: Zwei Jubiläen, die aufgrund der gemeinsamen Geschichte gut zusammenpassen. Das Coronavirus hat nun aber die ZKB gezwungen, verschiedene Feierlichkeiten aufs nächste Jahr zu verschieben. Dem Virus nicht zum Opfer fallen soll dagegen die Ustertag-Feier am 22. November. Und dort ist als Hauptredner ZKB-Chef Martin Scholl vorgesehen.
« Wir wollen den Grossanlass dieses Jahr durchführen, aber nur, wenn die jetzt bestehende 300-Personen-Grenze aufgehoben wird » , hält Ustertag-Obmann Werner Egli fest. Er hofft, dass der Bundesrat Ende Juni zum Entscheid kommt, dass ab Herbst die erlaubte Versammlungsgrösse auf wenigstens 1000 Personen erweitert wird.
Der Traditionsanlass zieht jeweils Hunderte Besucher in die reformierte Kirche in Uster, die 1000 Plätze aufweist. Die Feiernden ziehen jeweils zum anschliessenden Apéro in die Landihalle weiter. Und dann teilt sich die Gesellschaft jeweils auf zwei Räume zum Risottoessen auf: Die Bevölkerung speist in der gut 500 Personen fassenden Stadthalle, während die geladenen Gäste in den gut 300 Plätze grossen Stadthofsaal dislozieren.
Wie Egli erklärt, könnte er auch mit gewissen Schutzmassnahmen leben. Den definitiven Entscheid, ob der Anlass – und mit ihm auch das Ustertag-Schiessen – durchgeführt wird, soll bis zu den Sommerferien fallen. Doch der Obmann ist guten Mutes, dass am 22. November, auf den Tag genau das 190-Jahr-Jubiläum begangen werden kann.