Zweifel, Zwietracht und zu viele Gefühle helfen niemandem bei der GZO-Rettung
Die Gläubigerversammlung des GZO war eigentlich eine private Veranstaltung. Glücklicherweise durften Medien dabei sein. Sie wurden Zeugen, wie Meinungen, Fakten und Emotionen aufeinanderprallten.
Wenn es um die Rettung des GZO Spitals Wetzikon geht, sind die Fronten verhärtet. Zwischen Gläubigergruppen, dem Regionalspital und seinen Eigentümern. Das war schon vor dem letzten Montag klar. Wie weit auseinander aber die einzelnen Meinungen gehen, offenbarte sich mehr als deutlich in der Gläubigerversammlung. In einer über fünfstündigen Veranstaltung, die vieler Nerven bedurfte. Und die nicht nur der mehrfach persönlich angegriffenen Sachwalterin oder dem Verwaltungsratspräsidenten an die Nieren gingen. Beide verloren zwischendurch ihre Stimmen, mussten leer schlucken.
Denn schon zu Beginn, als es um die Zulassung der Medien an dieser eigentlich privaten und nicht öffentlichen Veranstaltung geht, wird der Ton von einer kleinen Gruppe Anleihegläubiger gesetzt. Ihre Sprecher sind Gregor Greber, eine laute und starke Figur der ersten Stunde der Creditor Group, und der erstmals in Erscheinung tretende Matthias Courvoisier, Anwalt der Kanzlei Baker McKenzie – mit mehr als 4700 Rechtsanwälten in 74 Büros und einem weltweiten Umsatz von 2,9 Milliarden US-Dollar eine der grössten Kanzleien der Welt.
Er vertritt Clearway Capital. Jenen Investmentfonds, der gerichtlich die Absetzung der Sachwalter gefordert hatte. Oder gegen die Überführung des GZO in die definitive Nachlassstundung vorgegangen war und gar gerichtlich die Konkurseröffnung gefordert hatte. Beides ohne Erfolg.
Mit Erfolg bringt vor allem Courvoisier die zahlreich anwesenden Mitarbeitenden gegen sich auf. Seine Fragen mögen im Rahmen des Abstimmungsprozederes – pro Kopf und nicht pro vertretenem Kapital – legitim sein. Allerdings, der Ton macht die Musik. Wurden die Mitarbeitenden gedrängt, die Sitzung zu besuchen, vom Spital gar dafür bezahlt?
Es sind gehörige Unterstellungen, welche die Verantwortlichen logischerweise zurückweisen. Nur sind es nicht die einzigen Zweifel, die geschürt werden. Zahlreiche Aufforderungen, Voten und Fragen «Wort für Wort» im Protokoll zu erfassen, zeugen davon, den Abläufen und der Sitzungsleitung durch die Sachwalter nicht zu vertrauen. Das gilt genauso für gesetzlich vorgegebene Prozesse der Versammlung. Oder bereits gefällte Gerichtsurteile.
Dass die Zweifel einer kleinen, aber lauten Gläubigergruppe gehört werden, zeigt sich in den Abstimmungsresultaten. Umso wichtiger, dass ein Ausschuss eingesetzt wurde, um alle Gläubigergruppen anzuhören.
Dieser soll und muss dem GZO ganz genau auf die Finger schauen. Denn die mit Spannung erwartete Schärfung des Sanierungskonzepts bleibt völlig unklar. Die Frage, wie ein besserer Schuldenschnitt gelingen soll – den man gemäss eigener Aussage unbedingt erreichen will –, bleibt auch jetzt unbeantwortet. Womit das Spital als zentraler Player auch selbst Zweifel schürt.
Schliesslich geht es um viel Geld. Für alle. Und natürlich ist es legitim, an der Börse mit Geld Geld zu verdienen – was Clearway Capital auch offen zugibt. Nur ist es ethisch und moralisch vertretbar, das mit einem Spitalbetrieb zu tun? Und das zudem zu einem Zeitpunkt, als das GZO bereits angezählt war?