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Wirtschaft

Protest und angeblicher Streik

Lieferdienst-Streit bei Familie Wiesner Gastronomie aus Dübendorf spitzt sich zu

Die Familie Wiesner Gastronomie (FWG) mit Sitz in Dübendorf gibt den hauseigenen Lieferdienst per Ende Oktober auf. Am Mittwoch haben die Kuriere protestiert und laut der FWG die Arbeit niedergelegt.

Die Velokuriere des Dübendorfer Gastrounternehmens, das unter anderem die Negishi-Kette betreibt, gehören zum Stadtbild in Zürich, Bern oder Basel.

Foto: Christian Pfander

Lieferdienst-Streit bei Familie Wiesner Gastronomie aus Dübendorf spitzt sich zu

Die Firma Familie Wiesner Gastronomie (FWG) mit Sitz in Dübendorf gibt den hauseigenen Lieferdienst per Ende Oktober auf. Am Mittwoch haben die Kuriere protestiert und laut der FWG die Arbeit niedergelegt.

Das Dübendorfer Gastrounternehmen Familie Wiesner Gastronomie (FWG) betreibt Restaurants in der ganzen Deutschschweiz, darunter die Sushi-Kette Negishi. Vor 14 Jahren hat die Firma einen Velokurier-Dienst gegründet und gehörte damit zu den Ersten, die ihr Essen mit dem Velo auslieferten.

Im Spätsommer teilte das Unternehmen mit, dass es den Kurierdienst aufgeben wolle – unter anderem wegen der Konkurrenz durch Uber Eats und Just Eat. «Wir müssen eingestehen, dass wir mit unseren eigenen, kleinen Kurierbetrieben gescheitert sind», liessen sich Daniel und Manuel Wiesner von der Volketswiler Unternehmerfamilie zitieren.

Betroffen sind 120 Kurierinnen und Kuriere, die in den Städten Zürich, Bern, Basel und Zug tätig sind und per 1. November ihren Job auf dem Velo verlieren werden. In Zürich sind 38 Mitarbeitende von der Schliessung betroffen.

Protestaktion vor dem «Kitchen Republic»

Etwa 30 Personen – Velokurierinnen und Velokuriere inklusive Personen, die sich solidarisierten – versammelten sich am Mittwochvormittag vor dem Restaurant Kitchen Republic, um gegen die FWG zu demonstrieren. Den Mitarbeitenden wurde ein Sozialplan versprochen, am Mittwoch hätte laut einer Demonstrantin das erste Treffen stattfinden sollen. Anstelle des Sozialplantreffens fand eine Protestaktion statt. Das Motto: «FWGahts no!?» Die Protestler hielten Transparente hoch und assen gemeinsam Suppe. Im Hintergrund lief das Lied «Fahrrad fahr’n» von Max Raabe.

Laut einer Teilnehmerin der Aktion ist das Gastrounternehmen dafür verantwortlich, dass die Sozialplanverhandlung nicht zeitnah begonnen hat. Die Mediatorin der Gastrofirma konnte am Mittwoch nicht anwesend sein, weshalb die Sozialplanverhandlung auf den 30. Oktober verschoben wurde – zwei Tage vor dem letzten Arbeitstag.

Man sieht protestierende Kurierinnen und Kuriere vor einem Haus.
Die «Velo-Riders» wünschen sich Unterstützung.

Nach dem Mittag verschickte die FWG eine Medienmitteilung, in der stand, es habe in Zürich eine «kurze, lokale Arbeitsniederlegung aus Protest gegen die Schliessung des eigenen Velokurierinnen- und Velokurier-Diensts» gegeben. Die Gewerkschaft Syndicom, die die Interessen der Velokurierinnen und Velokuriere vertritt, widerspricht dieser Darstellung. «Unsere Mitglieder haben wie gewohnt gearbeitet und nachweislich geliefert, wenn ihnen ein Lieferauftrag zugeteilt wurde», heisst es in der schriftlichen Stellungnahme.

Sozialplan in Aussicht gestellt

Die Protestierenden fordern die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über einen Sozialplan sowie weitere Massnahmen. Laut Daniel Wiesner sind bereits einige dieser Forderungen in Umsetzung: So biete die FWG Jobcoachings, Beratungsgespräche, Deutschkurse sowie interne Bewerbungsmöglichkeiten an. Zusätzlich fordern die Protestierenden, von denen die meisten Teilzeit in kleinen Pensen angestellt sind, finanzielle Entschädigungen in Höhe von 24 durchschnittlichen Monatslöhnen. Wie hoch diese Summe ist, ist unklar.

Am 30. Oktober soll mit der Verhandlungsdelegation und der Gewerkschaft der Sozialplan ausgearbeitet werden. Dieser wird laut Daniel Wiesner zusätzlich zu den bereits bestehenden Unterstützungsmassnahmen und dem Härtefallfonds von 50’000 Franken finanzielle Entschädigungen enthalten. Obwohl auch Mitarbeitende in Bern, Basel und Zug betroffen sind, kam es bisher nur in Zürich zu einem Protest.


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