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Politik

Bassu und Bürgin an einem Tisch

Rettung des GZO ist eine Frage des Glaubens – für Befürworter und Gegner

Hält der Businessplan des GZO Spital Wetzikon, was er verspricht? Das ist nur eine Frage, welche die Aktionärsgemeinden spaltet, wie ein Gespräch mit Pascal Bassu und Yvonne Bürgin zeigt.

Pascal Bassu (links) und Yvonne Bürgin (rechts): Angeregt diskutieren sie über das GZO Spital Wetzikon.

Foto: Simon Grässle

Rettung des GZO ist eine Frage des Glaubens – für Befürworter und Gegner

Hält der Businessplan des GZO Spitals Wetzikon, was er verspricht? Das ist nur eine Frage, welche die Aktionärsgemeinden spaltet, wie ein Gespräch mit Pascal Bassu und Yvonne Bürgin zeigt.

Eigentlich sitzen sie am selben Tisch, der Wetziker Stadtpräsident Pascal Bassu (SP) und Rütis Gemeindepräsidentin Yvonne Bürgin (Die Mitte). Nicht nur wortwörtlich an diesem Morgen, sondern auch, wenn es ums GZO Spital Wetzikon geht. Beide sind mit ihren Gemeinden Besitzer und Aktionäre des in Schieflage geratenen Regionalspitals. Beide müssen ihren Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern eine Aktienkapitalerhöhung zur Abstimmung vorlegen.


>> Lesen Sie hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen vor der Abstimmung über die Aktienkapitalerhöhung.


Doch damit hat es sich eigentlich. Denn Bassu und Bürgin sitzen nicht nebeneinander, sondern auf verschiedenen Seiten des Tischs. Er steht für das Sanierungskonzept und die damit benötigte Aktienkapitalerhöhung ein. Sie spricht von Visionen und Hoffnungen, deretwegen sie den Rütnerinnen und Rütnern keine Empfehlung für ein Ja nahelegen könne.

Rüti und Bubikon sind die zwei der zwölf Aktionärsgemeinden, welche die Aktienkapitalerhöhung ablehnen. Insgesamt werden von den Gemeinden 50 Millionen Franken benötigt. Das Geld fliesst allerdings nur, wenn die Gläubiger des Spitals im kommenden Frühjahr dem Schuldenschnitt zustimmen. Sollte dies der Fall sein, wird das Geld der Gemeinden dafür benutzt, den operativen Betrieb weiter aufrechtzuerhalten und den unfertigen Neubau zu «veredeln».

Und so sehr Bassu und Bürgin die ablehnende Haltung gegenüber der Gesundheitsdirektion eint, von der sich beide in der aktuellen Krise mehr Verantwortung erhofft hätten, so sehr sind sie sich in der Sanierungsfrage uneins. Dabei wird eines offensichtlich: Für beide ist es eine Frage des Glaubens.

Immer wieder fallen sich der 55-Jährige und seine ein Jahr jüngere Kontrahentin ins Wort, nicht immer lassen sie ihr Gegenüber aussprechen, hie und da erheben sie kurz ihre Stimme, wenn es darum geht, ob der vom Spital vorgelegte Sanierungsplan realistisch ist. Dieser ist in ein gut 90-seitiges PDF verpackt, für alle einseh- und studierbar, von externen Beratern verfasst und plausibilisiert.

Man sieht eine Tabelle.
Von Experten als bestes Szenario eingeschätzt: der Fortbestand des GZO nach der Sanierung in einem Verbund.

«In Rüti können wir einfach nicht mehr alles glauben, was uns gesagt wird», argumentiert Bürgin. Immer wieder habe sie in den letzten Jahren kritische Fragen gestellt und aus ihrer Sicht unbefriedigende Antworten erhalten, auch jetzt wieder im Rahmen von Gesprächen zur aktuellen Lage.

«Ihr beurteilt die Antworten einfach anders», entgegnet Bassu.

Ein älterer Mann mit Brille sitzt hinter einem Tisch, vor sich hat er einen Laptop.
Pascal Bassu (SP) sagt: «Der Konkurs des GZO Spitals Wetzikon ist für alle die denkbar schlechteste Lösung.»

«Aus unserer Sicht präsentiert das Konzept zu wenige Fakten, die Frage nach dem Verbund ist kein Fakt, sondern eine Vision», schallt es von ihrer Seite – «der Verbund kann doch erst kommen, wenn das Spital saniert ist», von seiner.

Huhn oder Ei, Sanierung oder Verbund?

Es sind Fragen, bei denen man sich oft im Kreis dreht. Oder versucht, das Huhn-Ei-Problem zu lösen: Kann zuerst ein Spitalverbund bestimmt und definiert werden, wer in diesem welche Dienstleistungen anbietet, wie von Rüti gefordert? Oder muss zuerst saniert werden, damit Partner überhaupt bereit wären, mit einem gesundeten GZO zu sprechen, wie von Wetzikon erläutert?

Der Expertenbericht legt dar, dass das Sanierungskonzept ambitioniert, aber nicht unrealistisch ist. Wetzikon und neun andere Gemeinden würden glauben, dass der Businessplan nicht schlechter sei als der anderer Spitäler, sagt Bassu. Und Bürgin erwidert: «Spitäler sind ein hochemotionales Thema, da wird der Businessplan mit der rosaroten Brille angeschaut.» Sie ergänzt, dass sie ja in Rüti schon eine Spitalschliessung erlebt habe. «Das Leben dreht sich danach trotzdem weiter. Und manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als gar keines.»

Eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren sitzt hinter einem Tisch, vor ihr ein Wasserglas und Dokumente.
Yvonne Bürgin (Die Mitte) empfiehlt dem Stimmvolk in Rüti, der Aktienkapitalerhöhung nicht zuzustimmen.

Der Wetziker Stadtpräsident ist damit gar nicht einverstanden. «Der Konkurs ist für alle, das Spital, die Gemeinden, die Gläubiger, die denkbar schlechteste Lösung», sagt er mit erhobener Stimme. Nur um nachzuschieben: «Wir tragen garantiert keine rosarote Brille, eure ist einfach dunkelschwarz.» Und er verweist auf die Einschätzungen der Experten.

Gradmesser am 11. Juni

Rund anderthalb Stunden dauert das Gespräch über das GZO, Fehler im Gesundheitssystem, unlautere Angebote von zweifelhaften Käufern, Vergangenheitsbewältigung und den Blick in die Zukunft. «Wir sind nicht zerstritten, wir schätzen gewisse Dinge einfach anders ein», bringt es Rütis Gemeindepräsidentin letztlich auf den Punkt.

Was jetzt folgt, sind die Einschätzungen der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Die Gemeindeversammlung in Fischenthal vom 3. Juni wird diesbezüglich ein erstes Signal sein – bevor dann mit Bubikon am 11. Juni ein erster wirklicher Gradmesser ansteht.

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