Überraschendes Budget: Hinwil plant mit einem tieferen Steuerfuss
Umgekehrte Vorzeichen
Erst im April verfügte der Regierungsrat eine Steuererhöhung von 7 Prozentpunkten in Hinwil. Jetzt sollen die Steuern wieder sinken.
Die Stimmberechtigten von Hinwil entschieden am 18. Mai, die Politische Gemeinde und die Schule zur Einheitsgemeinde zusammenzuführen. Auch wenn die angepasste Gemeindeordnung erst Mitte nächstes Jahr definitiv in Kraft tritt, präsentieren Gemeinde und Schule bereits jetzt ein gemeinsames Budget.
Was auf den ersten Blick am meisten überrascht: Den Steuerfuss will die Gemeinde von 119 auf 116 Prozent reduzieren. Die Ausgaben belaufen sich auf rund 92,6 Millionen und die Einnahmen auf 92,2 Millionen Franken, was in einem Minus von 460’000 Franken resultiert.
Die grössten Kostensteigerungen erwartet die Gemeinde im Asylwesen. Im Vergleich zum Vorjahr dürften die Ausgaben hier um 650’000 Franken – also um 389 Prozent – ansteigen. Zudem geht Hinwil von Mehrkosten im Millionenbereich in der allgemeinen Verwaltung (1 Million Franken) sowie in der Bildung (1,89 Millionen Franken) aus.
Im kommenden Jahr stehen Investitionen von über 20 Millionen Franken an. Die Kapitalerhöhung für das GZO Spital Wetzikon fällt mit 5,66 Millionen Franken am meisten ins Gewicht, gefolgt von der Sanierung von Wasserleitungen für 5,32 Millionen und Strassensanierungen für 4,66 Millionen Franken. (jgu)
Der Regierungsrat als Aufsichtsbehörde setzte den Steuerfuss der Schule dann auf 73 Prozent fest – womit er dem zweiten Vorschlag nachkam. Zusammengerechnet mit der Politischen Gemeinde lag der Steuerfuss letztlich bei 119 Prozent.
In der ersten Budgetdebatte hatte der RPK-Präsident Osi Achermann (Die Mitte) erklärt, dass eigentlich auch die Politische Gemeinde ihre Steuern hätte anheben müssen, wenn man nicht die finanzpolitische Reserve aufgelöst hätte. Wie ist es nun also möglich, dass nach dem Entscheid zur Bildung der Einheitsgemeinde eine Steuerfussreduktion angestrebt wird?
Mehr Geld als erwartet
«Zur Steuererhöhung letztes Jahr war man wegen des sogenannten Haushaltsgleichgewichts gesetzlich verpflichtet», erklärt Florian Michel (Die Mitte), Gemeinderat und Ressortvorsteher Finanzen, Steuern und Liegenschaften.
Nächstes Jahr hingegen profitiert die Gemeinde von einem beachtlich höheren Beitrag aus dem kantonalen Finanzausgleich. Insgesamt fliessen 20,3 Millionen Franken in die Hinwiler Gemeindekasse – also gut 9,5 Millionen Franken mehr als im Vorjahr.
«Aber auch die grossartigen Sparmassnahmen der Gemeinde und der Schule tragen dazu bei, dass wir den Steuerfuss wieder senken können», sagt Michel. So habe man beispielsweise interne Prozesse optimiert und anstehende Sanierungen überprüft und priorisiert. Die Einsparungen hängen jedoch nicht mit dem Zusammenführen der Schule und der Politischen Gemeinde zusammen.
Es ist nun das Ziel der Gemeinde, den Steuerfuss über die kommenden Jahre stabil zu halten. Was passiert aber, wenn die Beiträge aus dem Finanzausgleich wieder zurückgehen? Florian Michel versichert, dass die Senkung des Steuerfusses nachhaltig ist und dieser auch bei weniger Zuschüssen nicht gleich wieder nach oben angepasst werden muss.
«Die 3 Prozentpunkte sollen ein Zeichen für die Bevölkerung sein. Wir haben ihre Anliegen gehört.» Über das Budget 2026 und den Steuerfuss befindet die Gemeindeversammlung am 10. Dezember.