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Politik

Gemeindeversammlung entscheidet klar

Seegräben sagt Ja zu Spitalbeitrag

Die Gemeinde Seegräben unterstützt das Spital Wetzikon mit 675’000 Franken. An der Gemeindeversammlung am Dienstag fiel der Entscheid einstimmig.

Grosse Einigkeit herrscht unter der Seegräbner Stimmbevölkerung, wenn es um die Zukunft des Spitals Wetzikon geht.

Foto: Karin Sigg

Seegräben sagt Ja zu Spitalbeitrag

Die kleinste Aktionärsgemeinde des GZO stimmte gestern Abend einer Anteilserhöhung um 675'000 Franken zur finanziellen Sanierung des Spitals Wetzikon zu.

Im Seegräbner Buechwäid-Saal stimmte die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung über die Aktienkapitalerhöhung für das GZO Spital Wetzikon ab. Gemeindepräsident Marco Pezzatti (FDP) begrüsste 111 stimmberechtigte Einwohnerinnen und Einwohner. «Die restlichen der insgesamt 984 Stimmbürger sind wohl am Heuen», mutmasste er.

Pezzatti machte eine Zusammenfassung über die aktuelle Lage des GZO. Ausserdem stellte er klar, dass die 50 Millionen Franken, die auf die Aktionärsgemeinden aufgeteilt werden sollen, nur eine der drei Säulen des umfassenden Sanierungskonzepts sind. «Hinzu kommen noch der Schuldenschnitt von bis zu 70 Prozent für die Gläubiger sowie weitere Sparmassnahmen.»

Im Anschluss an die Refinanzierung plant das GZO gemäss Sanierungskonzept, einen Verbund mit weiteren Spitälern einzugehen. «Das ist aber erst möglich, wenn die Schuldenlast getilgt ist.»

Die für die Aufstockung des Aktienkapitals benötigten Geldmittel über 675’000 Franken könne die Gemeinde aus eigenem Bestand zur Verfügung stellen. Aufgrund der soliden finanziellen Ausgangslage hätten die Seegräbner keine Auswirkungen auf den Steuerfuss oder die Investitionsplanung der kommenden Jahre zu befürchten. «Somit empfehlen wir vom Gemeinderat, den Antrag anzunehmen», so Pezzatti.

Als weiteres Traktandum galt es an der Seegräbner Gemeindeversammlung, die Jahresrechnung zu verabschieden.

Bei einem Ertrag von gut 10,2 Millionen Franken und einem Aufwand von gut 9,6 Millionen Franken konnte die Politische Gemeinde einen Ertragsüberschuss von rund 672'000 Franken erwirtschaften.

Dieses positive Ergebnis ist vor allem auf die höheren Steuererträge zurückzuführen. Die Jahresrechnung wurde vom Souverän einstimmig angenommen.(ks)

Eine vollständige Sicherheit existiere nicht. «Aber wir können feststellen, dass der Spitalbetrieb läuft und wir einem kompetenten Verwaltungsrat sowie einer engagierten Geschäftsleitung gegenüberstehen.»

Mit überlegten Fragen schienen die Seegräbner die Vor- und Nachteile präzise abzuwägen. «Wenn ein Zusammenschluss mit anderen Spitälern schon vor Jahren scheiterte – warum sollte es jetzt klappen?», lautete eine davon.

Spitaldirektor Hansjörg Herren erklärte, wie sich die Zeiten – und mit ihnen das GZO – geändert hätten. Zum Zeitpunkt der Prüfung einer Fusion mit dem Spital Uster seien das GZO und die damalige Geschäftsleitung noch in einer überlegenen Situation gewesen. «So wurde das gegenseitige Prüfverfahren zum Kräftemessen», erklärte Herren.

Sowohl in Uster als auch in Wetzikon habe man einen Läuterungsprozess hinter sich und eine andere Grundhaltung. «Es braucht Demut», ist sich der Spitaldirektor sicher. Das Gesundheitswesen stehe unter Druck, «Spitäler brauchen eine gewisse Grösse, um zu rentieren – das wissen auch unsere Mitbewerber».

Man sieht Spitaldirektor Hansjörg Herren vor der Seegräbner Bevölkerung.
Engagiert stand Spitaldirektor Hansjörg Herren den Seegräbner Stimmberechtigten Red und Antwort.

Die meisten der vielen Fragen beantwortete der Spitaldirektor persönlich, etwa wenn es um die Gläubiger oder die Plätze in den umliegenden Spitälern ging oder darum, ob man als Einwohner einer Aktionärsgemeinde gewisse Privilegien habe.

Für die beiden Ortsparteien SVP und FDP traten Philipp Kunz und Gregor Eidenbenz ans Mikrofon. «Die zwölf Aktionärsgemeinden sind im Grunde genommen die Eigentümer des GZO», stellte Kunz in den Raum, «nur schon deshalb sind wir verantwortlich für den Erhalt des Spitals.» Die Verwaltungsratsmitglieder zu jenem Zeitpunkt, als das Spital in die Krise gestürzt sei, seien ebenfalls von den Gemeinden eingesetzt worden. «Das vergrössert unsere Verantwortung.»

Die alles entscheidende Frage

«Ich sehe es Ihnen an, Sie sind jetzt abstimmungsbereit», schloss Marco Pezzatti den Fragenmarathon. Das schienen die Seegräbner tatsächlich zu sein: Ohne Gegenstimmen, mit nur wenigen Enthaltungen, nahm die Bevölkerung die Aktienkapitalerhöhung um 675’000 Franken an.

Drei kleine Hürden auf dem langen Weg zur Sanierung

Es waren gute zweieinhalb Wochen für das GZO Spital. In drei von zwölf Gemeinden sagten die Stimmberechtigten an Gemeindeversammlungen Ja zur finanziellen Beteiligung an der überlebenswichtigen Aktienkapitalerhöhung.

Die übersprungenen Hürden waren die bisher kleinsten. 675'000 Franken in Seegräben, 1,28 Millionen in Fischenthal und 1,64 Millionen in Grüningen. So hoch – oder eben so tief – sind die Beteiligungen in den genannten Gemeinden. Sie machen gerade einmal 7,2 Prozent der insgesamt erforderlichen 50 Millionen aus.

Wie heikel die Mission des GZO ist, zeigte sich letzte Woche im spitalkritischen Bubikon. Zwar schien zunächst auch die mit 3,12 Millionen Franken bisher höchste Hürde übersprungen, doch das Spital blieb bei der Landung hängen. Die Gemeindeversammlung schickte den Unterstützungskredit nach der Annahme weiter an die Urne. Der Entscheid ist damit auf Ende Jahr vertagt.

Was dann auf das Spital wartet, ist vergleichsweise ein Berg. Neun Gemeinden stimmen gleichzeitig über die Kapitalerhöhung ab – darunter auch Bubikon und Rüti, wo die Gemeinderäte nicht an das Sanierungspaket glauben. Beim Showdown am 30. November geht es um gut 46,4 Millionen Franken oder eben die restlichen 92,8 Prozent der Aktienkapitalerhöhung.

Die nächste Herausforderung wartet voraussichtlich schon Ende Juni in Wetzikon. Dann muss das Parlament dort den Millionenkredit an die Urne verabschieden.

Damit die Rettung überhaupt eine Chance hat, müssen nach einer erfolgreichen Aktienkapitalerhöhung im nächsten Jahr auch noch die Gläubiger dem Schuldenschnitt von bis zu 70 Prozent zustimmen. (lel)

Der Applaus im kleinen Saal war laut. Hansjörg Herren zeigte sich nach der Abstimmung sichtlich gerührt. «Dieser Teilerfolg gibt uns Mut und Zuversicht für die bevorstehenden Urnenabstimmungen», äusserte sich der Spitaldirektor im anschliessenden Gespräch.

Herren besucht im Moment zig Veranstaltungen, um mit dem Stimmvolk auf Tuchfühlung zu gehen. «Es berührt mich, wie die Bevölkerung unser Spital erlebt.»

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