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Politik

Gemeindeversammlung debattiert

Wegen GZO fragt sich Dürnten: «Muss denn die Polizei rentieren?»

Dürnten entscheidet erst im November über die Aktienkapitalerhöhung für das GZO Spital Wetzikon. Zweifel an der Notwendigkeit gibt es keine – dafür Kritik in Richtung Gesundheitsdirektion.

Der unfertige Neubau des GZO Spitals Wetzikon: Um ihn zu «veredeln», braucht es 20 Millionen Franken.

Foto: Simon Grässle

Wegen GZO fragt sich Dürnten: «Muss denn die Polizei rentieren?»

Dürnten entscheidet erst im November über die Aktienkapitalerhöhung für das GZO Spital Wetzikon. Zweifel an deren Notwendigkeit gibt es keine – dafür Kritik in Richtung Gesundheitsdirektion.

Rund zehn Minuten: So lange dauerte an diesem Donnerstagabend in Tann die Diskussion zur Aktienkapitalerhöhung für das GZO Spital Wetzikon. Anschliessend waren sich die 103 stimmberechtigten Dürntnerinnen und Dürntner einig: Sie sprachen mit nur vier Gegenstimmen eine Empfehlung zur Annahme der Aktienkapitalerhöhung in Höhe von 3,38 Millionen Franken aus. Letztlich entscheiden wird das Stimmvolk am 30. November an der Urne.

Denn es handelte sich an der Gemeindeversammlung in Dürnten – im Gegensatz zu derjenigen von Fischenthal, das als erste der Aktionärsgemeinden das kriselnde Regionalspital unterstützte – nur um eine Vorberatung. Und wenn diese als Indikator für die Urnenabstimmung herangezogen würde, dann müssen sich das Spital und die ebenfalls in Tann anwesende Spitalführung keine Sorgen machen. Keine Sorgen, dass sie aus dieser Ecke des Bezirks ein Nein zur Finanzspritze erhalten.

Von der Systemrelevanz überzeugt

Nach einem rund viertelstündigen Referat von Gemeindepräsident Peter Jäggi (FDV – Freie Demokratische Vereinigung), in dem nochmals die wichtigsten Eckpunkte des Sanierungskonzepts erläutert wurden, ergriffen nur drei ältere Bürger das Wort. Sie alle sprachen sich für die Aktienkapitalerhöhung aus.

Dürnten ist eine jener zehn Aktionärsgemeinden, die das Regionalspital unterstützen wollen. «Aus unserer Sicht kann nicht auf das GZO verzichtet werden», erklärte Jäggi. 2024 liess sich von 8034 Einwohnerinnen und Einwohnern mehr als die Hälfte im GZO behandeln, 3959 ambulant, weitere 349 stationär. Sollte es das GZO nicht mehr geben, weil es in Konkurs ginge, wären die Notfallstationen der umliegenden Spitäler Uster und Männedorf massiv überlastet, legte Jäggi dar.

«Anders als es die Gesundheitsdirektion darlegt, ist das GZO systemrelevant», erklärte einer der drei Votanten. Niemand hier könne sich vorstellen, dass andere Spitäler Patienten ohne Probleme aufnehmen könnten.

Frage nach der Rendite im Gesundheitswesen

Lob für die ausgearbeitete Weisung und seine Präsentation erhielt der Gemeinderat von einem zweiten Mann, der den Weg zum Rednerpult suchte. «Ich habe das Gefühl, es ist schon alles gesagt, aber ich möchte mich trotzdem äussern.» 1938 im Spital Rüti geboren, anschliessend als Chirurg in diversen Spitälern tätig, wisse er, wovon er spreche.

«Wir denken immer nur ans Geld, fragen uns, was etwas kostet, was wir als Gewinn zurückerhalten.» Dass sich Spitäler selber finanzieren müssten, sei ein Sündenfall. «Muss denn die Polizei, die Feuerwehr oder die Volksschule rentieren?», fragte der Mann mit schütterem weissem Haar die Anwesenden in der Mehrzweckhalle.

Die kurze Diskussion, während der nicht getuschelt oder applaudiert wurde und kritische Stimmen gänzlich stumm blieben, beendete Hugo Müller, Präsident der FDV. Und liess vielleicht einen leisen Hauch von Kritik in seinen Worten durchblitzen.

Natürlich hoffe er, dass das Spital erhalten bleibe, dafür habe sich auch die FDV ausgesprochen. «Falls es aber nicht klappen sollte, dann möchte ich den anwesenden Damen und Herren vom GZO doch nahelegen, sich zu überlegen, ob nicht die Höhenklinik Wald nach Wetzikon in die Spitalräumlichkeiten ziehen könnte.»

Gradmesser Bubikon am 11. Juni

Derzeit planen die Kliniken Valens, zu denen die Zürcher Reha-Zentren und damit auch die Höhenklinik Wald gehören, auf dem Faltigberg einen Neubau für rund 80 Millionen Franken. Nachdem die Baubewilligung erteilt worden war, musste der Baustart verschoben werden. Grund war ein Rekurs aus der Anwohnerschaft, der sich gegen den geplanten Standort in der Landschaftsschutzzone richtet.

Das Projekt ist wegen des Rekurses nach wie vor blockiert – immer wieder waren Stimmen aus der Bevölkerung zu hören, die aufgrund der Krise beim GZO, des unfertigen Spitalneubaus sowie der Millionenkosten für den Reha-Neubau Synergien gefordert hatten. Weder GZO noch Reha-Klinik haben allerdings bis jetzt etwas in diese Richtung verlauten lassen.

Mehr Stimmen, die sich zum GZO und zur Aktienkapitalerhöhung aus Dürnten äusserten, gab es nach dem Votum des FDV-Präsidenten nicht. Wortreicher dürfte es nächsten Mittwoch in Bubikon zu und her gehen, denn Bubikon gehört neben Rüti zu jenen zwei Gemeinden, wo der Gemeinderat eine Aktienkapitalerhöhung ablehnt. Dass der Bubiker Gemeinderat mit einem grösseren Aufmarsch von Bürgerinnen und Bürgern rechnet, verdeutlicht auch die Tatsache, dass die Gemeindeversammlung vom angestammten Ort, dem Geissbergsaal, in die Turnhalle verlegt wird.

Ausserdem …

… hat die Gemeindeversammlung Dürnten ohne Gegenstimme die Jahresrechnung 2024 genehmigt. Die Gemeinde erwirtschaftete einen Gewinn von rund 960’000 Franken, bei einem Gesamtertrag von 60,9 Millionen Franken und einem Aufwand von 59,9 Millionen Franken.

… wurde die Totalrevision der Entschädigungsverordnung ebenfalls ohne Gegenstimme genehmigt. Das letzte Mal angepasst worden waren die Entschädigungen 2013. Sie hatten somit mehr als zehn Jahre Gültigkeit und waren als nicht mehr zeitgemäss betrachtet worden von der Gemeinde. Die neue Verordnung tritt ab 1. Juli 2026 (Beginn der neuen Legislatur) in Kraft. Die pauschalen Entschädigungen für den Gemeinderat und die Schulpflege werden dann nicht mehr der Teuerung angepasst. Für die Gemeinde entstehen jährliche Mehrkosten von gut 53’000 Franken.

… wurde die Frage betreffend den Anschlussvertrag der Ara Weidli an die Ara Rüti zur Genehmigung an die Urnenabstimmung vom 28. September überwiesen – mit nur einer Gegenstimme. Die Ara Weidli, die Dürnten und Bubikon versorgt, soll an die Ara Rüti angeschlossen werden. Grund dafür sind neue, strengere gesetzliche Vorgaben für die Wasserqualität, die für beide Anlagen grosse Investitionen erfordern würden, um unter anderem organische Spurenstoffe und mehr Stickstoff zu eliminieren. Ein Anschluss der Ara Weidli an eine ausgebaute Anlage Rüti hat sich als die wirtschaftlich und ökologisch beste Lösung erwiesen. Diese zentrale Grossanlage kann die Reinigungsleistung und die Betriebssicherheit besser gewährleisten und entlastet zudem sensible Gewässerabschnitte der Schwarz und der Jona. Auch die jährlichen Kosten wären für die beteiligten Gemeinden tiefer als bei einem Weiterbetrieb der einzelnen Anlagen. Teile der Ara Weidli würden zurückgebaut, und das Areal würde anderweitig nutzbar.

… wurde eine Anfrage betreffend Grundstückgewinnsteuern beantwortet. (erh)

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