Gault-Millau adelt «Leschär»: Rüti bekommt 13 Punkte serviert
Italienische Traditionsküche
Das Oberland hat einen neuen Spitzenkoch in Rüti. Für Restaurantinhaber Alessandro Di Girolamo mit seinen hausgemachten Speisen ist die Auszeichnung eine grosse Ehre.
Das Lokal nennt sich «Alessandro Leschär» und steht in Rüti. Ist ein Restaurant aber wirklich so leger, locker und einfach, wenn es mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wird? Darüber lässt sich diskutieren. Was jedenfalls nicht zu diskutieren ist, sind laut Restaurantführer Gault-Millau die Kochkünste von Alessandro Di Girolamo.
Im Mai hat der Restaurantinhaber von der Punktevergabe erfahren – per E-Mail. Abgesehen davon, dass er nun eine offizielle Bestätigung seiner Kochkünste besitzt, hat sich seither aber nicht viel verändert. «Wir bleiben normal», sagt Di Girolamo mit seinem italienischen Akzent.
«Bis heute weiss ich nicht, wann die Restauranttester bei mir vorbeigekommen sind», sagt er. So funktioniert Gault-Millau. Bei potenziellen Restaurants wird ein anonymes Testessen durchgeführt, danach werden Punkte auf einer Skala von 0 bis 20 vergeben – eine Auszeichnung gibt es jedoch erst ab 11 Punkten.
Der «Nonna» sei Dank
Auf der Speisekarte befinden sich traditionelle italienische Speisen. Alle Teigwaren werden von Di Girolamo selbst hergestellt – in einem zusätzlichen Raum im Keller des Gebäudes, er nennt ihn «Laboratorio».
Wie er es von seiner Grossmutter gelernt hat, fertigt er dort verschiedene Teigwarenarten von Hand an. Von Ravioli mit den verschiedensten Füllungen bis hin zu Randen-Gnocchi, die mit ihrer rosaroten Farbe ins Auge stechen.
Auch der Rest auf seiner Speisekarte ist von seiner Grossmutter geprägt. So steht momentan ein Kräuterrisotto auf dem Menü. Bei diesem liess er sich von zwei bestehenden Gerichten inspirieren. «Es ist eine Fusion aus einem Rezept meiner Grossmutter und einer Kreation von Spitzenkoch Andreas Caminada», erklärt Di Girolamo.
Der italienische Koch mag es jedoch nicht nur, die Rezepte seiner Grossmutter mit denen von Caminada zu vermischen. Er setzt auch auf Fusion bei seinen Zutaten. So stehen einige italienische Gerichte auf der Menükarte, denen ein orientalischer Touch verliehen wurde.
Mit viel Erfahrung das eigene Restaurant eröffnet
Obwohl das «Alessandro Leschär» sein erstes eigenes Restaurant ist, hat der gebürtige Italiener schon einiges an Erfahrung gesammelt. In Italien hatte er mit 16 Jahren eine Ausbildung zum Kellner absolviert. Danach hat er für zehn Jahre in London gearbeitet – in italienischen und asiatischen Restaurants.
Nun ist er seit zehn Jahren in der Schweiz und hat seine Kochkünste weiterentwickelt. Im Oktober 2022 ist dann sein Traum vom eigenen Restaurant in Erfüllung gegangen, und er konnte das «Leschär» – wie es schon damals hiess – in Rüti übernehmen.
Was dem Koch wichtig ist, sind regionale und saisonale Zutaten. So wird die Speisekarte zwei- oder dreimal im Jahr komplett geändert und der Jahreszeit angepasst. «Es ist nicht immer einfach, auf Ideen für neue Gerichte zu kommen», sagt Di Girolamo. «Aber immer wieder habe ich kreative Tage, an denen mir neue Rezepte in den Sinn kommen.»
Gault-Millau-Küche hat ihren Preis
Das «Alessandro Leschär» hat über den Mittag und am Abend geöffnet. Mit zwei Personen im Service und zwei Hilfsköchen ist man zu fünft im Team. Während für den Mittag fünf verschiedene Menüs angeboten werden – jede Woche sind es fünf neue –, stehen am Abend die gehobeneren Speisen auf der Karte.
So zum Beispiel die Ravioli an Butter-Salbei-Sauce oder Lammkoteletts und Entrecôte. Doch auch am Abend werden noch einfachere Speisen angeboten, so etwa die Pinsa. Das ist eine Art Pizza aus Weizen-, Soja- und Reismehl, die leichter verdaulich sein soll und in der Gastroszene der neuste Hype ist – im «Alessandro Leschär» ab 18 Franken erhältlich. Für die Fisch- und Fleischgerichte bezahlt man hingegen schon mal gut und gerne um die 50 Franken – Gault-Millau-Küche hat eben ihren Preis.
Die Gault-Millau-Restaurants aus der Region auf einen Blick
16 Punkte: «Löwen» in Bubikon.
15 Punkte: «Bären» in Grüningen, «Badstube» im «Sternen» in Wangen und «Traube» in Ottikon.
14 Punkte: «Three Point Culinary Lounge» in Dübendorf, «Neue Forch» in Forch und «First» in Ottikon.
13 Punkte: «Blume» in Freudwil und «Rössli» in Illnau. (sja)