Jugendjobs in Uster: Wenn Teenager Websites bauen und staubsaugen
Frühlingsputz gegen Taschengeld
Über die Plattform Jugendjobs Uster können Jugendliche für leichte Arbeiten engagiert werden. Wie gut funktioniert das?
In Uster und Nänikon gibt es eine besondere Möglichkeit, sich Hilfe ins Haus zu holen: Über die lokale Plattform Jugendjobs lassen sich Jugendliche zwischen 13 und 17 für kleinere Arbeiten engagieren. Gerade jetzt in dieser Jahreszeit, wo Fenster geputzt und Rasen gemäht werden wollen, ein praktisches Angebot.
Auch technisch ist die junge Generation versiert: Es gibt Teenager, die sogar Websites konzipieren. Doch wie viel Verantwortung darf man an Jugendliche übertragen, und wie zuverlässig sind sie?
Nie mehr selber staubsaugen
Der Ablauf scheint ganz einfach: Auf der Website Jugendjobs Uster kann man als Auftraggeber sein Jobangebot eingeben, zum Beispiel mit dem Hund spazieren, Katzen füttern, Pflanzen giessen – und kurz darauf bekommt man einen Anruf von den Jugendarbeitern Shervin Aiyobi oder Cosima Kehl, die das Projekt gemeinsam leiten. Bei diesem Gespräch geht es um Details zum Job und um klärende Fragen.
Im Fall unserer Autorin suchte Aiyobi in seiner Kartei nach einer Person, die staubsaugt, den Küchenboden aufnimmt und im Frühling die Fenster putzt.

Aiyobi hatte sofort eine Idee: eine junge Gymnasiastin, zuverlässig und engagiert. Wenige Tage später schrieb sie der Autorin per WhatsApp – freundlich und klar. Sie schlug einen Termin für ein erstes Treffen vor, das gemeinsam mit dem Jugendarbeiter Aiyobi stattfindet. «Das machen wir, um den Jugendschutz zu gewährleisten», erklärte er später, «um die Arbeitgeber persönlich kennenzulernen und einen Eindruck des Arbeitsorts zu erhalten.»
Zehn Tage nach unserem Telefongespräch sassen Aiyobi und Sonja (Name geändert) in der Stube der Autorin. Die 17-Jährige wirkte überlegt, als sie erzählte, wofür sie arbeitet: «Ich möchte mir einen Töff kaufen, damit ich mobil bin», sagte sie und lachte. Ihren Namen wollte sie lieber nicht in der Zeitung lesen. Sie wolle später nicht einfach als «Putzfrau» abgestempelt werden.
Klare Abmachungen – klare Grenzen
Gemeinsam wurden die Regeln besprochen. Sonja dürfe etwa nicht im Badezimmer wischen – «zu persönlich», erklärte Aiyobi. Solche Grenzen seien wichtig im Umgang mit Jugendlichen. Auch Pausen, der Umgang mit dem Smartphone und die Arbeitszeit: Alles wird im Vorfeld vereinbart. Zudem spielt die Sicherheit der Jugendlichen eine Rolle.
Natürlich laufe nicht immer alles reibungslos. Einmal habe ein Auftraggeber gemeldet, dass sechs Schüler zwar zum Schulhausputz erschienen seien – aber lieber am Handy rumgehangen hätten, als den Boden zu wischen. Aiyobi fand mit den Jungs eine pragmatische Lösung: Die Handys kamen in die Obhut des Hauswarts – danach wurde wieder fleissig Kaugummi gekratzt statt gechattet.
Websites erstellen statt Fensterputz
Dass Jugendliche nicht nur für Reinigungsarbeiten gebucht werden, zeigt die Geschichte von Elias Abegg, einem 15-jährigen Schüler mit digitalem Talent. Für die Bloggerin Verena Serena, die über ihre überwundene Krebserkrankung schreibt, konzipierte er die Website Here and Now im Baukastensystem. Das Design hatten sie aber gemeinsam erarbeitet.
«Elias ist der Hammer», sagt Serena. Sie wollte schon lange online über ihre Erfahrungen schreiben, aber die Technik hielt sie zurück. Elias richtete im letzten März alles so ein, dass Serena nun selbständig ihre Website bearbeiten kann. «Er ist mein kleiner Chef», sagt sie und lacht.


Bereits beim ersten Kontakt habe Elias betont, dass er nur digitale Jobs übernehmen wolle. «Ich wollte schon immer mal eine professionelle Website gestalten», erzählt er. Jugendarbeiter Aiyobi sagt dazu: «Wenn Jugendliche ihre Stärken und Vorlieben kennen, vereinfacht das den ganzen Prozess.»
Anforderungen an die Jugendlichen gibt es keine – die einzige Einschränkung betrifft das Alter und den Wohnort. «Wir schauen jeweils beim Eintrittsgespräch, ob die Jugendlichen passen», sagt Aiyobi. Das Projektteam führt eine Jugendkartei, hat aber auch im Kopf, wer wen arbeitstechnisch matchen könnte.
Aktuell werden rund 60 Jugendliche aus Uster und Nänikon vermittelt – und es gibt mittlerweile genügend Menschen, die Jobs zu vergeben haben.
Das war nicht immer so: Im Winter fehlten zunächst die Aufträge. Es gab mehr Teenager, die arbeiten wollten, als mögliche Taschengeldjobs. Doch eine Plakatkampagne am Bahnhof brachte den Stein ins Rollen. Daraufhin seien einige neue Angebote für Jugendjobs eingegangen.
Jung trifft Alt – und beide gewinnen
Auch die 75-jährige Bernie Meier half mit, die Taschengeldjobs in Uster bekannter zu machen. Sie engagiert sich im Kino Qtopia. «Bei meinen Anmoderationen im Kino erwähnte ich jeweils das Angebot – mindestens zwei Menschen haben sich dadurch schon gemeldet.»
Sie selbst nutzte das Angebot bereits im letzten Herbst, weil sie damals einen Gips tragen musste. Eine Jugendliche half ihr im Haushalt. Da diese mittlerweile eine Lehre angefangen hat, kommt jetzt ihre jüngere Schwester vorbei.
«Heute haben wir Küchenschränke geputzt und Salat fürs Abendessen gewaschen», sagt Meier. Manchmal helfe ihr die Jugendliche auch im Archiv des Qtopia-Kinos. Meier schätzt das Projekt «Jugendjobs» sehr. «So können sogar Freundschaften zwischen den Generationen entstehen», sagt sie.

Es sei ein Geben und Nehmen. Sie half ihrerseits ihrer «Helferin», zum Beispiel als es kürzlich um die Lehrstellensuche ging. Meier machte der jungen Frau Mut – und wies auf ein mögliches Stipendium für die Berufsmatura hin.
Der Schlüssel zum Vertrauen
Wenn die Autorin an ihre eigene Jugend zurückdenkt, ist sie erstaunt darüber, wie zuverlässig Jugendliche heutzutage sind.
Sie hätte nicht erwartet, dass eine 17-Jährige so regelmässig bei ihr zum Staubsaugen auftaucht. Sie hat ihr mittlerweile sogar einen Wohnungsschlüssel anvertraut.
Die Gymnasiastin wird sich ihren Töff schon im Juli leisten können – natürlich nicht wegen des Lohns allein. Jugendjobs Uster empfiehlt 15 Franken pro Stunde, die Autorin zahlt der jungen Frau 20 Franken.
Dennoch reicht es nur mit Unterstützung des Vaters. «Mein Vater wird mir den Rest für den Töff vorschiessen», sagt Sonja strahlend beim letzten Putztermin. Ob sie danach weiter zum Putzen auftaucht?
«Auch danach würde ich mich noch über den Job freuen», schreibt die Schülerin per SMS. Die Autorin freut sich ebenfalls – auch über Begegnungen, wie sie durch dieses Projekt möglich werden.
Auf der Plattform Jugendjobs Uster können Privatpersonen oder Firmen aus Uster, Nänikon und teilweise Wetzikon ihr Anliegen beschreiben und werden an Teenager im Alter zwischen 13 und 17 Jahren vermittelt.