Nänikon und Greifensee wollen getrennt gemeinsam weitermachen
Information zur Zukunft der Oberstufenschule
Ein Informationsabend ist der erste Lackmustest dafür gewesen, was die Bevölkerung von Greifensee und Nänikon von den Zukunftsplänen für ihre Sekundarschüler hält. Kritische Stimmen gibt es kaum.
Für Ulrich Schmid (SVP), den Präsidenten der Oberstufenschulpflege Nänikon-Greifensee (OSNG), war es die erste Möglichkeit, bei der Bevölkerung den Puls zur Zukunft der Schulgemeinde zu spüren. Vor einem Monat ist publik geworden, wie es nach Auflösung der heutigen Organisation mit den Sekundarschülern von Greifensee, Nänikon und Werrikon sowie der Schulanlage Wüeri weitergehen soll.
Knapp 50 Personen waren am Donnerstag in den Wüeri-Singsaal gekommen, um aus erster Hand mehr dazu zu erfahren, was ihren Puls in der Vergangenheit schon mehrfach beschleunigt hatte. Die Frage nach dem «Wie weiter?» lockte fast doppelt so viele Leute an, wie sonst an Versammlungen der OSNG teilnehmen.
Kanton verlangt Änderung
Am Anfang dieses Kampfs um «ihre» Oberstufenschulgemeinde stand der «ominöse Paragraf 178 im Gemeindegesetz», wie es Schmid ausdrückte. Dieser verlangt, dass die Gebiete von Schulgemeinden mit den Politischen Gemeinden deckungsgleich sind. Mit anderen Worten: Die Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee durfte es nicht mehr geben.

Es folgte ein juristisches Hickhack, an dessen Ende nur klar war, dass die Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee in der Form, wie es sie seit 127 Jahren gibt, keine Zukunft mehr hat. Schmid lobte an der Versammlung den früheren Statthalter Marcel Tanner (SVP), der der OSNG sowie der Sekundarschule Uster Zeit gegeben habe, um eine Lösung für das weitere Vorgehen zu finden. Im Publikum sass am Donnerstag auch der heutige Präsident des Bezirksrats Uster, Markus Ehrensperger (SVP) – wohl um zu hören, wie die ausgearbeitete Lösung bei den Stimmberechtigten ankommt.
Drei Verträge
Diese sieht drei Verträge vor, die zum einen eine geordnete Gebietsänderung vorsehen, zum anderen für eine Kontinuität im Schulbetrieb und eine Perspektive für das Schulhaus Wüeri sorgen. Evaluiert worden seien auch die Schaffung eines Zweckverbands, den Betrieb von zwei Schulen auf einer Anlage oder je die Übernahme durch eine Schulgemeinde.
«Über allem stand das Ziel von möglichst grosser Kontinuität und minimalen Veränderungen», unterstrich der OSNG-Präsident. Mit der Neuorganisation dürfte sich für die Schüler und die Lehrerschaft nichts ändern. Und das Mitspracherecht der Eltern im Elternforum bleibt gewahrt. Auch an den Gemeindeversammlungen der künftigen Sekundarschule Greifensee, die künftig für den Betrieb verantwortlich zeichnet, dürfen Näniker mitreden – allerdings nicht mitstimmen.
Den ausgehandelten Besitz- und Kostenteiler von 65 Prozent für Greifensee und 35 Prozent für Uster, zu dem politisch die beiden Auswachten Nänikon und Werrikon gehören, «empfinden wir alle als gerecht», meinte Schmid im Namen der OSNG und der Sekundarschule Uster. Und er schob nach, dass das jetzt vorhandene Kapital ausreiche für die laufenden Sanierungen und den Unterhalt der Anlage, «und eventuell auch noch für anstehende Investitionen».
Die Anstalt – und schlechte Manieren
In der Fragerunde beschäftigte vor allem das Konstrukt der «Anstalt», dessen vierköpfiger Vorstand für die Schulanlage Wüeri verantwortlich ist und dessen bauliche Weiterentwicklung besorgt. Heinz Girschweiler – seit 41 Jahren direkter Nachbar der Schule, wie er selbst betonte – mochte dieser «Anstalt» nicht viel abgewinnen. «Das ist doch ein Murks», meinte er und fragte, warum es nicht ein Baurechtsvertrag getan hätte.

Ein solcher sei gar nie erwogen worden, sagte Schmid. Entscheidend sei jedoch, dass die jetzige Lösung für die OSNG und die Sekundarschule Uster stimme. Ein Votum aus der Runde ordnete die Rolle des Anstaltsvorstands gut ein: «Das ist doch im Prinzip einfach die Liegenschaftenverwaltung.»
Fast noch mehr zu reden gab das von Girschweiler monierte Verhalten der Sekundarschüler. Diese würden einem nicht mehr grüssen. «Das stört mich auch», pflichtete Schmid ihm bei. Die Schule arbeite hier an einer Besserung. Auch die Töffli-Rowdys sollen vertrieben werden.
Das liebe Geld
Aus verschiedenen Voten von Nänikern war herauszuhören, dass sie noch immer dem durch die Ustermer vereitelten Übertritt des Dorfs zu Greifensee nachtrauern. Die Stadt habe die guten Steuerzahler nicht verlieren wollen. Nun erhielten sie die Quittung in Form von höheren Steuern. Mit der Auflösung der OSNG dürfte die Steuerbelastung auch in Greifensee steigen.
Die Greifenseer Gemeindepräsidentin Monika Keller (FDP) erklärte, dass die Politische Gemeinde zwar nicht direkt von der Aufsplittung der OSNG betroffen sei. «Über kurz oder lang aber schon», ergänzte sie, sei es bei der Gestaltung des Gesamtsteuerfusses oder der danach möglichen Bildung einer Einheitsgemeinde. Deshalb sei es für Greifensee wichtig gewesen, dass der jetzige Trennungsprozess in finanzieller Hinsicht fair ablaufe.
Zuversichtlicher Präsident
Wenn die Stimmung an der Info-Veranstaltung als Gradmesser genommen wird, scheinen sich die Näniker und die Greifenseer ihrem unvermeidlichen Schulschicksal zu fügen. Jedenfalls gab es nicht nur Applaus für die Schulverantwortlichen, sondern auch den Aufruf an die Näniker, sich künftig auch für die Sekundarschulpflege Uster zur Verfügung zu stellen.

Bei einem Lackmustest färbt sich der Streifen in sauren Lösungen rot, in basischen blau. Und dazwischen nimmt er eine violette Tönung an. Wäre der Streifen in diese Versammlung eingetaucht worden, wäre er wohl violett, mit einem Schuss ins Blau, geworden. Ulrich Schmid jedenfalls gab sich zuversichtlich auf die ausserordentliche Gemeindeversammlung der OSNG am 30. Oktober. Allerdings wird es dann ebenso wie am 27. Oktober im Ustermer Parlament nur um Abstimmungsempfehlungen gehen im Hinblick auf die Urnenabstimmung am 8. März 2026. Auch dieser sieht Schmid nun aber gelassener entgegen.