Das Parlament Uster gibt nicht nach, wenn es um Fussball geht
Auf der Heusser-Staub-Wiese soll der Fussball weichen, im Buchholz sollen dafür neue Felder entstehen. Aber geht denn nicht beides? Doch, finden die Ustermer Parlamentarier.
Es war eines der wohl emotionalsten Themen der Ustermer Richtplandebatte: die Sache mit den Fussballfeldern. Für einmal gab es aber keinen Schlagabtausch zwischen rechts und links, sondern Einstimmigkeit gegen die städtischen Pläne.
Im Rahmen der Festlegung des Richtplans wollte der Stadtrat die Heusser-Staub-Wiese zu einer polysportiv nutzbaren Allmend umwandeln. Dafür sollte auf der Sportanlage Buchholz Ersatz für den FC Uster geschaffen werden.
In der Richtplandebatte zeigte sich jedoch: Der Gemeinderat will sowohl die «Heussi» erhalten als auch die weiteren Plätze im Buchholz ermöglichen. Ein Vorhaben, das sich mit den Plänen der Stadt beisst und unter Umständen auch vom Kanton nicht gutgeheissen wird. Aber der Reihe nach.
Ein Stück Ustermer Identität
Bereits 2009 hatte die damalige Stadtregierung entschieden, den Fussball gänzlich ins Buchholz zu verlagern. Dieses Vorhaben sollte etappenweise vorgenommen werden.
«Die Idee der Konzentration des Fussballbetriebs auf der Sportanlage Buchholz ist in Absprache mit der damaligen Führung des FC Uster entstanden», sagt Stadtrat Stefan Feldmann (SP). Der Klub hat sich nie offiziell gegen die Umwandlung der «Heussi» in einen Park respektive den Umzug auf das Areal der Sportanlage Buchholz gewehrt.
Auch heute sagt Andi Brunner, Präsident des FC Uster: «Wir wären einem Gesamtumzug ins Buchholz nicht abgeneigt. Dennoch hat die Heusser-Staub-Wiese für die Mitglieder des FC Uster nicht nur einen traditionellen, symbolischen und heimischen Wert. Sie ist vor allem für jüngere Mitglieder auch sehr leicht zu erreichen.»
So fasst auch Simon Vlk (FDP) nach der Richtplansitzung zur Heusser-Staub-Wiese zusammen: «Die ‹Heussi› und der dort ansässige Fussball sind für viele Menschen ein Stück Ustermer Identität.»
Den FC Uster ins Buchholz zu verbannen, sei eine Zwangsumsiedlung, die der Klub nicht befürworte, sagt Vlk. Selbst Mitglied sei er zwar nicht, er «tschutte» aber beim FC Kantonsrat Zürich. Zudem seien «mehrere Leute aus dem Fussballklub und der Bevölkerung auf ihn zugekommen».
Andi Brunner vom FC Uster bestätigt, er stehe immer wieder in Kontakt mit Politikerinnen und Politikern, ebenfalls mit der Stadt. Ob man in Sachen «Heussi» direkt auf ihn zukam oder er den Prozess initiierte, dazu schweigt er.
Hohe Anforderungen
Den Fussball aus emotionalen Gründen auf der «Heussi» zu belassen, dieses Bedürfnis kann Stadtrat Feldmann grundsätzlich durchaus nachvollziehen. «Aber an dem Areal hängt mehr als nur der Fussball. Die Stadt möchte den Aabach revitalisieren, die Wiese zur Allmend aufwerten und für alle nutzbar machen.»
Und damit spitzte sich die Sache nun mit dem neuen Richtplan erneut zu. Im 2024 überwiesenen Entwurf schreibt die Stadt, «der Park am Aabach und die Allmend Heusser-Staub sollen den Zellwegerpark und den Stadtpark als wichtige öffentliche Freiraumangebote entlang dem Aabach ergänzen». Für die verlorenen Trainingsplätze soll im Buchholz Ersatz geschaffen werden.
Der Clou: Um auf der Anlage Buchholz zwei neue Felder zu realisieren, müsste das heute noch landwirtschaftliche Gebiet umgezont werden. Das ist gemäss kantonalem Richtplan dann erlaubt, wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse vorliegt, an das «hohe Anforderungen gestellt werden».
Das eine oder das andere
Zudem müsse dargelegt werden, warum die entsprechende Nutzung nicht im Siedlungsgebiet möglich sei. Im vorliegenden Ustermer Fall ist sie das aber, wenn der Fussball auf der «Heussi» bleibt. «Das steht im Widerspruch zueinander», sagt Stefan Feldmann. «Und genau deshalb wird es kaum möglich sein, sowohl die ‹Heussi› und die Fussballwiese zu belassen als auch das Buchholz zu erweitern.»
Der Fünfer und das Weggli, das dürfte eben doch knapp werden. «Der Kanton hat bisher stets deutlich gemacht, dass bei einem Erhalt des Fussballbetriebs auf der Heusser-Staub-Wiese die Genehmigung für eine Durchstossung im Buchholz aus seiner Sicht nicht möglich ist», so Stadtrat Feldmann.
Dieser Ansicht folgt auch Stadtplanerin Rita Newnam. «Ich war teilweise an den Gesprächen dabei und erwarte, dass sich der Kanton aufgrund der gesetzlichen Grundlagen der Doppellösung verschliesst.»
Der Bedarf macht den Unterschied
Anders sieht das Gemeinderat Simon Vlk. Er ist der Meinung, dass der ausgewiesene Bedarf des FC Uster der springende Punkt ist. Dementsprechend ist er zuversichtlich, dass durchaus beide Vorhaben vom Kanton als bewilligungsfähig eingestuft werden müssten.
Gemäss FC-Präsident Brunner ist der Fussballklub seit 2016 um rund 48 Prozent gewachsen, und das vor allem bei den Junioren und Juniorinnen sowie den Frauen. «Mit mehr Feldern könnten wir nicht nur mehr Gruppen gründen, sondern auch bestmögliche Trainings- und Spielbedingungen schaffen», sagt er.

Das sieht der Stadtrat ein bisschen anders. So schreibt er in der Antwort zu einer im Mai gestellten Anfrage, das Interesse am Ustermer Fussball sei zwar durchaus massiv gewachsen – habe aber in den letzten vier Jahren stagniert. «Es wird nicht davon ausgegangen, dass sich das Wachstum in diesem Ausmass fortsetzt.»
Würden die Fussballvereine weiterwachsen, müsste die Nutzung der aktuellen Infrastruktur intensiviert werden. Neue respektive zusätzliche Felder erachtet die Stadt nicht als nötig.
Doch das wollten die Ustermer Parlamentarier so nicht hinnehmen. Die Durchstossung im Buchholz wurde letztlich mit 32 zu 2 Stimmen angenommen, der Erhalt der «Heussi» ohne Gegenstimme. Und so positionierte sich der Gemeinderat klar für den Ustermer Fussball und gegen die Pläne der Stadt.
Debatte ist noch nicht vom Tisch
«Das ist ein Gewinn für den lokalen Sport», sagte Simon Vlk nach der Sitzung. Und das nicht nur für den Fussball, der auf der «Heussi» bleiben kann – sondern auch für weiteren Vereinssport, der damit mehr Platz im Buchholz zur Verfügung haben dürfte.
Die Diskussion ist trotz hoher Zustimmung im Parlament noch nicht vom Tisch, denn der Richtplan ist nach wie vor Traktandum. Der letzte Teil zum Thema Mobilität wird am 22. September im Ustermer Parlament behandelt.
Anschliessend könnte ein Referendum erhoben werden, womit der gesamte Richtplan vom Ustermer Stimmvolk angenommen werden müsste. Erst dann prüft der Kanton.
«Das Amt für Raumentwicklung des Kantons Zürich wird den von der Gemeinde Uster festgesetzten Richtplan prüfen, sobald dieser zur Genehmigung eingereicht wird», sagt Claudio Jörg, Kommunikationsberater der kantonalen Baudirektion.
Dabei ist der Kanton an seine bereits erfolgte Vorprüfung gebunden. «Kommt es im Vergleich zur Vorprüfung jedoch zu Änderungen an der Vorlage – zum Beispiel im Zusammenhang mit der Sportanlage –, werden die Fachstellen diese Änderungen neu prüfen müssen.» Aus diesem Grund könne er aktuell keine Prognose über die Annahme abgeben.