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Politik

Stadtplanerin Rita Newnam

«Der Fünfer und das Weggli, das geht nicht»

Von jahrelanger Planung, unverständlichen Entscheiden und viel Kompromissbereitschaft: Stadtplanerin Rita Newnam fasst nach der ersten Richtplan-Sitzung zusammen, wie sie diese empfand.

Stadtplanerin Rita Newnam nimmt Stellung zur Richtplan-Debatte im Ustermer Parlament.

Foto: Privat

«Der Fünfer und das Weggli, das geht nicht»

Von jahrelanger Planung, unverständlichen Entscheiden und viel Kompromissbereitschaft: Stadtplanerin Rita Newnam fasst nach der ersten Sitzung über den Richtplan zusammen, wie sie diese empfand.

Frau Newnam, Sie haben die Debatte zum Richplan als zuständige Stadtplanerin am Montag vor Ort verfolgt. Was ist Ihre erste Einschätzung zu den politischen Entscheiden der abgeschlossenen Kapitel Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten?

Rita Newnam: Das Parlament hat von der guten Vorarbeit der Kommission für Planung und Bau (KPB) profitiert. Es konnten viele Entscheide, wo bereits im Vorfeld Kompromisse gefunden worden waren, durchgewinkt werden.

Auch bei wichtigen Themen wie dem Klima konnte man sich einig werden.

Absolut. Natürlich wissen wir alle, wie schwammig ein Richtplan ist und dass die Ausarbeitung der konkret verbindlichen Bau- und Zonenordnung nochmals Knochenarbeit wird. Doch mit den bisher gefällten Entscheiden gibt es dafür gute Leitplanken.

Was sind die wichtigsten Entscheide aus fachlicher Sicht?

Es ist sicherlich essenziell für die Entwicklung der Stadt, dass das Eschenbühl nicht ausgezont wird, sondern eine langfristige Reserve bleibt. Wir sprechen dort von viel Land, das für die Stadt noch wichtig sein könnte. Wenn es um die Entwicklung geht, ist es eine grosse Errungenschaft, dass man sich auf die Verdichtung im Zentrum einigen konnte. Denn diese wird das Stadtbild prägen, beispielsweise mit möglichen Hochhäusern.

Davon ausgenommen ist allerdings die Aussenwacht Wermatswil, wo es ebenfalls eine moderate Verdichtung geben soll. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch zu den Zielen der Stadt?

Das müssen Sie die Politikerinnen und Politiker fragen (lacht). Für mich ist der Entscheid schwer nachvollziehbar. Auch, warum es ein so deutliches Abstimmungsresultat gab.

Der Entwicklung eines Richtplans gehen jahrelange Planungen, Sitzungen, Gespräche voraus. Nur damit am Ende die Politik am Gesamtwerk doch noch einmal schrauben und Änderungen vornehmen kann. Widersprechen sich die damaligen Vorstellungen mit den jetzigen Anpassungen?

Natürlich ist es immer in der Planung der fachliche Anspruch, ein Werk vorzulegen, wo alle Räder ineinandergreifen. Letztlich ist es aber so, dass im politischen Prozess ein Richtplan Federn lassen muss. Sowohl die rechte als auch die linke Ratsseite wollten Änderungen und konnten diese bisweilen auch durchsetzen. Das spricht doch dafür, dass sich die ursprüngliche Vorlage des Stadtrats irgendwo in der Mitte bewegt hat. Bei einigen Entscheiden bin ich mir aber nicht sicher, ob sie bei der endgültigen Prüfung durch den Kanton wirklich Bestand haben.

Die da wären?

Die Vernachlässigung von ISOS, also dass der Ortsbildschutz – ein Bundesrecht – plötzlich im Stadtzentrum nur noch zweitrangig ist. Oder auch, dass die Heusser-Staub-Wiese wirklich als Fussballplatz erhalten und gleichzeitig die Sportanlage Buchholz ausgebaut werden kann. Da folge ich der Argumentation des Stadtrats: Das Fünfer und das Weggli, das geht nicht.

Wie können Sie diese Haltung begründen?

Einerseits wurde hier im Vorfeld schon sehr lange mit dem Kanton nach Lösungen gesucht und gerungen. Andererseits war ich teilweise an den Gesprächen dabei und erwarte, dass sich der Kanton aufgrund der gesetzlichen Grundlagen der Doppellösung verschliesst.

Können Sie einen Ausblick auf die nächste Sitzung und die Diskussionen im Kapitel Mobilität werfen?

Es wird sicherlich spannend. Und ideologisch. Tempolimit, Parkplätze, das bewegt auf allen Seiten des Spektrums. Wir haben aber am Montag gemerkt, dass die Mehrheit der Fraktionen gewillt ist, einen Schritt vorwärts zu machen.

Zur Person

Rita Newnam (56 Jahre) ist seit November 2023 die zuständige Stadtplanerin und Geschäftsfeldleiterin Stadtraum und Natur. Sie folgte auf Patrick Neuhaus, der zuvor während sieben Jahren die Entwicklung des Richtplans begleitet hatte.

Newnam war vor ihrer Anstellung in Uster mit der Revision der Richt- und Nutzungsplanung der Stadt Wädenswil beauftragt.

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