Gesellschaft

Schulinventar auf Ricardo

Aus dem Schulhaus wurde alles verkauft – ausser die Badewanne

Der Primarschule Dübendorf hat der Totalausverkauf des «Birchlen» gutes Geld eingebracht. Die Käufer wiederum zeigen sich bei der Wiederverwendung der Gegenstände kreativ und liessen sich auch von blutenden Fingern beim Ausbau nicht aufhalten.

Auch die Buchstaben des Schriftzugs «Birchlen» gingen weg. Der Verwendungszweck ist jedoch unklar.

Foto: PD

Aus dem Schulhaus wurde alles verkauft – ausser die Badewanne

Der Primarschule Dübendorf hat der Totalausverkauf des Birchlen gutes Geld eingebracht. Die Käufer wiederum zeigten sich bei der Wiederverwendung der Gegenstände kreativ und liessen sich auch von blutenden Fingern beim Ausbau nicht aufhalten.

Das Schulhaus Birchlen wird derzeit abgebrochen, um Platz für den Neubau zu machen. In den letzten Wochen hat die Dübendorfer Primarschule versucht, zahlreiche Einrichtungsgegenstände der Turnhalle und der Klassenräume vor der Vernichtung zu bewahren – und dabei noch ein wenig Geld zu verdienen. Drei Hortmitarbeiterinnen fotografierten und vermassen die Sachen und erfassten sie auf der Online-Auktionsplattform Ricardo.

Alles Denkbare bot die Primarschule an: Türen, Fenster, Radiatoren, Sportequipment, Böden oder Treppen. Das hat sich gelohnt: 26'600 Franken wurden laut Primarschulpräsidentin Susanne Hänni (GEU/GLP) für die verkauften 460 Artikel eingenommen.

Nach Abzug der Ricardo-Gebühren und der Lohnkosten für die Hortmitarbeiterinnen werden rund 14'000 Franken für den neuen Spielplatz übrig bleiben. Welches Extra es mit diesem Zustupf geben werde, sei noch nicht klar, sagt Hänni.

Einen Verkaufsrekord erzielte die rote Eingangstür zum Klassentrakt. «Sie war in der Auktion hart umkämpft und ging schliesslich für 2585 Franken weg.»

Ordentlich Kasse gemacht hat die Schule auch mit der kleinen antiken Kanone, über die selbst die Schule rätselt, woher sie stammt. Für 820 Franken wurde diese Rarität verkauft. Begehrt waren auch alte Lavabos, von denen die Schule 26 Stück angeboten hatte und die bis zu 200 Franken pro Teil einbrachten.

Holztüren und Lampen nach Afrika

Die Gegenstände der Schule Birchlen treten nun offenbar auch eine Auslandsreise an. Verschiedene Privatpersonen oder Vereine beabsichtigen laut Hänni, die Sachen in fremde Länder zu verschiffen.

Es hat auch den einen oder anderen blutigen Finger gegeben.

Susanne Hänni

Primarschulpräsidentin (GEU/GLP)

Da gehen Holztüren nach Nigeria, Tische nach Kamerun und 100 Deckenleuchten nach Serbien. Zudem sollen einige der Fenster noch durch einen gemeinnützigen Verein in die Ukraine transportiert werden. Doch laut Hänni entpuppt sich das als schwieriger als gedacht. «Der Ausbau ist sehr aufwendig und teuer.» Weil die Kosten für den Ausbau in diesem Spezialfall auf das Konto der Schule gingen, lohne sich dieser Aufwand wohl nicht.

Sicher ist hingegen, dass ein Teil des Turnhallenbodens in Dübendorf bleibt, an dem sich einige Interessenten wegen des komplizierten Ausbaus die Zähne ausgebissen haben. Hänni sagt, dass sich ein junger Architekt daraus seinen Büroboden machen lassen will.

Aus Handrädern werden Möbel

Hänni weiss auch von den neuen Verwendungszwecken anderer Sachen. So wolle jemand mit dem alten Holztäfer einen Hobbykeller auskleiden, und aus den Handrädern der Heizung oder dem Turnhallenboden würden Möbel kreiert. Ein Mann hat mit einer Freundin zusammen aus dem Täfer des Schulhauses einen Crêpes-Wagen ausgestattet. Und einige der 30 weggegebenen 1960er-Jahre-Radiatoren dienen Privatpersonen nun als Ersatz für ihre kaputten Heizkörper.

Bei den nicht immer einfachen Abbauarbeiten, die von den Käufern selbst hätten bewältigt werden müssen, sei ab und zu mal ein Fluchwort gefallen, sagt Hänni. «Es hat auch den einen oder anderen blutigen Finger gegeben.» Sie hat in einem Fall gleich selbst zum medizinischen Notfallset gegriffen und den Daumen eines Käufers verbunden.

Zu der Gesamtbilanz sagt Hänni: «Wir sind sehr zufrieden, dieses grosse Interesse hätten wir nie erwartet. Vor allem hat uns überrascht, wie viele Dinge tatsächlich an irgendeinem Ort ein sehr geschätztes zweites Leben erhalten haben.»  

Ausser die Badewanne im Hort hätten sie alles verkaufen können. «Die wird die Abbruchfirma jetzt entsorgen.»

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