Erst die Schnäppchenjäger, dann die Abrissbirne
Nostalgiker oder Sportbegeisterte können auf der Auktionsplattform Ricardo allerlei Dinge vom Schulhaus Birchlen in Dübendorf ersteigern. Dafür sind allerdings handwerkliches Geschick und Equipment gefragt.
Wer den Traum von seiner eigenen Turnhalle verwirklichen will, kann sich in diesen Wochen eine Grundausstattung auf Ricardo sichern. Über die Auktionsplattform verkauft die Dübendorfer Primarschule alles Niet- und Nagelfeste vom Schulhaus Birchlen, das Anfang September abgerissen wird und einem Neubau weicht.
Zu kaufen gibts etwa den Turnhallenboden in 20-Quadratmeter-Portionen, beworben wird er als «wunderschönes Vintage-Holzparkett aus der Bauzeit des Schulhauses im Jahr 1960». Das Startgebot liegt bei 30 Franken. Ein Renner ist das Parkett allerdings nicht, bis Redaktionsschluss wurden keine Gebote abgegeben. Denn die Sache hat einen Haken: Ausbauen muss der Käufer den Boden selber, was selbst für Fachleute ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen darstellt. Dies zeigt die öffentliche Kommunikation zwischen Schule und Interessenten auf Ricardo.
Ohne Werkzeug und weitere Hilfsmittel geht auch bei den anderen Verkaufsgegenständen nichts. So werden von den Auktionsgewinnern bei der Demontage von 14 Granit-Treppenstufen, Geländern, Absperrgittern, Türen, Fenstern, Toiletten oder Wasserhähnen ein paar Grundlagen handwerklichen Geschicks abverlangt.
Primarschulpräsidentin Susanne Hänni (GEU/GLP) sagt: «Ich gehe davon aus, dass die Käufer wissen, wie man diese Sachen abbaut. Unterstützung bei der Demontage können wir leider nicht bieten.»
Um den Verkauf kümmern sich drei Hortmitarbeiterinnen der Schule. Wenn sie zwischendurch Zeit dafür hätten, würden sie die Gegenstände erfassen und auf Ricardo stellen, so Hänni. Die Käufer werden dann im Birchlen von den Mitarbeitenden oder dem Hauswart empfangen.
Für einen Stutz zu haben
Die Schule bietet viele Artikel für ein Anfangsgebot von bloss einem Franken an; etwa Turnringe samt Seil, ballwurfsichere Deckenlampen oder ein Holzgestell. Erfahrungsgemäss stossen solche Gegenstände auf der Verkaufsplattform eher auf Interessenten, weil es in dieser Preisklasse eine eigene Suchfunktion gibt.
Das Paar Turnringe ging trotz dem billigen Startpreis für 55 Franken weg. Für Hänni ein schönes Ergebnis, doch der Verkaufspreis sei sekundär. «Es ist cool, wenn jemand etwas für sein Kinderzimmer wiederverwenden kann.»
Denn: «Alles, was nicht verkauft werden kann, wandert in die Abbruchmulde.» Einlagern für drei Jahre bis zum Neubau des Schulhauses Birchlen sei zu teuer. «Dann könnte man es billiger neu beschaffen.»
Bis Mitte August läuft die Auktion noch. Davon ausgenommen sind Waschtische und Garderoben, die während der geplanten Sanierung des Schulhauses Gockhausen verwendet werden. Ein Kinderheim erhält zwei Sprossenwände sowie Ringe und Kletterseile für einen neuen Bewegungsraum. Einige Fenster des Schulhauses sollen durch einen gemeinnützigen Verein in die Ukraine gebracht werden. Der hochwertige Steinway-Flügel wird während sieben Monaten umfassend restauriert und erhält danach im Schulhaus Högler ein neues Zuhause.
Zudem sollen laut Hänni Pulte oder Wandtafeln, die nicht in anderen Schulen gebraucht werden können, für den temporären Schulraum im Quartier Sonnenberg verwendet werden.
Kanone für 500 Franken
Bereits einen neuen Besitzer hat die Turnhallenuhr, die bei einem Anfangspreis von 5 Franken für 360 Franken wegging. Oder die Küche des Lehrerzimmers samt Backofen und Geschirrspüler, die für 800 Franken unter den Hammer kam. «Der Käufer hat einen guten Deal gemacht», sagt Hänni.
Aus den Kellerräumen der Schule fanden auch skurrile Gegenstände den Weg in die Internetversteigerung. Darunter ein «antiker Munitionswagen» oder ein «antikes Geschütz». Auch für Hänni sind es rätselhafte Fundstücke: «Kein Mensch weiss, woher diese stammen.»
Für das ein Meter lange Geschütz sind trotz seinem Preis von 500 Franken schon erste Gebote eingegangen. Der Artikel wird noch bis Samstag angeboten.
Das eingenommene Geld kommt der Schule zugute. Susanne Hänni rechnet damit, dass rund ein Drittel des Erlöses für die zusätzlichen Arbeitsstunden der Hortmitarbeitenden verwendet wird. «Der Rest wird für die Schulkinder ausgegeben, etwa für ein Gerät auf dem neuen Spielplatz Birchlen.»