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Blaulicht

Zwei Männer knacken reihenweise Selecta-Automaten

Zwei rumänische Diebe hatten sich auf das Leeren von Geldfächern in Selecta-Automaten spezialisiert. Nun wurde das Duo in Hinwil verurteilt und des Landes verwiesen.

In Selecta-Automaten finden Reisende Getränke und Sancks – und Diebe Geld.

(Symbolfoto: Christian Brändli)

Zwei Männer knacken reihenweise Selecta-Automaten

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Rumänen-Duo nutzte Verpflegungs-Automaten als «Geldautomaten»
  • Dafür erhielten die zwei Diebe bedingte Strafen, verbunden mit einem Rauswurf aus der Schweiz
  • Für die geschädigte Firma gab es am Prozess noch einen Gratistipp

Zwischen dem Oktober 2018 und dem Februar 2019 waren in gegen 60 Selecta-Automaten und Lavazza-Kaffeeautomaten in verschiedenen Kantonen der Schweiz die Geldkassetten leer. Nicht, weil das Geld bei den regelmässigen Besuchen von Mitarbeitern der Betreiberfirma mitgenommen wurde, sondern weil sich vorerst Unbekannte an den Selbstbedienungsstellen auch in finanzieller Hinsicht gleicht selbst bedienten. Bis man dann eines Nachts, nach einer weiteren Leerung eines Automaten am Bahnhof Fischenthal, den Geldbezügern auf die Schliche kam.

Ohne Krafteinsatz ans Geld gekommen

Es handelte sich um zwei Rumänen. Wie die Abklärungen der Polizei zeigten, hatten sie sich nicht etwa mit viel Kraft und einem Brecheisen Zugang zu den Geldkassetten in den Automaten beschafft, sondern auf viel einfachere und vor allem geräuschlose Art: Der jüngere der Rumänen, ein heute 32-Jähriger, hatte nämlich extra für die Diebstähle Spezialschlüssel hergestellt. Auf diese Art kam das Duo, zeitweise noch mithilfe eines dritten Täters, jeweils problemlos an das Münzfach heran und gelangte  so zu insgesamt ein paar tausend Franken, wie die Anklageschrift zu dem Fall aufführt. Allerdings entstand trotz der sehr sanften Methode ein Sachschaden von über 3800 Franken.

«In die Schweiz werde ich nicht mehr kommen
und hier nie mehr Probleme machen.»

Der ältere des Rumänen-Duos

Zweck der Taten laut Anklage: «Möglichst viel Münz erbeuten, um sich aus den Geldbeträgen zumindest teilweise den Lebensunterhalt und denjenigen der Familie finanzieren zu können». Ein Ziel, das die die beiden Arbeitslosen teilweise auch erreichten.

«Einfach so passiert»

Die Diebe hatten sich dieser Tage vor dem Bezirksgericht Hinwil zu verantworten. Viel erzählten sie dort jedoch nicht: einerseits weil sie einem Prozess im abgekürzten Verfahren zugestimmt hatten, andererseits weil die Taten «halt einfach so passiert sind», wie der Ältere, 40-Jährige, sec sagte. Der Mann, der die letzten Jahre in Frankreich lebte, will wieder dorthin zurückkehren und dann auf ehrliche Art als Bauarbeiter Geld verdienen. Am Prozess versprach er: «In die Schweiz werde ich nicht mehr kommen und hier nie mehr Probleme machen.»

Ein halbes Jahr abgesessen

Das Gericht bestätigte dann die Urteilsvorschläge: Schuldspruch wegen gewerbs- und bandenmässigen Diebstahls sowie beim Haupttäter noch wegen mehrfacher Sachbeschädigung. Der Jüngere des Duos erhielt eine bedingte Freiheitsstrafe von 20 Monaten und einen Landesverweis von 10 Jahren, der Ältere 12 Monate bedingt und einen Landesverweis von 8 Jahren. Zudem haben die beiden Männer, die seit ihrer Verhaftung vor über einem halben Jahr im Oberland in Haft sassen und nun entlassen werden, mehrere tausend Franken Verfahrenskosten zu zahlen.

«Wechseln Sie die Schlösser aus, die sind wirklich
leicht zu öffnen!»

Tipp vom Haupttäter an den Prozessbeobachter von Selecta

War das Urteil eine juristisch-trockene Sache, sorgte das Schlusswort desjenigen Diebes, der die Schlüssel fürs «Knacken» der Automaten hergestellt hatte, für Erheiterung im Saal: «Wechseln Sie die Schlösser aus, die sind wirklich leicht zu öffnen!» sagte er an die Adresse eines am Prozess anwesenden Selecta-Mitarbeiters. Und der Täter gab dem Vertreter der geschädigten Firma gleich noch einen weiteren Tipp mit auf den Weg: er würde unbedingt Schlösser der Schweizer Qualitätsmarke Kaba empfehlen. Ein Ratschlag, den man prüfen werde, sagte der Selecta-Mann.

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