Zwei Gegensätze in einer Ausstellung vereint
Eine hält Landschaften und Naturbilder mit Nadel und Faden fest. Die andere skulptiert Beton- und Gipsköpfe, welche der Schönheitsnorm entgegenwirken. Die Kunstwerke von Marianne Decurtins und Helena Muser stehen in starkem Kontrast zueinander.
Englisch-Kurs als Startschuss
Gerade deshalb passen sie laut Decurtins so gut zusammen. «Unsere Kunstwerke sind starke Gegenteile. Deswegen funktioniert die Ausstellung auch so gut. Es ist sehr spannend , diese unterschiedlichen Kunstwerke gleichzeitig zu betrachten.»
Kennengelernt haben sich die zwei Frauen in der Migros Klubschule. «Seit mehreren Jahren besuchen wir dort beide denselben Englisch-Kurs. Uns wurde die Aufgabe erteilt, ein Vortrag über unsere Hobbies zu halten», so Decurtins. Nach diesen Referaten beschlossen die beiden eine gemeinsame Ausstellung zu organisieren. In wenigen Tagen werden sie ihre Kunst in der ehemaligen Gärtnerei Schneider in Bauma präsentieren.
Von Sonnenblumen und Spinnweben
Marianne Decurtins sieht sich nicht als Künstlerin per so, sondern viel mehr als Kunstnäherin. Seit über 45 Jahren hegt sie Freude an Farben und Formen. Ihre Leidenschaft besteht darin, aus vorhandenen Materialien etwas Neues zu Gestalten. So kreiert sie aus Stoffresten oder alten Kleidern neue Bilder, welche sie mit Spitzen, Pailletten oder Holzperlen ausschmückt.
Vielfach finden sich Motive der Natur auf ihrer Näharbeit wieder. So zieren Blumen, Bäume und Landschaften oft ihre Kunstwerke. Sie lässt sich jedoch auch von den Jahreszeiten, der Skyline von New York, den Goldkuppeln von Moskau oder von Tieren wie Fischen, Schmetterlingen oder Vögeln inspirieren.
Zeitlich benötigt Decurtins oft mehrere Monate für die Vollendung eines Bildes. Die tausend, sich immer wiederholenden Nadelstiche empfindet sie als meditierend.
«Homunculus imperfectus »
Im starken Kontrast zu den sanften Textil-Kunstwerken stehen die harten Skulpturen von Helena Muser. Die sogenannten «Homunculus imperfectus» zeigen dicke Lippen, markante Nasen und grosse, abstehende Ohren. Die Kunstwerke sind weit weg vom Schönheitsideal.
« Mit den Corona–Vorschriften können wir circa 30 Besucher empfangen. »
Marianne Decurtins, Kunstnäherin
Die klobigen Köpfe sind spontan entstanden. Helena Muser liess sich für ihre Skulpturen nicht von der realen Welt inspirieren. Seit der Geburt des ersten «Homunculus imperfectus» im 2015 entstanden immer mehr Charakterköpfe. Auch wenn das Grundmodell immer das gleiche bleibt – jeder Kopf hat sein eigenes Gesicht.
Aus blütenweissem oder rostbraunem Gips sowie aus hartem Beton fertig t Muser die Kopfskulpturen an. Als Kunstwerke im Garten bilden die Betonköpfe einen farblichen Kontrast zum Grün. Das Wetter hinterlässt mit der Zeit seine Spuren an den Betonskulpturen und gibt ihnen Persönlichkeit und Charisma.
Eine leerstehende Gärtnerei
Dass die Ausstellung in der ehemaligen Gärtnerei Schneider in Bauma durchgeführt werden kann, verdanken die beiden Frauen Peter Schneider. Den Eigentümer der ehemaligen Gärtnerei haben sie ebenfalls im Englisch-Kurs kennengelernt.
Das seit mehreren Jahren leerstehende Lokal wird durch die Ausstellung neu gebraucht. « Das Lokal ist sehr gross. Mit den Corona – Vorschriften können wir circa 30 Besucher empfangen » , erklärt Decurtins.
Vernissage
Die Vernissage der Gemeinschaftsausstellung findet am 17. Oktober 2020 um 16 Uhr in Bauma, Sonnenhaldenstrasse 1, statt.
Um 17 Uhr wird ein musikalisches Intermezzo von Decurtins Enkelkindern Kathrin, Daniel und Matthias Baumeler aufgeführt.