ZO Medien startet beflügelt Richtung Zukunft durch
In eigener Sache
An der 154. Generalversammlung der Zürcher Oberland Medien AG zeigten die Verantwortlichen Wege auf, wohin die Reise des Medienunternehmens geht.
«Wir befinden uns an einem besonderen Ort, um von einem besonderen Jahr zu erzählen», eröffnete Verwaltungsratspräsidentin Karin Lenzlinger die diesjährige Generalversammlung im Dübendorfer Air Force Center. Damit sprach sie die nicht alltägliche Kulisse im Flieger Flab Museum an: Die Aktionäre, Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglieder sassen an runden Tischen zwischen historischen Flugzeugen.
«Wir werden heute die Veränderungen der Zeit deutlich machen», kündigte Lenzlinger an. Dieses Thema zog sich als roter Faden durch den Abend. Sie sprach vom grossen Wandel, der sich einerseits in der Medienlandschaft ereignet. Andererseits aber auch im Unternehmen selbst, nicht zuletzt durch die Änderung der Geschäftsleitung im vergangenen Sommer.

Karin Lenzlinger erinnerte an den obersten Leitsatz: «Die Zürcher Oberland Medien schaffen Identität, informieren und vernetzen die Region. Sie tragen aktiv zur unabhängigen Meinungsbildung bei.» Daran werde man sich auch in Zukunft orientieren. «Der Leitsatz scheint klar und einfach, ist aber gar nicht so leicht umzusetzen.»
Das Medienhaus verliere monatlich mehr Print-Abos, als sie Digital-Abos gewinne. «Die obere Linie sinkt schneller, als sich die untere Linie erhöht.» Mit der neuen Führung seien auch neue Wege gesucht worden. «Wir mussten lernen, zu verzichten und neu zu fokussieren.»
Die offiziellen Geschäfte
Der Verwaltungsrat empfand es gemäss Lenzlinger als unverantwortlich, in diesem Jahr Dividende auszuschütten. Wenn aus der Rechnung nichts da sei zum Verteilen, solle man das auch nicht tun. «Das sollten sich andere Unternehmen vielleicht auch zu Herzen nehmen», so Lenzlinger.
Bevor der seit Juli 2023 amtierende CEO Ralph Brechlin mit den Geschäften aufwartete, stellte er sich den Anwesenden kurz vor. «Leider hatten wir 2023 weniger Einnahmen sowohl bei den Abos als auch bei den Inseraten», so seine Hiobsbotschaft.
Die Kosten konnten nicht im gleichen Ausmass gesenkt werden, was zu einem negativen Ebit von minus 670’000 Franken geführt hat. «Dank der Auflösung von Reserven konnte der Unternehmensverlust auf minus 248’000 Franken verbessert werden.

Im letzten Sommer seien die roten Zahlen bereits festgestellt worden. «Wir haben daraufhin die richtigen Beschlüsse gefasst», ist Brechlin überzeugt. Mit der Einstellung unrentabler Produkte und Dienstleistungen, wie beispielsweise dem «Volketswiler» oder dem ZO-Shop. Enttäuschend seien auch die Zahlen von der Online-Plattform zueriost.ch: «Wir werden neue Strategien umsetzen müssen.»
Vorhang auf fürs Budget 2024
«Wunder gibt es leider keine», lautete die nüchterne Aussage von Ralph Brechlin. Er werde nächstes Jahr keinen Ebit von einer Million präsentieren können, «allerdings werden wir Ihnen eine schwarze Eins zeigen», kündigte er vielversprechend an. Man sei gut unterwegs, «und ein wenig gefühlsmässige Achterbahn gehört nun mal dazu».
Die bisherigen Verwaltungsräte Sandro Walder (seit 2018), Marcel Tappeiner (seit 2014) und Karin Lenzlinger (seit 2015) wurden alle mit einem grossen Mehr wiedergewählt. Karin Lenzlinger wurde zudem für eine weitere Amtsdauer von zwei Jahren als Präsidentin gewählt.
Auch die Revisionsstelle bleibt weiterhin bei der BDO AG, die gemäss Lenzlinger einen guten Job gemacht hätte.
Chefredaktor Michael Kaspar ging bei seinem anschliessenden Referat auf die Regionalmedien und die Demokratie als Verbündete ein. «Die Leser konsumieren Nachrichten heute anders.»

Informationen würden nur noch nach persönlichen Interessen konsumiert. «Social Media übernimmt die Rolle der Medien», so Kaspar. Die Menschen würden sich von Nachrichten abwenden. «Das bringt die Demokratie nicht weiter.»
So hätten rückläufige Lokalnachrichten und eine sinkende Wahlbeteiligung durchaus einen Zusammenhang. Deshalb sei es wichtig, die digitale Transformation voranzutreiben. Und auch, Geschichten anders zu erzählen als früher, mehr auf digitales Storytelling zu setzen. «Wir wollen nah bei den Lesern sein und ihnen mit unseren Artikeln einen Mehrwert bieten.»