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«Ein Juwel am See»

«Im Schilf» – Uster hat sein neues Seerestaurant

Eine Beiz, die auch ein Wortspiel ist: Am Freitag öffnet das Seerestaurant «Im Schilf» in Uster. Das gute Ende einer langen Entstehungsgeschichte.

Seit 2003 wurde geplant, debattiert und gestritten: Jetzt hat Uster endlich sein neues Seerestaurant.

Foto: Simon Grässle

«Im Schilf» – Uster hat sein neues Seerestaurant

«Ein Juwel am See»

Was für Zürich das Fussballstadion, ist für Uster das Seerestaurant. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass das Restaurant am Greifensee am Freitag Eröffnung feiert.

Es soll keine Riesenparty werden. Wenn das Seerestaurant mit dem treffenden Namen «Im Schilf» am Freitag erstmals für die Öffentlichkeit die Türen öffnet und eine lange Entstehungsgeschichte ein gutes Ende findet, werden keine Champagnerkorken knallen. Es werden keine Reden gehalten und keine Wunderkerzen brennen. «Soft Opening» nennt sich das auf Neudeutsch.

Am Freitagmorgen um 9 Uhr wird Maik Waskowski mit seinem Team das Seerestaurant aufsperren – eine Tageszeit, die nach Kaffee und Gipfeli ruft und nicht nach alkoholhaltiger Brause. «Wir wollen kein grosses Tamtam», sagt der Gastronom. Es wird mit den Swiss Fiddlers am Samstag und mit Eric St. Michaels am Sonntag lediglich etwas Musik geben. Die grosse Sause ist dann im Mai 2026 geplant.

Ein neues Seerestaurant Ende November zu eröffnen, sei suboptimal, stellt Päde Hofstetter fest. Mit seiner Gastro Buddies AG aus Hinwil hatte Hofstetter den Zuschlag für die Pacht des Restaurants im Besitz der Stadt erhalten. Der Name «Im Schilf» war seine Idee: Ein Schilfgürtel prägt nicht nur den Greifensee, das Süssgras spielte auch eine Rolle als Baustoff. Doch dazu später mehr. «Die Leute scheinen sich sehr auf die Eröffnung zu freuen. Wir haben in unseren Gesprächen hier viele positive Reaktionen erhalten», sagt Hofstetter.

Geschäftsführer Maik Waskowski und Pächter Päde Hofstetter stehen im Seerestaurant hinter der Bar.
Geschäftsführer Maik Waskowski (links) und Pächter Päde Hofstetter freuen sich auf den 28. November.

Positiv stimmen auch die vielen Reservationen, die bereits vor der Eröffnung eingegangen sind. «Für den Dezember haben wir bereits 500 fixe Reservationen – sowohl für Weihnachtsfeiern von Firmen als auch von Privaten», sagt Maik Waskowski.

Das ist keine architektonische Dutzendware

Cla Famos

Stadtrat und Finanzvorstand Uster

«Es war uns wichtig, das Seerestaurant in die Hände eines erfahrenen Gastronomen zu geben. Wir suchten jemanden, der die Region kennt und hier gut vernetzt ist», sagt der Ustermer Stadtrat und Finanzvorstand Cla Famos (FDP). Das sei mit Pächter Hofstetter sicher gegeben, und auch Geschäftsführer Waskowski ist in der Region kein Unbekannter. Er war von 2020 bis 2024 als Restaurantleiter im «Speck» in Fehraltorf und zuletzt im «Feldhof» in Pfaffhausen.

Wenn Cla Famos über das neue Restaurant spricht, ist ihm die Begeisterung anzuhören: «Das ist keine architektonische Dutzendware, das ist ein Juwel!» Für den freisinnigen Stadtrat, der sich im Frühjahr 2026 nicht mehr zur Wahl stellen wird, ist es auch ein schöner und weit herum sichtbarer Abschluss seiner Politkarriere: «Das ganze Projekt hat extrem lange gedauert. Ich bin wirklich glücklich, dass es jetzt fertiggestellt ist.»

Seit 2003 hatte Uster über ein Restaurant an der Schifflände debattiert, diskutiert und gestritten: Zunächst beschäftigte das Projekt «La Boîte» während mehr als zehn Jahren zuerst die Bevölkerung und den Stadtrat, später auch sämtliche juristische Instanzen. Die Idee war, Teile des Pavillons zu nutzen, den der Stararchitekt Jean Nouvel für die Expo.02 erbaut hatte. Die Aussicht, einen rostigen Würfel auf der Surferwiese am See zu haben, stiess auf viel Opposition.

2016 verankerte der Gemeinderat ein Gesamtkonzept im Richtplan, auf dessen Basis ein Architekturwettbewerb lanciert wurde. 2018 stand das Siegerprojekt «Umbrella» der Zürcher Architekten Fiechter & Salzmann fest.

Doch damit war die Entstehungsgeschichte noch lange nicht zu Ende: Die Stadt wollte das Seerestaurant im Baurecht vergeben. Mittels Inseraten, einer Ausschreibung auf der städtischen Website und Direktanfragen bei Gastrounternehmen wurde nach einem Baurechtsnehmenden gesucht, der den Neubau erstellt, betreibt und einen jährlichen Baurechtszins zahlt. Ein Plan so kühn wie erfolglos.

Die Stadt musste die Finanzierung selbst in die Hand nehmen. Immerhin hier war man sich einig: Mit 33:0 Stimmen stimmte der Gemeinderat im Januar 2024 dem Baukredit über 3,75 Millionen Franken für den Neubau zu, der das kleine Seerestaurant «8610 am See» ersetzt. (sco)

In der Tat hat das Seerestaurant das Potenzial, zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt zu werden. Eine eigentliche Dachlandschaft aus sechs Teilen dominiert das Gebäude von aussen. Innen bilden der Boden und die Bar aus hellem Beton einen scharfen Kontrast zum Innenausbau und dem Mobiliar aus dunkel gebeiztem Holz. Wer seinen Blick in die Höhe schweifen lässt, erblickt Schilfmatten als Dämmung an der Decke.

50 Plätze im Innern und weitere 50 Plätze im Aussenbereich laden zum Verweilen ein. In der Küche setzt Beizer Waskowski auf Klassiker, die man an einem solchen Ort erwartet, angereichert mit ein paar Überraschungen.

Klassiker und ein paar Überraschungen

So stehen am Mittag wechselnde Menüs zur Auswahl, auch für Vegetarier. Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es eine Nachmittagskarte, die von Burgern, Flammkuchen und Fish & Chips dominiert wird. Viele dieser Gerichte sind auch am Take-away erhältlich, der Teil des Seerestaurants Im Schilf ist.

Gediegener soll es am Abend zu- und hergehen, auch wenn Waskowski und Hofstetter das Wort «Fine Dining» in diesem Text nicht lesen wollen. «Das finde ich ein blödes Wort, das die Leute eher abschreckt als anzieht», sagt Pächter Hofstetter.

«Klar ist, dass bei uns keine Fertigprodukte auf den Tisch kommen. Auch alle Saucen und Dressings produzieren wir hier vor Ort», ergänzt Waskowski. «Surf & Turf», ein Rindsfilet mit Bärenkrebsschwanz, soll zu jenem Gericht werden, für das die Leute abends ins Seerestaurant kommen, bis Januar stehen Moules auf der Karte.

«Wir wollen das Restaurant so positionieren», dass die Leute auch im Winter an den See kommen», sagt Päde Hofstetter. Am Dienstag können er und seine Leute ein erstes Mal zeigen, was sie draufhaben: Eine geschlossene Gesellschaft, bestehend aus Stadtregierung, Architekten und weiteren am Bau Beteiligten, muss verköstigt werden. Ein Testlauf, bevor es ernst wird «im Schilf».

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