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Wirtschaft

15 neue Beizen geplant

Für die Gastro Buddies aus Hinwil wird das Oberland zu klein

Von Hinwil über Uster nach Zürich. Die Gastro Buddies um Päde Hofstetter haben grosse Pläne.

Päde Hofstetter ist Mehrheitsaktionär der Gastro Buddies AG. Der 52-Jährige hat ehrgeizige Pläne.

Foto: Simon Grässle

Für die Gastro Buddies aus Hinwil wird das Oberland zu klein

15 neue Beizen geplant

Gleich zwei Restaurants eröffnet die Gastro Buddies AG aus Hinwil in diesem Jahr: das Seerestaurant im Schilf in Uster und das Restaurant zum Schlachthof in Zürich. Dabei soll es nicht bleiben.

«Ich bin kein gelernter Gastronom.» Päde Hofstetter sagt diesen Satz im Gespräch mit uns gleich mehrmals. Wir treffen den gelernten Elektriker und späteren Eventmacher im «Pirates» in Hinwil. Das auffällig dekorierte Lokal feiert im nächsten Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Der Oberländer Partytempel scheint zwar etwas aus der Zeit gefallen, ist aber bis heute die rentable Keimzelle der Gastro Buddies AG, an der Hofstetter die Aktienmehrheit besitzt.

Das «Pirates» in Hinwil von aussen. Man sieht ein Skelett an einem Galgen und einen Mast mit Segeln, die die Aufschrift «Pirates» tragen.
«Die Beizen liefen so nebenher»: Das «Pirates» in Hinwil existiert seit 2006.

Zum (noch) kleinen Gastrounternehmen gehören seit 2013 auch die «Werkstatt 6» in Gossau und seit 2016 «The Porter House» in Uster. Drei Beizen für einen, der kein Gastronom sein will? Das verlangt nach einer Erklärung. Während eines Vierteljahrhunderts war Hofstetter der unbestrittene Eventkönig im Oberland. Sei es das «Rock the Ring» in Hinwil oder das «Pub Festival» in Wetzikon – es gab kaum einen Anlass in der Region, bei dem der gebürtige Gossauer nicht die Finger im Spiel hatte.

«Die Beizen liefen so nebenher», gesteht er freimütig. Doch das ändert sich gerade – und zwar gewaltig.

Vom Eventkönig zum Gastrounternehmer

Noch in diesem Jahr kommen zwei neue Lokale zur Gastro Buddies AG: das Seerestaurant im Schilf, das die Hinwiler von der Stadt Uster gepachtet haben, und das Restaurant zum Schlachthof, das der Stadt Zürich gehört.

Hofstetter steht am Ende einer Metamorphose vom Eventkönig zum Gastrounternehmer. Beim «Rock the Ring» war er Ende 2019 wegen «strategischer Differenzen» ausgestiegen, zwei Jahre später ging das Open-Air in Konkurs. Seine Agentur Rock-it Event GmbH übernahm im Jahr 2022 der langjährige Mitarbeiter und Geschäftsführer Thomas von Allmen. Plötzlich hatte der umtriebige Hofstetter einen Luxus, den er zuvor nicht kannte: Zeit.

Jetzt sei der richtige Moment gekommen, um in der Gastronomie «etwas Gas zu geben», sagt der 52-Jährige und präsentiert einen ganzen Stapel von Bewerbungen für ausgeschriebene Gastwirtschaften. «Ich entwickle gerne Konzepte.» Seien diese entwickelt und in einem Lokal umgesetzt, müsse man nur noch begleiten, korrigieren und justieren. «Entscheidend ist, dass man die richtigen Leute am richtigen Ort hat.»

Neben Päde Hofstetter sind sein Bruder Reto und sein langjähriger Wegbegleiter Andy Gröbli an der Gastro Buddies AG beteiligt. Die AG fungiert als Beteiligungsgesellschaft für die einzelnen Betriebe, diese wiederum werden als eigenständige Tochtergesellschaften geführt. In dieser Holdingstruktur hat jeder Betrieb eine Geschäftsführerin oder einen Geschäftsführer, die Minderheitsbeteiligungen halten und so am Erfolg beteiligt werden. Und am Misserfolg. «Seit wir das so organisiert haben, schreiben alle unsere Betriebe schwarze Zahlen», hält Hofstetter fest.

Hinwil, Gossau, Uster – und jetzt Zürich

Nach Hinwil, Gossau und Uster ist den Gastro Buddies das Oberland zu klein geworden. Seit drei Wochen ist das Trio auch auf Stadtgebiet tätig. Das Restaurant zum Schlachthof erlebte am 5. September eine stille Eröffnung. Kein Brimborium, sondern ein langsames Aufstarten, damit das neue Team die Abläufe einstudieren kann.

Die Expansion der Oberländer nach Zürich wird in der Branche aufmerksam verfolgt. Denn das Restaurant, das der Stadt gehört, ist kein einfach zu führender Betrieb. Von 2021 bis 2024 war das Haus wegen eines Umbaus geschlossen. Mit 80 Plätzen im Innern und 90 im Garten ist es recht gross, zudem schliesst die Lage Laufkundschaft praktisch aus. Der letzte Pächter meldete bereits nach einem halben Jahr Konkurs an.

Päde Hofstetter sitzt auf einem Barhocker und stützt sich auf eine Tischplatte. Er trägt schwarze Jeans, ein schwarzes Shirt und ein schwarzes Hoodie. Er trägt einen Bart und eine Sonnenbrille im Haar sowie eine Lesebrille im V-Ausschnitt des Shirts.
«Ich kenne den Letzigrund von vielen Events»: Päde Hofstetter ist zuversichtlich, das Restaurant zum Schlachthof rentabel führen zu können.

Päde Hofstetter weiss um die Herausforderung, sieht aber vor allem Chancen: «Ich kenne den Letzigrund von vielen Events. Das Restaurant ist nigelnagelneu, und wir konnten viele Einrichtungsgegenstände kostengünstig aus der Konkursmasse übernehmen.» Neben einer einfachen Karte mit 20 verschiedenen Wurstspezialitäten soll auch gehobene Küche angeboten werden. «Wir streben keine Gault-Millau-Punkte an, wollen aber auf diesem Niveau kochen.» So soll das Restaurant ein Türöffner für die Stadt Zürich sein. Denn die Hinwiler Gastro Buddies haben grosse Pläne.

Der Plan: Rund 15 neue Beizen in zehn Jahren

In den kommenden zehn Jahren wollen sie zwischen 10 und 15 neue Gastroprojekte eröffnen. Zürich solle das Epizentrum dieser Expansion sein, sagt Hofstetter: «Die Stadt besitzt rund 80 Liegenschaften mit integrierten Gastrobetrieben.» Dieses Potenzial wollen die Hinwiler anzapfen. Derzeit befinden sie sich mit einem weiteren Konzept im Bewerbungsprozess für ein Lokal im Besitz der Stadt.

Bei der Expansion sollen sogenannte Skaleneffekte zum Tragen kommen: Dabei kümmert sich die Muttergesellschaft Gastro Buddies AG mit einer Tochtergesellschaft um Leistungen, die zentral erbracht werden: Lohnbuchhaltung, Rechnungswesen, Marketing, Administration, Verkauf von Gruppenevents oder Einkauf. Hier seien Skaleneffekte möglich, sagt Hofstetter: «Je grösser die bestellten Mengen, desto besser die Preise.»

So entlastet die Muttergesellschaft die Geschäftsführer vor Ort von lästigem Bürokram. Sie können sich um die Gäste und die Mitarbeitenden kümmern: «Ein Gastrobetrieb an der richtigen Lage, mit dem richtigen Konzept und mit einer ausgesprochenen Gastfreundschaft funktioniert.»

Investoren gesucht

Mehr Betriebe erleichtern auch die Steuerung des Personaleinsatzes. Hofstetter und seine Mitstreiter schielen hier bewusst auf Michel Péclard. Der «Gastrokönig vom Zürichsee», wie der «Blick» ihn nennt, betreibt nicht weniger als 18 Gastrobetriebe – von der ungezwungenen «Pumpstation» am Bellevue bis zum edlen Lokal Coco Grill & Bar, einen Steinwurf vom Paradeplatz entfernt – und setzt sein Personal dort ein, wo es gerade gebraucht wird. «Péclard ist ein Vorbild. Das dürfen Sie schreiben.»

Wachstum ist das Ziel, doch Wachstum ist mit Investitionen verbunden. Da die Banken einen weiten Bogen um Gastrounternehmen machen, sucht Hofstetter nach privaten Investoren: «Die Darlehen werden wir am Ende der Laufzeit zurückzahlen oder auf Wunsch in Aktien der Gastro Buddies AG umwandeln.» Er habe ein grosses Netzwerk und nirgends Schulden, das seien gute Voraussetzungen. «Und wir werden nicht um jeden Preis wachsen, sondern werden dann aktiv, wenn alle Kriterien für die erfolgreiche Realisierung eines Projekts erfüllt sind.»

Wie weiter am Greifensee?

Nach der stillen Eröffnung im Restaurant zum Schlachthof gibt es Mitte Oktober eine offizielle Eröffnungswoche. Etwas länger als geplant dauert es dafür in Uster. Am 3. November erhalten die Hofstetter-Brüder und Andy Gröbli die Schlüssel zum Seerestaurant im Schilf. Das Wort Schifflände will das Trio bewusst aus dem Vokabular streichen: «Die ‹Schifflände› ist in Maur.» «Im Schilf» passe, weil das neue Restaurant von Schilf umgeben sei. «Zudem lässt sich mit dem zweideutigen Begriff spielen.»

Wann das Seerestaurant Eröffnung feiert, ist noch unsicher. Es werde wohl Dezember, mein Päde Hofstetter: «Dann müssen wir bereit sein, weil wir bereits Reservationen für Weihnachtsessen haben.»


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