Oberländer Wirtschaft atmet auf – aber nur ein bisschen
Einigung im Zollknatsch
Der Zollstreit mit den USA scheint beigelegt. Eine Absichtserklärung ist unterzeichnet. Bei den Industrieunternehmen in der Region zeigt man sich zufrieden – bleibt aber vorsichtig.
15 Prozent! Die Erleichterung in der Schweizer Politik war bis nach Washington hörbar. Es ist zwar erst eine Absichtserklärung, aber die Schweiz scheint auf gutem Weg zu einer Einigung im Zollstreit mit den USA.
Mit dem vereinbarten Satz von 15 Prozent wären die Spiesse der Schweizer Exportunternehmen wieder gleich lang wie jene der wichtigsten Konkurrenten auf dem Weltmarkt – der Europäischen Union und Japan.
39 Prozent betragen die Zusatzzölle, die von der US-Regierung seit dem 7. August auf Importe aus der Schweiz erhoben werden, zurzeit und bis aus der Absichtserklärung ein handfester Vertrag geworden ist. Ausgerechnet am 1. August wurden die Strafzölle bekannt gegeben. Die so gern zitierte «Sister Republic» zeigt sich launisch und zickig.
Für Exportunternehmen, die ausschliesslich in der Schweiz produzieren, sind die Folgen drastisch. «Seit August exportieren wir gar nichts mehr in die USA», hiess es von einem KMU aus der Region, das nicht genannt werden will. «Alles ist viel komplizierter geworden. Allein die Abklärungen, welcher Zolltarif für welches Produkt gilt, ist extrem zeitaufwendig», meinte ein Oberländer Industrieller vor einigen Wochen zu dieser Redaktion. Er verzichtete in den letzten Monaten darauf, Abgänge durch Stellenwechsel oder Pensionierungen zu ersetzen.
Der höhere Aufwand ist im aktuellen Zollregime eine grosse Herausforderung. Von einem «erheblichen zusätzlichen Aufwand und mehr Unsicherheit in der Planung» spricht Lars van der Haegen, CEO von Belimo in Hinwil.

Belimo verfügt über Produktionskapazitäten in den USA und produziert vor Ort für lokale Kunden. Van der Haegen: «Da wir dank unseres globalen Netzwerks die Lieferketten anpassen können, haben wir im Vergleich zu anderen mehr Spielraum.»
Ähnlich ist die Situation für R&M in Wetzikon, das einen Grossteil der in den USA verkauften Produkte in der EU, China, Mexiko und den USA selbst produziert. «Nur ein kleiner Teil davon stammt aus der Schweiz», sagt CEO Roger Baumann. «Daher sind wir von den US-Zöllen gegenüber der Schweiz direkt nur wenig betroffen.»
Trotzdem, so Baumann, hätten die Zusatzzölle bislang «zu Mehrkosten in Höhe von mehreren hunderttausend Dollar geführt. Ein Grossteil davon konnte jedoch an die Kunden in den USA weitergegeben werden.»

Bei Elma Electronic in Wetzikon kann man das Ausmass der Auswirkungen nicht abschliessend beurteilen: «Aber die eingeführten Zölle haben die Gewinnmargen unseres US-Unternehmens in einzelnen Kundenprojekten negativ beeinflusst», sagt CEO Thomas Herrmann. Auch Elma produziert in den USA für die USA: «Die hohe lokale Wertschöpfung hilft uns, die Effekte abzufedern.»
Exporteure wünschen schnellen Deal
Dass US-Präsident Donald Trump die Zölle für Importe aus der Schweiz von 39 auf 15 Prozent reduzieren will, begrüssen die befragten Firmenchefs unisono. Doch es ist eine vorsichtige Freude – verbunden mit dem Wunsch, dass der Deal möglichst rasch unter Dach und Fach gebracht werden soll. «Wir hoffen auf eine zügige Finalisierung und darauf, dass die erzielte Einigung nicht innenpolitisch blockiert wird. Nur so kann aus der Absichtserklärung rasch ein verbindlicher Deal werden», sagt Lars van der Haegen.
Auch Thomas Herrmann wünscht sich eine baldige Einigung: «Um die bestehenden Unsicherheiten im Kundenverhalten zu reduzieren.» Bis das Abkommen abgeschlossen ist, hege man «keine überhöhten Erwartungen».

Vorsichtig äussert sich auch Roger Baumann. Die Ankündigung sei ein positives Signal: «Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Einigung tatsächlich zustande kommt und was der Preis dafür ist. Die Trump-Administration hat wiederholt bewiesen, dass sie sehr unberechenbar ist.»
Ein detaillierter Zeitplan, bis wann der Deal zwischen den beiden sehr ungleichen «Schwesterrepubliken» abgeschlossen sein wird, existiert nicht. Laut US-Regierung muss ein Abkommen bis «Anfang 2026» ausgehandelt werden. Dieses geht anschliessend noch durchs Schweizer Parlament. Die Frühlingssession der eidgenössischen Räte dauert vom 2. bis 26. März 2026.