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Ende einer Traditionsfirma

Zweifel schluckt Staubli Getränke AG in Uster

Der Nächste, bitte! Weinhändler Zweifel kauft einen weiteren Getränkehandel im Oberland. Was ist der Plan der Unternehmerfamilie aus Höngg?

Die Staubli Getränke AG wird an Zweifel verkauft. Der Shop an der Seestrasse wird geschlossen.

Foto: Staubli Getränke AG

Zweifel schluckt Staubli Getränke AG in Uster

Ende einer Traditionsfirma

Die Zweifel Weine & Getränke AG übernimmt den nächsten Getränkehändler im Oberland. Diesmal ist es die Staubli Getränke AG.

Ab Januar 2026 wird die Staubli Getränke AG ein Teil der ungleich grösseren Zweifel Weine & Getränke AG. Damit endet die Geschichte des Ustermer Familienbetriebs nach 53 Jahren. Mit einem Brief wurden die Staubli-Kunden dieser Tage über die Firmenübernahme informiert.

«Der Verkauf erfolgt auf Initiative von Carina und Erich Staubli», sagt Nicole Nussbaumer, Leiterin Marketing und Kommunikation bei der Zweifel Weine & Getränke AG. «Die Firma ist kerngesund, beschäftigt hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und darf auf langjährige und treue Kunden zählen.» Den fünf Mitarbeitenden biete Zweifel «ein attraktives Jobangebot». Auch Erich Staubli bleibt in einem Teilpensum aktiv.

Die Zweifel Weine & Getränke AG betreibt in Uster bereits einen Getränkeshop im Tramdepot an der Riedikerstrasse, in dem rund 250 Weine angeboten werden. Das Tramdepot ist der ehemalige Standort der 2022 übernommenen Getränkehandlung Girsberger + Sieber. Mit der Übernahme der Staubli Getränke AG werde man das Sortiment im Tramdepot erweitern, sagt Nicole Nussbaumer. Der Staubli-Lieferdienst wird beibehalten und der Standort an der Seestrasse weiterhin für den Eventservice genutzt.

«Arbeit gegen Freizeit tauschen»

In ihrem Schreiben erklären Carina und Erich Staubli, sie hätten sich entschieden, «einen Teil unserer Arbeit gegen Freizeit zu tauschen und eine Nachfolgelösung für unser Getränkegeschäft zu suchen». Die Lösung passe und entspreche den Werten der Firma.

Bei der Zweifel Weine & Getränke AG handelt es sich um die eine Hälfte des traditionsreichen Familienunternehmens aus Zürich-Höngg. CEO ist Stefan Zwyssig, die Brüder Walter Zweifel als Präsident des Verwaltungsrats und Urs Zweifel als Önologe bekleiden leitende Positionen. 2023 ist das Unternehmen nach Volketswil gezogen.

Die andere Hälfte der Zweifel-Gruppe ist die Snack-Sparte und hat ihren Sitz in Spreitenbach AG. CEO ist Christoph Zweifel, ein Cousin von Walter und Urs. Die Familie zählt zu den 500 Reichsten in der Schweiz. Laut dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» wird das Vermögen auf 300 bis 350 Millionen Franken geschätzt.

Die Zweifel Chips und Snacks AG vermeldete im vergangenen Jahr mit 303,9 Millionen Franken einen neuen Umsatzrekord. 25’000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet das Unternehmen jedes Jahr in Hüftgold.

Die Weinsparte nennt keine Umsatzzahlen. Klar ist, dass der Markt in der Schweiz schrumpft und entsprechend hart umkämpft ist. 2024 wurden 133,7 Millionen Liter Wein im Rahmen des Zollkontingents in die Schweiz eingeführt, das ist ein Rückgang von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Stefan Zwyssig ist CEO der Zweifel Weine & Getränke AG mit Sitz in Uster und Hauptsitz in Zürich. (Stand: Oktober 2022)
Stefan Zwyssig ist CEO der Zweifel Weine & Getränke AG mit Sitz in Volketswil. (Archiv)

In den letzten Jahren hatte die Zweifel Weine & Getränke AG im Zürcher Oberland die Getränkehändler Kuhnen in Wolfhausen, Schatt in Maur und Girsberger + Sieber in Uster übernommen. «Die Getränkebranche ist ein Volumengeschäft mit dünnen Margen. Man braucht eine gewisse Grösse, um am Markt bestehen zu können», sagte CEO Stefan Zwyssig im Herbst 2022 zu dieser Zeitung.

Konzentration geht weiter

Es gebe aber «keine aktive Strategie, Wein- und Getränkehändler aufzukaufen», erklärt Sprecherin Nussbaumer. «Vielmehr treten die Betriebe im Rahmen einer Nachfolgeregelung selbst mit dem Wunsch einer Nachfolgelösung an uns heran.»

Auch so geht die Konzentration im Getränkehandel in der Region unaufhaltsam weiter. Erst Ende September hat der Getränkelieferdienst Knecht in Fällanden aufgegeben. Übrig geblieben sind die Egli & Tessari AG in Wald, die E. Bösch GmbH in Effretikon, die Steiger Getränkehandel AG aus Schlatt und die Brauerei Uster Braukultur AG.

Daniela Brauchli Bucher und ihr Bruder Stefan Bucher stehen vor einem Hochregal mit Softdrinks. Sie trägt einen leuchtend roten Pullover unter einer dunklen Daunenjacke, er hat die Arme vor der Brust verschränkt.
Daniela Brauchli Bucher leitet Verkauf und Marketing bei der Brauerei Uster, ihr Bruder Stefan Bucher ist für Produktion und Logistik verantwortlich.

Letztere hat vor einem Jahr die Huber Getränkehandlung AG in Wädenswil übernommen. Das Unternehmen war in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, nachdem im Jahr 2017 Erwin Huber und 2022 dessen Schwester Gabi Huber überraschend verstorben waren.

Kurz vor dem Konkurs wurde die Getränkehandlung von der Brauerei Uster übernommen. Den Firmensitz verlegten Daniela Brauchli Bucher und Stefan Bucher, die die Brauerei in zweiter Generation führen, von Wädenswil nach Uster. Von hier vertreibt das Unternehmen ein Vollsortiment mit Bier, Weinen, Softdrinks und Spirituosen.

Detail am Rande: Die Huber Getränkehandlung AG ist in den eigenen Räumlichkeiten an der Brauereistrasse untergebracht, wo früher die Zweifel Weine & Getränke AG ihren Ustermer Sitz hatte. 2023 wurde ein neues Lager in Volketswil erworben, weil der Platz in Uster zu knapp geworden war.


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