Das ist der Grund für das Aus von «Stadt Land Brot» in Gossau
Erst im Juli eröffnete die neue Bäckerei im Zentrum von Gossau, jetzt ist wieder Schluss. Die Grossbaustelle an der Grütstrasse hat mit der Schliessung nichts zu tun.
«Schweren Herzens» – wie auf dem Zettel hinter der verschlossenen Türe steht – mussten die Betreiber der neu gegründeten Bäckerei «Stadt Land Brot» die Filiale in Gossau wieder schliessen. Und das nach nur zwei Monaten seit der Eröffnung im Juli. Die Grossbaustelle im Zentrum von Gossau ist in diesem Fall nicht der Grund für die Schliessung.
Nachdem die Traditionsbäckerei Peter ihre drei Filialen in Gossau, Oetwil am See und Egg wegen Konkurs schliessen musste, entschieden Fabian von Rechenberg und This Schälchli, die auch das Zürcher Hegifret-Kaffeefenster führen, die ehemaligen Peter-Filialen zu übernehmen und das traditionelle Bäckerhandwerk von ihrem Vorgänger mit neuem Konzept fortzusetzen.
«Wir setzen bewusst auf ein kleines, vielseitiges Sortiment, das Qualität und Nachhaltigkeit vereint», erklärt von Rechenberg. In ihrem Konzept steht das Tierwohl an erster Stelle. Ihre Produkte kaufen sie, wenn immer möglich, in der Region ein.
Keine Billigware aus dem Ausland
«Unsere Freilandbioeier stammen aus Gossau und Esslingen», erzählt von Rechenberg. Diese Eier seien zwar doppelt so teuer wie Billigeier aus dem Ausland, aber genau dieser Regionalbezug sei ihnen als Bäckerei wichtig – auch bei der Milch und Butter.
Ausserdem werde in allen drei «Stadt Land Brot»-Bäckereien auf Fleischprodukte verzichtet. Eine bewusste Entscheidung, denn: «Würden wir uns für Fleisch im Sortiment entscheiden, müssten wir nach unserem Konzept hochwertiges Biofleisch aus der Region einkaufen, was den Preis eines Fleischsandwiches sprengen würde.»
Ein Konzept, das in Gossau keinen Anklang gefunden hat. «Die Kunden vermissten die Fleischware», erzählt von Rechenberg. Ihr Vorgänger, die Bäckerei Peter, hatte Fleisch immer im Sortiment gehabt. «Wirtschaftlich hat es für uns schlussendlich nicht genug rentiert», meint von Rechenberg.
Kein Maschinenbetrieb
Das lag nicht nur am schmaleren Sortiment und den teureren Preisen. «Nur schon die Lieferung von unserer Produktionsstätte in Egg nach Gossau kostet», erklärt von Rechenberg. Und diese erfolge logischerweise nachts, damit die Leute am Morgen frische Brötchen haben. «Das heisst für unsere Abrechnung noch extra Kosten.»
Ausserdem produziert «Stadt Land Brot» alles von Hand. «Wir haben keine Maschinen, wie es eine Grossbäckerei hat», sagt von Rechenberg. «Wir arbeiten mit einfachen Mittel und das ist teuer.»
Die Betreiber hofften, dass sich die Lage in Gossau nach den Sommerferien verbessert, weil der Sommer generell schlecht für Bäckereien sei. Das war nicht der Fall. So kamen sie zum Entschluss, die Filiale in Gossau per Anfang September zu schliessen und sich auf die beiden anderen Standorte Egg und Oetwil am See zu konzentrieren.
Nachfolger für Gossau gesucht
Momentan sei «Stadt Land Brot» mit anderen, schon grösseren und etablierteren Bäckereien im Gespräch, die die Filiale in Gossau und im besten Fall auch die Mitarbeiter übernehmen. «Wir hoffen, so schnell wie möglich einen geeigneten Nachfolger für Gossau zu finden.»
Die Filialen in Egg und Oetwil am See, die ebenfalls im Juli eröffneten, bleiben weiterhin von «Stadt Land Brot» geführt. Und von Rechenberg ist positiv gestimmt: «Wir sind sehr optimistisch für diese beiden Standorte und deren Entwicklung.»