Wie Heusler in Wetzikon inspirierte und Martullo-Blocher irritierte
14. KMU Forum
Wenn die Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher an ein Rednerpult tritt, ist sie immer auch Politikerin – und umgekehrt. So erlebten sie 380 Teilnehmende am KMU Forum in Wetzikon.
«Ein Gipfeltreffen der Macherinnen und Macher» nannte Andreas Künzli, Organisator der Züri Oberland Mäss und damit auch des KMU Forums, die 14. Auflage dieser Veranstaltung. Seine Euphorie war begründet, hatten sich doch 380 Teilnehmende eingefunden, Gewerbetreibende, Unternehmerinnen, Politiker – das Who’s who im Zürcher Oberland.
Angelockt wurden sie nicht nur von der traditionellen Gelegenheit, das Netzwerk in der Region zu pflegen, sondern auch von hochkarätigen Referenten: Magdalena Martullo-Blocher, SVP-Nationalrätin und Chefin der EMS-Chemie, sowie Bernhard Heusler, Jurist und früherer Präsident des FC Basel, waren angetreten mit dem Auftrag, zu inspirieren und zu unterhalten. Zu diesen beiden Schwergewichten kamen Coaching-Expertin Nina Zuffelato und Heidi Bösch, Leiterin Personelles und Klubschule von der Migros Ostschweiz.

Das 14. KMU Forum stand unter dem Motto «Erkennen. Führen. Wirken. Impulse für unternehmerischen Erfolg». Der in Pfäffikon wohnhafte SRF-Sportmoderator Lukas Studer führte souverän durch den Freitagvormittag, der sich auch vor allem aufgrund Bernhard Heuslers Eloquenz weit in die Mittagszeit ausdehnen sollte.
Teamwork über alles
Von 2009 bis 2017 führte der Jurist den FC Basel, zuerst als Geschäftsführer, ab 2012 als Präsident. Im Gepäck hatte Heusler sein 2023 erschienenes Buch mit dem Titel «Ein Team gewinnt immer. Mein Leadership-Abc». Er muss es wissen, schliesslich gewann der FCB während seiner Amtszeit achtmal den Schweizer-Meister-Titel und sorgte auch europäisch für Aufsehen.
Entsprechend drehte sich bei Heuslers Ausführungen alles ums Teamwork. Es ging um Dialogfähigkeit («Dialog ist in erster Linie zuhören»), um das Erkennen von Stärken und Schwächen («Wenn ich als Chef ein Sitzungszimmer mit fünf Personen betrete, dann hat jede eine Stärke, die ich nicht habe») und darum, dass man Führung nicht von Teamwork trennen könne.
Als Führungskraft werde man an Zahlen gemessen, meinte Heusler – ob das nun ein Ebitda oder ein Uefa-Koeffizient sei: «Aber ich führe Menschen.» Ergebnisse seien letztlich nur «der kalte Output», den diese Menschen erzielen.

Beim FC Basel hätten sie daher die Wörter «ich/mir» durch «wir/uns» ersetzt: «Wenn der Chef ein selbstverliebter, egozentrischer Narzisst ist, dann sieht man das auf dem Fussballplatz oder auf der Baustelle.»
Wenig überraschend nutzte Heusler zahlreiche Analogien zum Sport. So habe man den Cheftrainern beim FC Basel unter seiner Ägide keine Punkte als Ziele mit auf den Weg gegeben, sondern Wirkungsziele gesetzt. Der Auftrag des Trainer lag darin, die Spieler zu befähigen. Spieler, die Heusler nie als Objekte mit Transferwert betrachtete, sondern als junge Menschen mit viel Talent, aber auch berechtigten Anliegen und Sorgen.
Vor Jurist Heusler hatte das Podium der Betriebswirtschafterin Magdalena Martullo-Blocher gehört. Die Chefin der EMS-Chemie und SVP-Nationalrätin sprach zum Thema «Aktuelle unternehmerische Herausforderungen». So jedenfalls stand es im Programm.



Die 56-Jährige nahm es mit ihrem Thema in etwa so genau, wie es Bernhard Heusler mit dem Timing nahm. Sie begann ihren Slot mit einer Präsentation der EMS-Chemie, die sich in einem schwierigen Umfeld sehr erfolgreich bewegt. Es folgte der Aufruf, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und flexibel zu bleiben, angereichert mit einer Analogie zu Charles Darwin («Es überlebt nicht der Stärkste, sondern…» – ach, Sie wissen schon.) sowie dem Bild, dass jedes Erdbeben eine Goldader freilegen könne.
«Voll und ganz und für alle Zeiten von der EU bestimmt»
Relativ zügig wurde aus der Unternehmerin Martullo die Politikerin Blocher, welche die Bühne nutzte, um gegen das Vertragspaket Schweiz-EU anzureden. Die Verträge, die 2026 oder wohl eher 2027 vors Volk kommen, würden dazu führen, dass «wichtige Themen in unserem Leben voll und ganz und für alle Zeiten von der EU bestimmt würden», mahnte Martullo-Blocher.
Sie warnte vor einer Aushöhlung der direkten Demokratie, von einer Flut an Regularien, vor fremden Richtern und vor Milliardenkosten. «Seit der Kolonialzeit hat es ein solches Vertragswerk nicht mehr gegeben.»
Während Magdalena Martullo-Blocher sprach, prasselte heftiger Regen auf das Event-Zelt an der ZOM nieder: «Das passt. Mit diesen Verträgen wird viel auf euch einprasseln!» Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was den Schweizer Souverän im Abstimmungskampf zu diesem wegweisenden Entscheid erwarten wird.
Was bleibt vom 14. KMU Forum?
Fabienne Schaub, Schaub Maler AG, Wetzikon
«Für mich ist das KMU Forum eine Premiere und ein willkommener Anlass, Bekannte zu treffen und neue Bekanntschaften zu schliessen. Die Pausen sind deshalb fast gleich wichtig wie das Programm. Die wichtigste Botschaft, die ich aus den Referaten mitnehme, ist die Erkenntnis, dass man sich auf die Stärken konzentrieren soll, statt auf Schwächen herumzuhacken.»

Martin Löffler, Grandiflora Blumenatelier GmbH, Wetzikon
«Ich bin jetzt sicher zum zehnten Mal am KMU Forum. Die Mischung aus informativen Referaten und informellem Austausch mit anderen Teilnehmenden schätze ich sehr. Es ist zudem inspirierend, prominenten Referenten zuzuhören, die ihre Erfolgsrezepte teilen. Und was sich festhalten lässt: Die Herausforderungen in einem KMU und in einer Grossunternehmung sind gar nicht so unterschiedlich.»

Tiziana Giordano, Zürcher Kantonalbank, Uster
«Ich bin zum ersten Mal an diesem Anlass und kann ihn nur als sehr gelungen bezeichnen. Hier scheint sich tatsächlich das halbe Oberland zu treffen. Die Referate waren sehr spannend. Wie man sich selbst wahrnimmt, wie man vom Gegenüber wahrgenommen wird und die Diskrepanz dieser beiden Bilder ist eine Erkenntnis, die ich aus der Veranstaltung mitnehme.»

Michel Bronner, A Plus Reinigungen AG, Hinwil
«Mir ist es wichtig, mich an diesem Anlass zu zeigen und mein Netzwerk zu pflegen. Schliesslich sind wir mit unserem Unternehmen in der Region tätig. Daneben schätze ich die Impulsreferate, die Einblicke geben und manchmal auch neue Denkanstösse. Darum bin ich dieses Jahr zum zehnten Mal dabei.»

Sandra Elliscasis, Elliscasis Immobilien GmbH und FDP-Stadträtin, Wetzikon
«Soweit ich mich erinnere, habe ich fast jedes der bisher 14 KMU Foren besucht. Man trifft hier immer interessante Leute und kann Beziehungen pflegen. Inhaltlich hat mir das Referat von Nina Zuffelato sehr gut gefallen, das zur Selbstreflexion ermunterte. Bernhard Heusler war sehr inspirierend – das muss ich zugeben, auch wenn ich als GC-Fan unter seinem FC Basel gelitten habe. Magdalena Martullo-Blocher war halt sehr politisch und etwas einseitig. Aber vor ihr als Unternehmerin ziehe ich meinen Hut.»

Markus Tappolet, MBT Consulting, Pfäffikon
«Ich bin zum ersten Mal am KMU Forum dabei und stelle fest, dass es ein cooler Anlass ist. An den Referaten hat mir gefallen, wie viel Wert in der Unternehmensführung mittlerweile auf das Menschliche und auf das Teamwork gelegt wird. Allmählich kommt es bei den Leuten an, dass starre Hierarchien neuen Modellen der Zusammenarbeit weichen müssen. Und wenn ich mich umsehe, bin ich sicher, dass unser Gewerbe und unsere Wirtschaft auch den aktuellen Schwierigkeiten trotzen werden.»
