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Offerte für Übernahme

Was und wer hinter dem Kaufangebot für das GZO Spital steckt

Ein Biotechnologieunternehmen aus der Region Basel will das GZO Spital Wetzikon für 5 Millionen Franken übernehmen. Die Spuren führen zu einer aktivistischen Investorengruppe.

Übernimmt ein Biotech-Unternehmen das GZO Spital? Seit Dienstag liegt ein entsprechendes Angebot auf dem Tisch. (Archiv)

Foto: Simon Grässle

Was und wer hinter dem Kaufangebot für das GZO Spital steckt

Offerte für Übernahme

Ein Biotechnologieunternehmen aus der Region Basel will das GZO Spital Wetzikon für 5 Millionen Franken kaufen. Die Spuren führen zu einer aktivistischen Investorengruppe.

Lange blieb es verhältnismässig ruhig um die Rettung des GZO Spitals in Wetzikon. Doch nun mischt sich ein vermeintlich neuer Akteur in die Spitalrettung ein. Das Biotechnologieunternehmen Evolva unterbreitet der GZO AG Spital Wetzikon ein Übernahmeangebot, wie die Firma aus Reinach BL am Dienstagmorgen mitteilt.

Die Evolva Holding SA will 100 Prozent des Aktienkapitals des Spitals übernehmen. Dies zu einem Gesamtpreis von 5 Millionen Franken. Momentan hat das GZO Spital ein Aktienkapital von 12 Millionen Franken.

Das Angebot kommt kurz vor einer entscheidenden Phase in den Sanierungsbemühungen rund um das GZO Spital. Am 3. Juni müssen die Stimmberechtigten von Fischenthal als Erste über eine mögliche Beteiligung an der nötigen Aktienkapitalerhöhung von insgesamt 50 Millionen Franken entscheiden.

Die finanzielle Unterstützung durch die Gemeinden ist neben einem radikalen Schuldenschnitt um 70 Prozent für die Gläubiger und der Nichtfertigstellung des Neubaus einer der drei Pfeiler für die Rettung des Oberländer Spitals. Das GZO konnte im letzten Jahr eine 170-Millionen-Franken-Anleihe nicht zurückzahlen und geriet deshalb in finanzielle Schieflage.


>> Lesen Sie hier, was bisher in der Wetziker Spitalkrise passiert ist.


Der Terminkalender schien eigentlich klar. In den kommenden Monaten werden alle zwölf Aktionärsgemeinden, also die derzeitigen Besitzer des Spitals, über die Kapitalerhöhung entscheiden. Im März 2026 müssen die Gläubiger an einer Versammlung dann über den Schuldenschnitt befinden.

Nun liegt also ein neuer Vorschlag auf dem Tisch: Evolva will das GZO Spital gemäss Mitteilung nicht nur übernehmen, sondern auch gleich eine regionale Gesundheitsplattform aufbauen. Konkrete Pläne legt das Unternehmen dafür allerdings nicht vor. Es schreibt nur von einer «strategischen und werterhaltenden Alternative zum aktuellen Restrukturierungsvorschlag» und einer «gläubigerfreundlichen Umstrukturierung von Schulden».

Kein zusätzliches Kapital durch die Gemeinden

Die Gläubiger würden eine Vorabausschüttung in bar erhalten, ausserdem könnten sie ihre GZO-Schuldscheine gegen Evolva-Aktien eintauschen. Im Lauf der Zeit könnten die Gläubiger gemäss Evolva mit einer vollständigen Rückzahlung ihrer Forderungen rechnen, in den ersten Tagen bereits mit mehr als 60 Prozent. Gleichzeitig sieht das Angebot vor, dass die Gemeinden kein weiteres Kapital in das Spital einschiessen müssten. Der Kauf käme zustande, wenn Aktionäre, die mindestens 51 Prozent der GZO-Aktien halten, dem Vorschlag zustimmen.

Woher das Geld kommen soll, erklärt Evolva nicht. Vergleicht man die Angaben in einer zwölfseitigen Präsentation mit jenen des Spitals, werden jedoch deutliche Diskrepanzen offensichtlich.

So ist im unabhängigen Expertenbericht zuhanden der Gemeinden zu lesen, dass das Spital damit rechne, rund 80 Millionen Franken als flüssige Mittel zur Rückzahlung seiner Schulden zur Verfügung zu haben. Bei Gesamtschulden von 230 Millionen Franken sind das 35 Prozent – was auch den propagierten Schuldenschnitt von bis zu 65 Prozent ergibt. Wenn Evolva in den ersten Tagen bereits mehr als 60 Prozent zurückzahlen will, bräuchte man zusätzliche 58 Millionen Franken.

Verbindungen zu aktivistischer Gläubigergruppe

Und dann ist da noch die zweite entscheidende Frage: Wer steckt überhaupt hinter diesem Angebot, das auf den ersten Blick vor allem Vorteile für das Spital, die beteiligten Gemeinden und die Gläubiger bringen soll?

In der Mitteilung erklärt die Evolva Holding SA, dass sie sich derzeit neu ausrichte. Gemäss eigenen Angaben sucht das Unternehmen seit April 2024 nach einem Kandidaten für eine umgekehrte Übernahme. Die Aktionäre hatten 2024 die Liquidation des Unternehmens widerrufen.

Brisant sind die Personen und Unternehmen hinter Evolva. Offensichtlich zieht die GZO Creditor Group die Fäden. Eine aktivistische Gläubigergruppe, die im Juli 2024 erstmals in Erscheinung trat. Die Gläubigergruppe, die an der 170-Millionen-Franken-Anleihe einen sehr kleinen Anteil von 6,56 Prozent hält, hatte unter anderem die Verlängerung der Nachlassstundung abgelehnt.

Explizit in der Mitteilung von Evolva erwähnt wird zudem Gregor Greber. Der umtriebige Investor trat in der Vergangenheit als Sprecher der Gläubigergruppe auf. Er nimmt bereits jetzt mit Beobachterstatus an den Sitzungen des GZO-Verwaltungsrats teil. Nach dem Kauf des Spitals soll der Verwaltungsrat des GZO Spitals erweitert und Greber sowie weitere «unabhängige Personen mit ausgewiesener Branchenexpertise» darin definitiv Einsitz nehmen.

Greber war gemäss «Inside Paradeplatz» mit der von ihm gegründeten und inzwischen aufgelösten Investmentgesellschaft Veraison Capital an Evolva beteiligt, stieg aber zwei Jahre vor dem finanziellen Kollaps des Biotech-Start-ups aus.

Gläubigerversammlung mit dem GZO in der «Krone» in Wetzikon.
Investor Gregor Greber will mit der Evolva-Übernahme einen Sitz im Verwaltungsrat des GZO Spitals erlangen. (Archiv)

Eine weitere direkte Verbindung zwischen Evolva und der GZO Creditor Group ist die Clearway Capital GmbH, die inzwischen die Anliegen der kleinen Gläubigergruppe vertritt. Clearway Capital ist Ende Dezember 2024 bei der maroden Evolva Holding eingestiegen. Sie übernahm knapp 20 Prozent der Aktien und wurde damit zur grössten Aktionärin.

Im März setzte Clearway Capital dann an einer einberufenen Generalversammlung zwei eigene Vertreter im Verwaltungsrat von Evolva durch – gegen den Willen des bisherigen Vorstands. Der Italiener Gianluca Ferrari fungiert seither als Verwaltungsratspräsident. Knapp zwei Monate später folgt nun das Übernahmeangebot für das GZO Spital. Kommuniziert von derselben Agentur, die auch die GZO Creditor Group vertritt.

Zurückhaltung beim Spital

Das Spital selbst reagiert in einer ersten Stellungnahme zurückhaltend auf das Übernahmeangebot der Evolva Holding. Man habe dieses zur Kenntnis genommen und werde den unterbreiteten Sanierungsvorschlag eingehend prüfen. Derweil hält es fest, dass es aus den zurzeit stattfindenden Gesprächen mit den Gläubigern über eine mögliche Verbesserung des Schuldenschnitts positive Signale erhalte.

Das GZO werde im Rahmen seiner Prüfung den Sanierungsvorschlag der Evolva dem bestehenden GZO-Sanierungsplan gegenüberstellen.

Auch aufseiten der Aktionärsgemeinden will man das Angebot unvoreingenommen prüfen, wie Pascal Bassu (SP) am Telefon erklärt. Der Wetziker Stadtpräsident erläutert, dass man jetzt die externen Berater für eine Einschätzung herbeigezogen habe und hoffe, bis Anfang nächster Woche eine erste Einschätzung zu haben. Mit dem Verweis, dass dazwischen aber noch Auffahrt liege. «Es gilt, verschiedene Dinge zu prüfen. So ist unter anderem in den Statuten der GZO AG festgehalten, dass die Mehrheit bei den Gemeinden liegen muss.»

Auch die politische Frage, ob ein Verkauf des gesamten Spitals nicht wiederum dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden müsse, sei unklar. «Wir wollen aber zunächst materiell begutachten, was gut für das Spital und was gut für die Gesundheitsversorgung im Oberland ist.»

«Auf den ersten Blick interessant»

Gemeinsam das Angebot anschauen, davon spricht auch die Rütner Gemeindepräsidentin Yvonne Bürgin (Die Mitte). Ihre Gemeinde hat sich zusammen mit Bubikon zuletzt aus der gemeinsamen Kommunikation mit den übrigen Aktionärsgemeinden ausgeklinkt. Beide Exekutiven lehnen die bevorstehende Aktienkapitalerhöhung ab.

Weil es aber jetzt nicht um Gemeindegelder gehe, sondern um ein Angebot an alle Gemeinden, müssten alle miteinander an einen Tisch sitzen. «Auf den ersten Blick mag die Übernahme der GZO AG durch die Evolva Holding ja sympathisch und interessant klingen. Aber wenn man weiss, wer dahintersteckt, nämlich Investmentfirmen wie Clearway Capital und damit auch die GZO Creditor Group, dann glaube ich nicht, dass es den beteiligten Personen wirklich um eine Rettung des Spitals geht.» Hier wollten Investoren auf Kosten der Patienten Geld verdienen. «Ein Unding», wie Bürgin es nennt.

Aktienkurse schnellen in die Höhe

Wie schnell und einfach jene Investoren am Dienstag Geld machten, zeigt ein Blick auf den Aktienkurs von Evolva: So stieg dieser am Montag um gut 23 Prozent von Fr. 1.10 zu Handelsbeginn bis auf Fr. 1.33. Auch das Handelsvolumen von 588’000 Aktien überstieg das des Vormonats um mehr als ein Fünfzehnfaches.

Und auch die GZO-Anleihe stieg um über 8 Prozent auf Fr. 38.50, womit sie erstmals seit Oktober wieder an der 40-Franken-Marke kratzt. Für die aktivistische Investorengruppe dürfte es sich damit um einen sechsstelligen Buchgewinn handeln.

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