Gläubigergruppe präsentiert Idee – und will Sitz im GZO-Verwaltungsrat
Spätere Rückzahlung der Schulden
Es tut sich was beim GZO Spital Wetzikon: Eine Gruppe Gläubiger möchte dafür sorgen, dass die Frist für die Rückzahlung der 170-Millionen-Franken-Anleihe um drei Jahre verlängert wird.
Wer seine Schulden nicht zurückzahlen kann, der wird entweder zur Kasse gebeten – oder bekommt einfach mehr Zeit. Genau diese soll jetzt auch das GZO Spital Wetzikon erhalten. Und damit folgt nun der Paukenschlag, nachdem es in letzter Zeit fast schon «gespenstisch still» geworden war um das Spital, wie es der ehemalige Spitalplaner Paul Vonlanthen ausdrückte.
Die GZO Creditor Group bringt diese Idee aufs Tapet. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Gläubigern der Anleihe über 170 Millionen Franken, die das Spital 2014 aufgenommen hatte.
Es ist eine Idee mit möglicherweise weitreichenden Folgen, die dem Spital etwas Luft verschaffen könnten. Luft, die es unbedingt braucht. So könnte womöglich das Spital mit einer vorgeschlagenen Verlängerung der Frist zur Rückzahlung der Obligationenanleihe um vorläufig drei Jahre aus der provisorischen Nachlassstundung entlassen werden. Doch der Reihe nach.
Wer ist Gregor Greber?
Welche Personen hinter der GZO Creditor Group stehen, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Ein Sprecher der Gruppe erklärt auf Anfrage, dass es sich um eine Gruppe von Privatinvestoren handle, die jetzt mit ihrem Anliegen einen Stein ins Rollen bringen wolle.
Erste Aufschlüsse, wer hinter der Idee stecken könnte, gibt eine am Donnerstagmorgen aufgeschaltete Website, auf der sich Anleihegläubiger via Kontaktformular der Gruppe anschliessen können. Genannt wird dort der Name Gregor Greber. Die GZO Creditor Group schlägt ihn als Vertreter der Anleihegläubiger mit Beobachterrechten im Verwaltungsrat des Spitals vor.
> > Lesen Sie hier, wie die Spitalverantwortlichen auf diese neue Idee reagieren.
Greber war auch die zentrale Person bei der Lancierung der GZO Creditor Group. Er kannte drei weitere Gläubiger, mit denen er sich zusammenschloss und den Antrag für eine Gläubigerversammlung beim GZO Spital Wetzikon einreichte. Zu viert besitzen sie über fünf Prozent der Obligationenanleihe, wie er im Gespräch bestätigt. Damit verfügen sie über genügend Anteile, um eine solche Versammlung einzufordern. Wie viel Geld der Anleihe Greber besitzt, möchte er nicht weiter erläutern.
Aber weshalb wurde ausgerechnet er als Vertreter der Anleihegläubiger mit Beobachtungsrechten in den Verwaltungsrat vorgeschlagen? Das liegt gemäss Greber an den drei anderen Gläubigern, die mit ihm zusammen den Antrag einreichten. Diese hätten ihn gefragt, ob er sich dieses Mandat vorstellen könne.
«Ich habe mich von meinen Kollegen aufgrund meiner Erfahrungen aus dem Kapitalmarkt dazu überzeugen lassen. Deshalb und wegen meines lokalen Bezugs zum GZO sei ich prädestiniert. Die Wahl obliegt aber den Anleihegläubigern», so Greber. Er verfüge zwar über keine Spitalkompetenzen im eigentlichen Sinne, dafür kenne er sich im Kapitalmarkt aus, so der Investor. Greber erwähnt häufig andere Firmen, die er erfolgreich saniert und damit gerettet habe.
Aktuell ist Greber im Vorstand mehrerer Unternehmen tätig. Dazu gehören das Wäscheunternehmen Calida oder die R&S Gruppe, ein Energieunternehmen. Er ist zudem Gründer des Onlineweinhändlers NapaWine sowie der Investmentgesellschaft Veraison Capital. Dort ist er allerdings seit 2021 nicht mehr aktiv beteiligt. Seit März befindet sich die Firma im Liquidationsprozess.
In der Finanzbranche ist Greber kein Unbekannter. In der Vergangenheit wurde er von verschiedenen Medien als «aktivistischer Investor» bezeichnet. Die «Bilanz» sprach in einem ausführlichen Porträt über Gregor Greber vor vier Jahren von einem Menschen mit «markigen Forderungen» und «bescheidenem Erfolg». Insgesamt stellte das Wirtschaftsmagazin dem umtriebigen Investor ein durchwachsenes Zeugnis aus. Er sei zwar ein Kumpeltyp, sein Vorgehen aber ungeduldig und aggressiv.
Zur negativen Presse meint Greber: «Allgemein gilt, wenn die Argumente ausgehen, versucht man oft, Personen zu verunglimpfen oder zu attackieren. Die Ausgangslage bleibt aber die gleiche.»
Der Investor führt die Kritik auf Meinungsverschiedenheiten zurück. Man müsse sich zuerst anschauen, wie sich die Unternehmen wie Comet, Arzyta, Goldbach, Kuoni, Mikron, Zehnder oder RSG verändert hätten, die er geprägt habe. Diese hätten sich dank seinem Zutun positiv entwickelt.
Mehr Zeit
Die Gruppe der Gläubiger erkennt derweil den aus ihrer Sicht gut laufenden Spitalbetrieb. Dieser erwirtschafte erfreulicherweise weiterhin positive Betriebsergebnisse. Es fehlte «bisher primär an der notwendigen Zeit, um das Spital auf eine nachhaltige finanzielle Basis zu stellen». Denn, so wird festgehalten, die finanzielle Notlage des Unternehmens sei durch eine ungünstige Fälligkeitsstruktur der Anleihe ausgelöst worden. Diese Struktur wollen die Anleger verändern und ihrem Schuldner, dem GZO, mehr Zeit verschaffen.
«Wenn wir nicht überzeugt wären, dass in drei Jahren eine Lösung zu finden ist, würden wir den Vorschlag jetzt nicht machen», sagt der Sprecher der Gruppe. Dies angesprochen auf die Frage, ob denn jetzt drei Jahre ausreichten, nachdem eine Rückzahlung während zehn Jahren zuvor gescheitert sei.
Verzinsung steigt um 3 Prozent
Sie beantragen, dass die GZO AG eine Versammlung der Anleihegläubiger einberuft. An dieser soll über eine Verlängerung der Anleihe bis 14. Juni 2027 sowie eine halbjährliche Erhöhung der Verzinsung von aktuell 1,875 bis auf 4,875 Prozent im Jahr 2027 abgestimmt werden.
Die Annahme dieses Vorschlags soll es dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung der GZO AG erlauben, selbständig Sanierungsmassnahmen auszuarbeiten und umzusetzen und den Fortbestand des Spitals Wetzikon zu ermöglichen. Die halbjährliche Anpassung des Zinssatzes «soll ein Ansporn für die GZO AG sein, zügig ein Sanierungsprogramm auszuarbeiten und umzusetzen». Dies, «ohne der aktuell bestehenden Negativität durch die Themen Nachlassstundung, Liquidation oder Konkurs ausgesetzt zu sein». Des Weiteren schreibt die GZO Creditor Group, dass die genannten Vorschläge bereits Verwaltungsratspräsident Jörg Kündig präsentiert worden seien.
Redimensionierung des Neubaus gefordert
Nichtsdestotrotz hat die Gruppe auch klare Vorstellungen und erwartet «konkrete Massnahmen zur Sanierung». Und nennt dabei die Stärkung der Bilanz und des Cashflows, eine langfristige Finanzierungsstrategie unter Berücksichtigung verschiedener Eigen- und Fremdkapitalquellen, die Redimensionierung des Neubaus und die Evaluation von Partnerschaften und Kooperationsmöglichkeiten.
Neben der Wahl von Gregor Greber als Vertreter der Anleihegläubiger mit Beobachterrechten in den Verwaltungsrat schlägt die Gruppe auch noch eine Verpfändung der GZO-Immobilie als Sicherheit vor. Die 58'000 Quadratmeter würden zusätzliche Sicherheiten bieten.
Zudem wird begrüsst, dass die Aktionärsgemeinden die Bereitschaft signalisiert haben, weiteres Kapital einzuschiessen. Auch der wieder stattfindende Dialog mit der Gesundheitsdirektion sei ein ermutigendes Zeichen.
Die GZO Creditor Group geht davon aus, dass durch die Annahme der Vorschläge das GZO aus der provisorischen Nachlassstundung entlassen werden kann. «Das Unternehmen kann zu seinem normalen Geschäftsbetrieb zurückkehren und das Spital Wetzikon gerettet werden.»
Mitarbeit: Lennart Langer, Jan Gubser