Gesellschaft

Wie geht es weiter mit Uster, den Aussenwachten und Greifensee?

Nänikon und Werrikon bleiben bei Uster. Doch die Zukunft der Sekundarschule in Nänikon-Greifensee ist ungewiss.

Wie es nach der Abstimmung mit der Oberstufe Wüeri in Nänikon weitergeht, steht nach wie vor in den Sternen.

Foto: Lennart Langer

Wie geht es weiter mit Uster, den Aussenwachten und Greifensee?

Gemeinsame Herausforderung

Nach der Abstimmung ist vor der Lösung: Die Aussenwachten Nänikon und Werrikon bleiben bei Uster. Doch was passiert nun mit der Sekundarschule in Nänikon-Greifensee?

Nach der vergangenen Abstimmung ist klar: Nänikon und Werrikon bleiben, was sie sind. Und zwar Ustermer Aussenwachten. «Schade», wie die Greifenseer Gemeindepräsidentin Monika Keller (FDP) findet.

Ist eine etwaige Grenzänderung damit zwar vom Tisch, bleibt ein anderes Problem der vielschichtig verknüpften Gemeinden durchaus aktuell.

Denn seit 2022 verlangt das kantonale Gemeindegesetz, dass die Grenzen der Schulgemeinden und der politischen Gemeinden übereinstimmen müssen – und das stellt die Oberstufenschule Nänikon-Greifensee und die Sekundarschule Uster vor eine Aufgabe.

Zwei Gemeinden, ein Schulhaus

Im Zentrum der Diskussion steht die Oberstufe (OS) Wüeri, die sowohl von Näniker als auch von Greifenseer Schülerinnen und Schülern besucht wird. Da die Schule auf Ustermer Gemeindeboden steht, aber der Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee gehört, braucht es mit dem neuen Gesetz auch eine neue Lösung.

Denn die Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee muss gezwungenermassen aufgelöst werden. Doch die Schülerinnen und Schüler aus Nänikon, aber auch aus Greifensee sollen weiterhin in die OS Wüeri gehen können.

Damit die politischen und die Schulgemeinden die gleichen Gebiete umfassen und eine Lösung für die Oberstufe gefunden wird, stecken die Beteiligten der eigens dafür gegründeten Arbeitsgruppe nun schon eine Weile die Köpfe zusammen.

Das Anliegen verdeutlicht

Einer von ihnen ist der Ustermer SVP-Gemeinderat Ulrich Schmid, Präsident der Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee – und Unterstützer des Komitees Pro 8606, das für eine Prüfung einer etwaigen Grenzänderung von Nänikon und Werrikon warb.

«Das Abstimmungsergebnis war nicht überraschend, aber es ist spannend zu sehen, dass doch 35 Prozent für eine Prüfung der Abspaltung gestimmt haben», so Schmid. Er erwarte nun von der Stadt Uster, dass man offene Ohren für die Näniker Themen habe – denn dieses Anliegen habe die Abstimmung, trotz Niederlage, verdeutlicht.

Komitee bedauert Abstimmungsausgang

Kurz nach der Abstimmung um die Prüfung einer etwaigen Abspaltung der Aussenwachten, meldet sich auch das Komitee Pro 8606 zu Wort. Das Komitee hatte die Volksinitiative ins Rollen gebracht und hatte dementsprechend für eine Prüfung der Grenzänderung plädiert. «Stimmberechtigte aus Nänikon und Werrikon machen rund 8 Prozent der Gesamtzahl der Stimmberechtigten in der Stadt Uster aus. Ja gesagt haben deutlich mehr – 34,74 Prozent», schreibt das Komitee.

Ob vor allem die Näniker und Werriker einer Abspaltung zugestimmt haben, kann allerdings nicht nachverfolgt werden. Jörg Schweiter, stellvertretender Stadtschreiber von Uster, sagt, die Stimmrechtsausweise werden bereits im Vorfeld von den Stimmzettelkuverts getrennt, sodass am Abstimmungstag nicht mehr festgestellt werden kann, wer welche Stimme abgegeben hat.

Bedürfnissen entgegenkommen

Das Komitee Pro 8606 respektiere die Ablehnung der Initiative. Bedauerlich sei jedoch, dass nun ein Resultat vorliege, aber keine Lösung für die Bedürfnisse der Bevölkerung von Nänikon und Werrikon, die Gemeindegrenzen dem gelebten Alltag anzupassen.

Auch für die Problematik der Oberstufenschule sei die sauberste Lösung – ein Zusammenschluss von Nänikon mit Greifensee – nun leider vom Tisch. «Von den verantwortlichen Ustermer Behörden ist in der Schul-Thematik zu erwarten, dass sie den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung entgegenkommen», schreibt das Komitee.

Dass eine etwaige Grenzänderung die Debatte um die Oberstufe, gerade im Falle der OS Wüeri, in einem Abwasch erledigt hätte, wäre aus seiner Sicht ein weiterer Grund für eine Prüfung der Abspaltung gewesen. Dennoch wolle man jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken.

Nur noch zwei Varianten auf dem Tisch

Von den ursprünglich drei möglichen Varianten hatte man sich im Gremium auf zwei geeinigt – einen Zweckverband zu gründen, der die Oberstufe für beide Gemeinden regelt, oder einen Anschlussvertrag auszuarbeiten. In letzterem Fall wäre eine Gemeinde für die Oberstufe Wüeri im Lead, die andere würde sich vertraglich anschliessen.

«Was für Kosten beide Varianten mit sich bringen würden, haben wir zuletzt mit Swissplan ausgearbeitet», erklärt Schmid. Die Firma hat sich auf Finanzberatungen in Verwaltungen und Schulen spezialisiert.

Nun gelte es, im fünfköpfigen Gremium die Vor- und Nachteile beider Varianten sauber gegenüberzustellen und die beste Lösung für die Gemeinden, aber vor allem auch für die Schüler zu finden. Schmid selbst hat bereits eine favorisierte Lösung, die er aber vorerst noch für sich behalten möchte.

Allzu lange sollte das aber nicht nötig sein – denn das Gremium will sich Mitte Dezember noch einmal treffen, um die Möglichkeiten zu beleuchten. «Anfang Jahr sollte dann von beiden Schulpflegen eine Entscheidung gefällt werden», so Schmid.

Anschliessend kommt der Entscheid aber auch noch auf den politischen Tisch und vors Volk: Sowohl der Gemeinderat Uster wie auch die Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee und anschliessend die Stimmberechtigten der Sekundarschulgemeinde Uster sowie der Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee müssten das Vorhaben durchwinken.

Ein Teil von Uster

Auch Benno Scherrer (GLP), Präsident der Sekundarschulgemeinde Uster und Mitglied der Arbeitsgruppe, sieht einer passenden Lösung positiv entgegen.

Er betont: «Das Ziel ist, möglichst schnell eine Entscheidung zu finden, die letztlich für alle Beteiligten gewinnbringend ist – oder zumindest annehmbar – und so in beiden Schulgemeinden mehrheitsfähig. Vor allem soll das Schulhaus mit Leben gefüllt sein – das ist im Sinne aller.»

Die Abstimmung um die Abspaltung der Aussenwachten habe für ihn verdeutlicht, dass nun eine Entscheidung getroffen werden muss und eine Fusion von Nänikon mit Greifensee vom Tisch ist. Er selbst ist froh um den Ausgang an der Urne: «Als Ustermer sehe ich die Aussenwachten als einen wichtigen Teil von Uster», so Scherrer.

Auch wenn sich Nänikon und Werrikon eher ländlich orientieren, mache doch gerade das den Charme von Uster aus. Die Gemeinde vereine ländliche und städtische Regionen – «Genauso wie Sulzbach oder Riedikon, aber auch Freudwil, gehören Nänikon und Werrikon für mich zu Uster und machen die Charakteristik erst aus.»

Er sieht indes noch eine weitere Lösung für die Bereinigung des Grenzstreits: Die durch ein Postulat im Ustermer Gemeinderat geforderte Fusion mit Greifensee nimmt er positiv auf. «Ein Zusammenschluss von Uster und Greifensee würde die Diskussion um die OS Wüeri übrigens genauso erleichtern, wie eine Abspaltung der Aussenwachten – und wäre erst noch zukunftsfähig», sagt er.

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