Wetzikon sagt Ja zum Fernwärmenetz – mit einem Vorbehalt
Grosse Zustimmung
Das Resultat ist deutlich: Die Wetzikerinnen und Wetziker wollen ein Fernwärmenetz. Trotzdem müssen sie im Herbst nochmals an die Urne.
Es geht um viel Geld: 80 Millionen Franken umfasst der Rahmenkredit für den Aufbau der Fernwärmeversorgung in Wetzikon ab Kezo und Ara Flos.
Doch die Stimmberechtigten scheinen diese Kosten nicht zu scheuen: Sie stimmten am Sonntag der Vorlage mit 77,8 Prozent zu. Die Stimmbeteiligung lag bei 37,69 Prozent.
Entsprechend gross ist die Freude beim zuständigen Stadtrat Heinrich Vettiger (SVP). «Das ist ein Glanzresultat und ein Quantensprung für die Wärmeversorgung in Wetzikon.»
Vorlage mit Preisschild
Das Resultat überrascht nicht: Alle im Parlament vertretenen Parteien unterstützten die Vorlage – zuletzt auch die SVP, deren Logo auf den Abstimmungsplakaten fehlte.
Einzig eine Gruppe von Umweltschützern um die Gruppierung Pro Oberland machte Stimmung gegen das Vorhaben. Ihre Begründung: Abfall zur Energiegewinnung zu verbrennen, sei keine nachhaltige Lösung. Doch ihre Argumente vermochten nicht zu überzeugen.
Zudem haben die Wetzikerinnen und Wetziker bereits 2020 zum Ausdruck gebracht, dass sie Fernwärme nutzen wollen. Damals haben sie den Gegenvorschlag zur Fernwärme-Initiative angenommen, mit 86 Prozent. Diese hatte dem Stadtrat den Auftrag erteilt, einen Vorschlag für die Transformation der Wärmeversorgung auszuarbeiten.


Ihren Ursprung hatte die Initiative in der Maturaarbeit vom heutigen Kantonsrat Benjamin Walder (Grüne). Dass der Umsetzungsvorschlag nicht mehr ganz so viel Zustimmung findet, kann seine Freude nicht trüben. «Wenn ein Projekt ein Preisschild hat, ist es üblich, dass der Ja-Anteil etwas tiefer ausfällt als beim Grundsatzentscheid», sagt er.
«Es ist sehr schön, dass eine Idee, die ich als junger Maturand hatte, jetzt eine Tragweite von Jahrzehnten hat», ergänzt der Kantonsrat. Das erfülle ihn auch mit Demut.
Parlament oder Volk?
Trotz dem klaren Ergebnis gibt es einen juristischen Knackpunkt. Das Fernwärmenetz wird dereinst von einer Aktiengesellschaft betrieben werden, an der die Stadt mit 60 Prozent beteiligt ist. Die restlichen 40 Prozent werden von der Energie 360° AG gehalten, die sich vollständig im Besitz der öffentlichen Hand befindet.
Das Aktienkapital der Stadt beträgt mindestens 21 Millionen Franken. Für die Erhöhung des Eigenkapitals oder die Gewährung eines Darlehens an die Fernwärmegesellschaft stehen mit dem Rahmenkredit weitere 59 Millionen Franken zur Verfügung.
Die Gründung der Fernwärmegesellschaft ist die Ausgliederung einer Gemeindeaufgabe. Deshalb ist ein sogenannter Ausgliederungserlass nötig. In der Vorlage war vorgesehen, diese Kompetenz ans Parlament zu übertragen.
Dagegen hat der Bezirksrat Hinwil wenige Tage vor der Abstimmung juristische Bedenken angemeldet. Das Volk müsse über diesen Erlass entscheiden.
Netz bis 2030
«Für den Stadtrat ist wichtig, dass wir das Projekt so schnell wie möglich umsetzen können», sagt Heinrich Vettiger. «Deshalb wollten wir keine juristische Auseinandersetzung, sondern werden diesen Erlass voraussichtlich im September vors Volk bringen.» Noch vor den Sommerferien soll die Vorlage dem Parlament unterbreitet werden.
Die Planungsarbeiten gehen weiter.
Heinrich Vettiger (SVP), Stadtrat
Erst nach der Volksabstimmung kann die Stadt den Rahmenkredit verwenden und die Aktiengesellschaft gründen. Vettiger macht sich aber keine Sorgen, dass die Wetzikerinnen und Wetziker im Herbst anders abstimmen als heute.

Auch auf den sportlichen Zeitplan des Projekts hat der Entscheid des Bezirksrats keinen Einfluss. «Die Planungsarbeiten gehen weiter», betont der Ressortvorsteher für Tiefbau, Umwelt und Energie.
Bereits 2025 sollen erste Haushalte in Robenhausen Wärme der Ara Flos beziehen können. Ein Jahr später könnten die ersten Bezüger ab Kezo angeschlossen werden. Bis 2030 ist geplant, dass alle vorgesehenen Gebiete erschlossen sind.