Werkheim Uster reagiert auf Pächterwechsel
Stammgäste sind betroffen
Noch bis Ende September betreibt das Werkheim das Restaurant 8610 am See in Niederuster. Nach dem Neubau folgt ein Pächterwechsel. Jetzt wird Kritik von den Stammgästen laut.
Bis anhin führt das Werkheim Uster das Seerestaurant 8610 am See bei der Schifflände. Fachpersonen arbeiten dort gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigungen, doch der Pachtvertrag endet am 30. September.
Als der Stadtrat im Frühling nach einem neuen Pächter suchte, um die Gastronomie nach dem anstehenden Umbau wieder aufzunehmen, nutzte das Werkheim die Chance. Und tatsächlich kämpfte sich die Institution bis in die letzte Runde. Gegen die Gastro Buddies AG musste sich das Werkheim letztlich geschlagen geben. Sie erhielt letzte Woche den Zuschlag der Stadt.
Niklaus Redecker, Betriebsleiter der 8610-Gastronomie des Werkheims Uster, kann die Entscheidung des Stadtrats nachvollziehen. «Wir akzeptieren den Entscheid», sagt er. Obwohl das Werkheim Uster auch das neue Restaurant mit Freude geführt hätte, gibt sich Redecker nicht enttäuscht. «Ich wünsche den Gastro Buddies viel Glück.»
Arbeitsstellen gehen verloren
Nichtsdestotrotz müssen die Mitarbeitenden im geschützten Arbeitsrahmen den Standort am See bald verlassen. Dafür fanden alle einen Platz in einem anderen Betrieb innerhalb der Institution.
Das Werkheim kam aber nicht drum herum, einige Arbeitsverträge von begleitenden Fachpersonen aufzulösen. «Wir führen mit den betroffenen Personen Gespräche und bieten Hand, wo wir können», sagt Redecker.
Das Personal konnte sich aber darauf vorbereiten. Denn seit Langem war klar, dass es wegen der Bauarbeiten das Restaurant verlassen muss.
Vorerst kein neuer Standort
Ob das Werkheim Uster einen neuen Gastro-Standort sucht, bleibt noch offen. Schliesslich betreibt die Institution noch zwei weitere Restaurants in Uster. Eine Neueröffnung an einem anderen Standort schliesst Redecker trotzdem nicht aus.
Zudem steht das Werkheim einer Zusammenarbeit mit den neuen Pächtern offen gegenüber. Beispielsweise kann sich Redecker vorstellen, dass die Bewohnenden des Werkheims im Service bei der Gastro Buddies AG arbeiten könnten.
Auch Päde Hofstetter, Vertreter der Gastro Buddies AG, sieht die Möglichkeit, in seinem künftigen Betrieb integrative Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Kontakt mit dem Werkheim Uster hat jedoch noch nicht stattgefunden.
Stammgäste sind enttäuscht
Emotionaler als die Vertreter des Werkheims reagieren die Stammgäste auf den Abschied des Restaurants 8610 am See. In einem offenen Brief äussern sich zwei regelmässige Restaurantbesucherinnen im Namen vieler Stammgäste.
Sie äussern einen grossen Unmut über den Pächterwechsel. Die Stadt habe ihre soziale Verantwortung nicht wahrgenommen, heisst es im Brief.
«Ich erhoffte mir von der Stadt mehr soziales als wirtschaftliches Denken», sagt Erika Saladin, eine der Verfasserinnen des Schreibens. Sie kehrt regelmässig im Seerestaurant ein und tauscht sich mit anderen Besuchenden aus.
Saladin beschreibt die Atmosphäre im «8610 am See» als «offen und herzlich». Sie wünscht sich vom künftigen Betrieb einen Ort, der weiterhin als unkomplizierter Treffpunkt genutzt werden kann.
Stadtrat nimmt Stellung
Der Stadtrat kann die Enttäuschung der Stammgäste nachvollziehen. «Im Sinne der Fairness braucht es aber eine offene Ausschreibung», sagt Cla Famos (FDP), zuständiger Stadtrat und Abteilungsvorsteher Finanzen.
In der Ausschreibung für die Pacht forderte die Stadt explizit eine «inklusive Organisation». Gemäss Famos hat die Gastro Buddies AG darauf reagiert und diese Vorgabe in ihre Bewerbung aufgenommen. «Dementsprechend werden wir die künftigen Betreiber darauf behaften», sagt der Stadtrat.
«Das Werkheim Uster leistet wichtige Dienste, nicht nur für die Menschen in Betreuung, sondern auch für die Stadt», sagt Famos. Das sei dem Stadtrat bewusst.