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Politik

Wenn Kirchtürme oder Hochhäuser brennen

In der Schweiz brennen Gebäude am häufigsten im Dezember. Feuerwehrkommandanten der Region erklären, wie sie Brände löschen würden, wenn die Drehleiter zu kurz ist.

Wie würde der hohe Kirchturm der reformierten Kirche Wetzikon im Falle eines Feuers gelöscht werden?, Die Platzverhältnisse um die reformierten Kirchen Uster und Wetzikon sind für die Feuerwehr nicht optimal., Auch der 100-Meter hohe Jabee-Tower kann in den oberen Stockwerken unmöglich mit einer Drehleiter erreicht werden.

Archivfoto: Thomas Bacher

Wenn Kirchtürme oder Hochhäuser brennen

Kerzen, Feuerwerkskörper und alte Racletteöfeli: In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist die Brandgefahr hoch. Gemäss einer Statistik der kantonalen Feuerversicherung gibt es im Dezember achtmal so viele Kerzenbrände wie in den übrigen Monaten.

Für Schlagzeilen sorgte in der vergangenen Woche der Kirchturmbrand in Herzogenbuchsee, welcher schwierig zu löschen war. Grund dafür war nicht nur die schwer zu erreichende Höhe, sondern auch die ungünstigen Platzverhältnisse, die verhinderten, dass eine Autodrehleiter direkt neben den Turm gestellt werden konnte.

Schwieriger Zugang

Auch im Zürcher Oberland gibt es Kirchen mit hohen Türmen, welche für die Feuerwehr nicht optimal zugänglich sind. So liegen die reformierte Kirche von Uster auf einem schwer zugänglichen Hügel oder jene von Wetzikon in einem vielbefahrenen Strassenkreisel.

«Der aussergewöhnliche Kirchturmbrand beschäftigt uns schon.»
René Ehrenmann, Feuerwehrkommandant Wetzikon-Seegräben

René Ehrenmann, Kommandant der Feuerwehr Wetzikon-Seegräben, hat den Kirchturmbrand in Herzogenbuchsee mitverfolgt. «Einen solchen aussergewöhnlichen Brand hat es schon lange nicht mehr gegeben – und er beschäftigt uns schon.» Aufgrund der Seltenheit habe die Feuerwehr Wetzikon-Seegräben einen solchen Fall schon lange nicht mehr geübt. «Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und darüber diskutieren, wie wir einen Kirchturmbrand in Wetzikon genau angehen würden», so Ehrenmann.

Für die reformierte Kirche Wetzikon schätzt der Kommandant die Situation insgesamt allerdings als weniger gefährlich ein als in Herzogenbuchsee: «Dank der Strasse und dem Vorplatz gibt es beidseitig einen relativ guten Zugang zum Kirchturm», sagt er. Ausserdem besitze die Wetziker Kirche viele Fenster, durch die ein Feuer schneller gelöscht werden könnte.

Einsturzgefahr verwehrt Innenangriffe

Laut Ehrenmann kann ein Feuer im Kirchturm nur von aussen gelöscht werden. «Wegen der Einsturzgefahr können wir bei einem Brand aus Sicherheitsgründen nicht mehr in den Kirchturm hinein», sagt er. Die schweren Kirchglocken seien ein Problem, denn die ganze Statik des Baus verschlechtere sich.

«Die Brandbekämpfung am oder im Kirchturm ist sicherlich nicht einfach.»
Sascha Zollinger, Feuerwehrkommandant Uster

Auch Sascha Zollinger, der Kommandant der Feuerwehr Uster, betont, dass die Einhaltung der eigenen Sicherheit in einem Brandfall an oberster Stelle stehe. Trotzdem würde die Feuerwehr Uster je nach Brandfortschritt in einer ersten Phase darauf setzen, das Feuer von innen zu löschen. Parallel dazu würde der Brand von aussen mittels Drehleiter oder Hubretter seitlich des Gebäudes bekämpft, so Zollinger.

«Die Brandbekämpfung am oder im Kirchturm ist sicherlich nicht einfach», hält er fest. Bei der reformierten Kirche Uster seien die Höhe des Turmes, die schlechte Zugänglichkeit für schwere Fahrzeuge sowie die schmalen und steilen Treppen im Gebäudeinneren herausfordernd. Die Wahrscheinlichkeit eines Brandes sei aber gering, zumal die Kirche eine Brandmeldeanlage besitze, welche einen frühzeitigen Einsatz ermögliche.

Brandbekämpfung in Hochhäusern

Genauso wie Kirchtürme stellen brennende Hochhäuser für die Feuerwehr eine heikle Aufgabe dar. In Dübendorf gibt es besonders viele hohe Gebäude – mitunter das schweizweit höchste Wohnhaus, der 100-Meter hohe Jabee-Tower. Stephan Schneider, der Kommunikationschef der Feuerwehr Dübendorf-Wangen-Brüttisellen sagt: «Ein Brand in Hochhäusern ist sowohl in den oberen als auch in den unteren Stockwerken eine grosse Herausforderung.»

Wenn sich der Brand auf einer Höhe von über 30 Metern befindet, können die Einsatzkräfte das Feuer von aussen mit der Autodrehleiter nicht mehr erreichen: Sie müssen also von innen vorrücken. In den meisten Hochhäusern gibt es laut Schneider einen Feuerwehrlift, den die Feuerwehr auch im Brandfall benutzen kann. Ansonsten müssten die Retter das Treppenhaus benutzen, um an ein Feuer in oberen Stockwerken heranzukommen. Die Schläuche könnten auf jedem Geschoss direkt an eine Löschleitung angeschlossen werden. Das Vorgehen habe das gesamte Korps der Dübendorfer Feuerwehr im Herbst am Beispiel des Jabee-Towers geübt, so Schneider.

Moderne Brandschutzvorrichtungen

Er sagt: «Die Gefahr eines Brandes ist unabhängig von der Gebäude- und Wohnungsart.» Dass aber ein ganzes modernes Hochhaus in Flammen aufgehe, sei heutzutage eher ausgeschlossen. Und wenn es brenne, dann könne der Schaden meistens gering gehalten werden.

Denn moderne Hochhäuser unterlägen strengen Brandschutz- und Bauvorschriften. So sind brennbare Baustoffe gemäss der Brandschutzarbeitshilfe in Hochhäusern nur beschränkt zulässig. Im Falle eines Brandes dienen Rauchmelder der Früherkennung, während Rauch- und Wärmeabzugsanlagen verhindern sollen, dass sich der giftige Qualm ausbreitet und Fluchtwege unbenutzbar macht. Zudem muss die Zufahrt zu den Bauten für die Feuerwehrfahrzeuge gewährleistet sein.  Die Abstellungsorte werden schon im Vorhinein festgesetzt und markiert.

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