Weltneuheit am Seenachtfest: E-Flieger statt Patrouille Suisse
Grossanlass am Zürichsee
Zum 100-Jahr-Jubiläum gibt es eine Premiere am Seenachtfest in Rapperswil-Jona. Im August wird die weltweit erste elektrische Flugshow gezeigt. Bleibt die Patrouille Suisse für immer am Boden?
Die Patrouille Suisse gilt als einer der Höhepunkte am Seenachtfest, das alle drei Jahre in Rapperswil-Jona stattfindet. Manche Besucher sind von den lauten Flugzeugen begeistert, andere genervt. Und heuer wird die Formation – just beim 100-Jahr-Jubiläum des Traditionsfests vom 9. bis 11. August – am Boden bleiben.
Der Grund: «Während des Seenachtfests ist die Airbase Emmen für Unterhaltsarbeiten geschlossen», erklärt Fabian Villiger, OK-Präsident des Seenachtfests. Ab einem anderen Standort könne die Patrouille Suisse nicht eingesetzt werden. Denn der Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe fehlen zunehmend die Ressourcen.
Interessant ist, welche Alternative das Seenachtfest zu bieten hat: die weltweit erste rein elektrische Flugshow. Sechs E-Flugzeuge für Formationsflüge werden abheben. Statt Überschallknalle wird das leise Surren der Elektromotoren zu hören sein.
«Das ist ein echtes Highlight für unser Traditionsfest», sagt Villiger. Das OK sei stolz, eine solche Innovation zeigen zu dürfen.
Patrouille Suisse vor dem Aus
Tatsächlich ist das Projekt «E-Force», wie die Elektroflugshow genannt wird, am Puls der Zeit: Der Patrouille Suisse droht nämlich das Grounding. Verteidigungsministerin Viola Amherd und Armeechef Thomas Süssli wollen aus Spargründen den für die Akrobatikflüge verwendeten Kampfjet F-5 Tiger ausmustern – bis spätestens 2027.
Im Vergleich zu den Kampfjets sind die Elektroflieger nicht nur leiser und umweltfreundlicher, sondern auch günstiger. Der einzige auf dem Markt verfügbare Elektroflieger des Herstellers Pipistrel kostet in der Anschaffung und im Betrieb einen Bruchteil eines Kampfjets.
Näher am Publikum als zuvor
Selbstredend kommt er aber nicht an deren Leistung heran. «Natürlich sind mit den kleineren E-Flugzeugen nicht alle Figuren machbar, die mit einem Kampfjet möglich sind – aber das eröffnet uns wiederum völlig neue Möglichkeiten», sagt Morell Westermann aus Gommiswald, der die Flugshow organisiert. So werde die Airshow näher und enger am Publikum vorbeifliegen als je eine andere zuvor.
Elektroflugpionier Westermann will am Rapperswiler Seenachtfest vor 80’000 bis 100’000 Leuten eine neue Ära der Luftfahrt einläuten. «Wir befinden uns in der dritten Revolution der Luftfahrt. Der Elektroantrieb beginnt, in der Aviatik Fuss zu fassen», sagt Westermann.
Mit der absehbaren Entwicklung der Batterietechnik werde der Einsatzbereich von E-Flugzeugen immer grösser. Damit eröffnen sich laut dem Gommiswalder neue Geschäftsmodelle, weil elektrische Kurzstreckenflüge möglich, sinnvoll und finanzierbar würden.