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Vorhang auf für den Honigdachs

Wille, Disziplin und eine starke Physis zählen zu Devin Strübins Trümpfen. Und der Boxer ist kein Hitzkopf.

Devin Strübin ist überzeugt, dass sich sein hoher Aufwand bezahlt machen wird.

Foto: Moritz Hager

Vorhang auf für den Honigdachs

Ustermer Boxer

Devin Strübin tritt am 2. Dezember in Glattbrugg zu seinem fünften Profikampf an. Der 29-Jährige träumt von Engagements in England und in den USA.

Peter Birrer

Der Moment naht, in dem die Scheinwerfer auf ihn gerichtet werden und er liefern muss. Devin Strübin, der im Supermittelgewicht boxt, will alles aufsaugen, was am Samstagabend in der Villa Miami in Glattbrugg abgeht, mit erhöhtem Puls, aber ohne Zweifel: «Das kenne ich nicht. Weil ich überzeugt bin, dass sich mein Aufwand bezahlt macht. Und die Leute, die wegen mir da sind, geben mir zusätzliche Energie.»

Die Geschichte des 29-jährigen Devin Strübin ist die eines Boxers aus Uster, der im Sommer 2022 seine Premiere im Profigeschäft erlebt hat – und nun, nach drei Siegen sowie einem Remis, seinen fünften Kampf bestreitet.

Der Sport prägt seinen Alltag, sein Leben. Strübin ordnet ihm alles unter, wobei er davon allein nicht leben könnte. Strübin arbeitet weiterhin als Fitnesscoach und kann das mit dem Boxen ideal kombinieren.

Der Kampfname Honey Badger und seine Geschichte

Strübin, der in Urdorf aufwächst, spielt in seiner Jugend Eishockey beim EHC Urdorf und später Tischtennis in Dietikon, aber irgendwie packt ihn beides nicht so richtig. Bevor er eine Kochlehre anfängt, entdeckt er durch einen Kollegen das Kickboxen und mit dem Kampfsport eine grosse Leidenschaft.

Nach Abschluss der beruflichen Ausbildung wechselt er zum Boxen, misst sich auf Amateurebene mit Konkurrenten und scheut sich nicht davor, einen hohen Aufwand zu betreiben, um noch leistungsfähiger zu werden.

Die Furchtlosigkeit von Devin Strübin im Ring und die Bereitschaft, sich gegen grössere Gegner aufzulehnen, erinnern einen seiner Trainer an einen Honigdachs. Das Tier gilt als aggressiv und mutig, es weicht nicht zurück, wenn ein vermeintlich übermächtiger Rivale ihn angreift.

Devin Strübin erkundigt sich selber nach den besonderen Merkmalen des Honigdachses, schaut Dokumentarfilme und findet den Vergleich gar nicht unpassend. Fortan trägt er den Kampfnamen «Honey Badger» – Honigdachs.

Tyson, Mayweather und Canelo inspirieren ihn

Strübin wird Mitglied des Boxclubs Knockout in Dietlikon und ist eingebettet in ein Umfeld, in dem er sich bestens aufgehoben fühlt und Leute findet, die seine boxerischen Qualitäten verbessern. Er steigert die Umfänge seiner Trainings kontinuierlich: Inzwischen absolviert er zwölf bis vierzehn Einheiten pro Woche.

Inspirieren lässt er sich von Grössen, die in diesem Sport ihre Spuren hinterlassen haben. Mike Tyson ist einer von ihnen, Floyd Mayweather jr. ein anderer. Und da ist auch Canelo Alvarez, ein immer noch aktiver Mexikaner.

Die Zusammenarbeit mit Devin ist ein Traum.

Moritz Hager

Trainer

Einer, der sich um die taktischen und technischen Belange bei Devin Strübin kümmert, ist Moritz Hager, ein Routinier unter den Schweizer Boxtrainern. Er coachte ihn in den letzten zwei Kämpfen, trainiert mit ihm regelmässig und wird nun auch am 2. Dezember am Boxring sein.

Intensiv feilt er mit seinem Schützling an dessen Fertigkeiten und hat mit einem Athleten zu tun, der ihm enorme Dankbarkeit entgegenbringt.

Das spürte er nach dem letzten, siegreichen Kampf beim internationalen Boxmeeting Anfang September in Volketswil, als Strübin im Ring die Leute erwähnte, die für ihn da sind und ihn weiterbringen, und dazu gehört selbstredend auch Moritz Hager.

Ruhig, überlegt – und mit eiserner Disziplin

«Die Zusammenarbeit mit Devin ist ein Traum», sagt der Trainer, «er ist bescheiden, versucht immer, meine Vorgaben umzusetzen, und ist nicht jemand, der sich zu schade ist, wiederholt dieselbe Übung zu machen. Er weiss selber, wie wichtig gewisse Automatismen sind.»

Im Bereich der Technik sieht Hager bei Strübin weiter Optimierungspotenzial. Gleichzeitig schätzt er an ihm seinen unbändigen Willen und die athletischen Vorzüge: «Physisch ist er wahnsinnig stark.» Und: «Er ist eher ruhig und überlegt, sicher kein Hitzkopf.»

Ich will nichts mit der Brechstange erzwingen.

Devin Strübin

Disziplin ist etwas, das Strübin auszeichnet. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, unternimmt er alles, um ans Ziel zu gelangen. Disziplin ist auch erfordert, um das Gewicht in den Griff zu bekommen. Der 1,78 m grosse Boxer bringt manchmal 84 Kilo auf die Waage, für den Wettkampf dürfen es nicht mehr als 76,2 Kilo sein.

Die körperliche Verfassung ist ein Trumpf im Duell mit dem besserklassierten Bulgaren Yoncho Markov. Maximal sechs Runden à drei Minuten sind für den Kampf vorgesehen. Doch der Schweizer strebt den vorzeitigen Erfolg an: «Ich traue mir das absolut zu, weil ich extrem fit bin. Aber ich will nichts mit der Brechstange erzwingen.»

Dem Rivalen wird er am 1. Dezember beim Wiegen begegnen, bevor er nach Hause fährt und «die Ruhe vor dem Sturm» geniesst, wie er es formuliert.

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