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Gesellschaft

Vor Ostern bringt er am meisten Lämmer zum Metzger

Marc Eberhard verkauft ein Drittel des Fleischs direkt ab Hof. Doch auch wenn der Absatz konstant ist, reich wird er damit trotzdem nicht.

Vor einem Jahr hat Marc Eberhard den Betrieb von seinen Eltern übernommen.

Foto: Sabine Rock

Vor Ostern bringt er am meisten Lämmer zum Metzger

Schafzucht in Hombrechtikon

Marc Eberhard betreibt am Lützelsee eine Schäferei mit 400 Tieren. In den Tagen vor Ostern verkauft er mehr Lammfleisch als üblich – finanziell lohnt es sich trotzdem kaum.

Frank Speidel

Das Lamm ist etwa zwei Wochen alt. Aufgedreht hüpft es im Gehege herum. Dann zeigt es seine Kletterkünste: Es steigt auf seine im Stroh liegende Mutter – und turnt auf deren Rücken herum.

«Das tun sie oft», sagt Marc Eberhard, der die Schäferei Hasel am Lützelsee bewirtschaftet. Vor einem Jahr hat der 31-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen.

Rund 400 Schafe – eine Mischung zwischen Charollais und Spiegelschafen – leben auf seinem Hof, einem reinen Schafzuchtbetrieb. Rund 160 davon sind Jungtiere aus diesem Jahr.

Eberhard spürt, dass in vielen Familien an Ostern Lamm gegessen wird. Die Nachfrage nach Lammfleisch ist zurzeit hoch: 20 Lämmer brachte er letzte Woche zum Metzger – normalerweise sind es höchstens 10.

Zwei Lämmer im Stall.
Die Lämmer lieben es, auf dem Rücken ihrer Mutter herumzuturnen.

Die Lämmer, die geschlachtet werden, sind mit fünf bis zwölf Monaten deutlich älter als das eingangs erwähnte Lamm.

Die meisten Tiere verkauft Eberhard an Metzgereien in der Region, oder er bringt sie zu einem Metzger, der sie für den eigenen Direktverkauf schlachtet – ein Drittel des Fleischs vertreibt er nämlich direkt ab Hof. Es stammt sowohl von weiblichen als auch von männlichen Tieren.

Eigenes Futter und viel frische Luft

Wenn Eberhard den Stall betritt, begrüssen ihn die Schafe mit einem mehrstimmigen Blöken. «Sie wissen: Ich bin der Mann, der das Futter bringt», erklärt er. Die Tiere werden praktisch ausschliesslich mit betriebseigenem Futter ernährt. Sie fressen Heu, Grassilage und frisches Gras. Nur schwache Tiere erhalten bei Bedarf auch zugekauftes Futter.

«Wir warten noch auf den Frühling», sagt Eberhard. «Sobald das Gras richtig wächst, können die Schafe wieder auf die Weide.» Rund neun Monate im Jahr verbringen sie im Freien: auf Wiesen beim Lützelsee und im Sommer auf einer Alp in Graubünden, wo eine Hirtin sie hütet.

Mit der Haltung im Freien und der hofeigenen Ernährung sei das Fleisch naturnah produziert, sagt Eberhard. Und solches Fleisch sei gefragt. So bekomme er auch den rückläufigen Fleischkonsum nicht zu spüren: «Der Absatz ist in den letzten Jahren konstant geblieben.» Finanziell lohne sich seine Schafzucht nur bedingt. Man betreibe sie auch aus Leidenschaft, sagt Eberhard.

Geburten sind koordiniert

Im März kommen auf Eberhards Hof jeden Tag bis 16 Lämmer auf die Welt. Ein Mutterschaf wirft ein bis vier Junge. Die Geburten sind extra so koordiniert, dass sie auf den Frühling und den Herbst fallen.

Es wäre laut Eberhard nicht gut, wenn die Schafe auf der Alp gebären würden, weil sie dort keine Zuflucht im schützenden Stall finden. Damit es nicht zu ungeplanten Trächtigkeiten kommt, sind die beiden Böcke deshalb zurzeit in einem separaten Gehege untergebracht.

Schaf mit lila Strich auf dem Rücken.
Dank der Ohrmarke kann Eberhard genau sagen, wann ein Tier geboren wurde und von welchem Mutterschaf es stammt.

Eine Beziehung zu einzelnen Tieren baue er kaum auf, sagt Eberhard. Die besonders zutraulichen Schafe erkenne er aber schon wieder. Und sonst hilft ihm die Ohrmarke weiter, mit der jedes Schaf versehen ist: Dank ihr kann er genau sagen, wann ein Lamm geboren wurde und von welchem Mutterschaf es stammt.

Zu Hause am Familientisch der Eberhards gibt es häufig Lammfleisch. «Es ist immer etwas davon da im Gefrierer», sagt Eberhard. Besonders fein sei beispielsweise Lammcurry mit Lammvoressen oder ein auf dem Grill zubereitetes Stück – und dies nicht nur an Ostern.

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