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Von Schweinshaxen, Fastfood-Trends und Konkurrenzdruck

Seit 26 Jahren führt Peter Morf die KZO-Mensa in Wetzikon. Bald ist damit Schluss, denn er wandert im kommenden Frühjahr aus. Die Mensa-Legende rekapituliert die intensive Zeit an der KZO.

Peter Morf leitet die KZO-Mensa seit über einem Vierteljahrhundert., Viele Mitglieder des Mensa-Teams sind wie Morf schon seit Jahrzehnten dabei., Während des Umbaus 2004 bis 2005 schöpfte das Mensa-Team aus einem provisorischen Buffet auf Rädern im Aulafoyer.

Archivfoto: Thomas Hulliger

Von Schweinshaxen, Fastfood-Trends und Konkurrenzdruck

Peter Morf hat miterlebt, wie die Mensa in einem Vierteljahrhundert von einem winzigen Schulbuffet zu einem modernen Selbstbedienungsrestaurant mutierte. Als KZO-Urgestein hat der Mensa-Mann längst Legendenstatus an der Schule. Auf Ende Jahr setzt er seiner Mensa-Karriere einen Schlussstrich. Vor seinem Rücktritt plaudert er aus dem Nähkästchen.

Aus Traumberuf wird Auswanderungstraum

«Angefangen hat alles 1993, als meine Auswanderungspläne bachab gingen», sagt Morf. Er habe innert kürzester Zeit eine neue Stelle finden müssen und rutschte auf den Posten des Leiters der KZO-Mensa. Ein Glückstreffer, wie er findet. Er sagt, er hätte zu Beginn niemals gedacht, dass er so lange bleiben werde. «Ich habe den schönsten Beruf und Arbeitsort, den man sich wünschen kann.» Aber nicht mehr lange.

Er lässt seinen Arbeitsvertrag auf Ende 2019 auslaufen, um seinen Traum zu verwirklichen. Er will weit weg, nach Costa Rica. Er habe schon immer gesagt, dass er eines Tages nach Südamerika auswanden werde. «Niemand glaubte mir», sagt er, doch jetzt macht er ernst. Nach seinem 55. Geburtstag im kommenden Frühjahr werde er ausfliegen, auf unbestimmte Zeit und alleine, denn seine zwei Töchter sind erwachsen und von seiner Frau lebt er getrennt.

«Nach 40 Jahren bin ich ausgebrannt.»
Christian Morf, Leiter der KZO-Mensa

Er sei froh, dass er seine grosse Verantwortung abgeben könne und wolle einfach mal den Kopf lüften und herunterfahren. «Nach 40 Jahren im Gastgewerbe bin ich ausgebrannt», sagt Morf. Was er in Costa Rica machen wird, weiss er noch nicht. Zuerst wolle er ein halbes Jahr mit Nichtstun verbringen und danach wieder arbeiten, aber nicht im Gastrobereich.

Gastro-Luft hat Morf in der KZO-Mensa genug geschnuppert. Auf seine Zeit an der KZO schaut der Betriebsleiter mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

Vom Bruder zum Grossvater

Vor allem werde er seine langjährigen Teamkollegen vermissen, die er als «wahre Goldschätze» bezeichnet. Er spricht auch von der weiteren KZO-Belegschaft positiv. «Da war kein einziger Pflock dabei.» Zu vielen Schülern pflegte er ebenfalls ein besonderes Verhältnis.

Morf resümiert: «Am Anfang war ich wie ein Kumpel oder grosser Bruder für die Kantischüler. Dann eher wie ein Vater, und jetzt fast schon wie ein Grossvater». Obwohl manche ihr Geschirr überall liegen liessen, ist Morf ein grosser Fan der Schüler und sie von ihm.

Provisorisches Buffet auf Rädern

Die turbulenteste Zeit sei der Umbau der Mensa von 2004 bis 2005 gewesen. Aus einer winzigen Mensa wurde ein grosszügiger, moderner Neubau. Während eines Jahres kam die Mensa provisorisch im Aulafoyer unter. «Ich weiss noch, wie wir in den Sommerferien das ganze Material zügelten und dann in der kleinen Küche der Gärtnerschule kochten. Das Essen bugsierten wir täglich in Wärmeboxen auf Wägeli ins Aulafoyer», so Morf. Die langersehnte Neueröffnung der Mensa  sei ein magischer Moment gewesen.

Hin- und hergefahren sei das Team früher auch an den Sporttagen, als die Mensa in der Badi an einem Stand noch Getränke, Snacks und Hot-Dogs verkaufen durfte. Dies habe ihm die Konkurrenz aber vor Jahren verboten.

Kampf gegen Pommes, Pizza und Co.

Die Konkurrenz mache der Mensa zunehmend zu schaffen. Als Morf die Mensa 1993 übernahm, habe es lediglich vier weitere Imbissbuden im Umkreis von 300 Metern gegeben. Immer mehr seien dazugekommen, sodass Kantischüler bald 16 nahe Möglichkeiten haben werden, wo sie sich günstig Fast-Food kaufen können. In dieser Runde habe die Mensa mittlerweile eine schwierige Position.

Gymischüler folgen lieber dem Duft von Frittieröl aus einer der vielen Dönerbuden nebenan, werden vom Fünffranken-Schülerangebot mit Schnitzelbrot und Getränk in den nächsten Beck gelockt oder besorgen sich im Lidl Cola in der Zweiliterflasche. Der Gruppendruck sei gross. «Bereits die Erstklässler holen sich ihr Essen heute woanders», beklagt sich Morf. Man merke, dass ihre Eltern bereits der Generation Junkfood angehörten.

Schweinshaxen sind kein Renner

«Ich könnte auch jeden Tag Pommes machen, aber ich sehe mich im Auftrag, gesund zu kochen», sagt Morf. Quinoa-Kreationen und Kohl-Variationen kommen jedoch bei der Jugend nicht an. Auch mit Schweinshaxen oder Blutwürsten habe er nicht punkten können. «Die wollen lieber Chicken-Nuggets.» Deshalb habe er in der Mensa auch ein Junk-Menü eingeführt.

Die Gymnasiasten haben aus Morfs Sicht der Mensa gegenüber eine unfaire Haltung, denn in ihren Augen müsste die Mensa günstiger sein als die umliegenden Alternativen. «Sie gehen nur auf den Preis. Fast allen ist komplett egal, woher die Produkte kommen, Hauptsache billig», sagt der Koch.

«Ich spüre nichts vom Greta-Effekt»
Peter Morf, Leiter der KZO-Mensa

Morf kann dem kürzlich von diversen Medien verkündeten «Greta»-Effekt in Kanti-Mensen nicht beipflichten: «Das vegane Eis mussten wir wieder aus dem Sortiment nehmen, da die Schüler es für den Preis nicht kauften». Manchmal führen Schüler über Mittag gar mit dem Auto zu Mac Donalds.

Diese als Reaktion auf besagten Greta-Effekt propagierten Massnahmen praktiziere er seit Jahren. Er kaufe fast alle Produkte aus der Region, verkaufe nur Schweizer Fleisch und biete seit jeher Vegi-Menüs an, die neuerdings teils vegan seien. Vielleicht habe er, anders als die Konkurrenz, die Werbetrommel für nachhaltige Produkte zu wenig geschwungen.

Veränderte Bedürfnisse

Doch den Bedürfnissen der Kantischüler gerecht zu werden, sei schwierig. Und die Schüler würden in Bezug auf ihr Essverhalten immer komplizierter. Viele ernähren sich heute etwa glutenfrei. «Man kann aber nicht immer allen Schülern gerecht werden», sagt er. Doch er habe gelernt, auf sie zuzugehen. Kürzlich habe er etwa einen gesamten Wochen-Menüplan ausgeführt, der von einer Klasse erstellt wurde.

Das Beispiel belegt das Interesse der Schüler an einer KZO-Mensa trotz konkurrierenden Imbissbuden. Ab Januar wird die SV-Group aus Dübendorf die KZO-Mensa übernehmen. Morf denkt, dass dieser Wechsel am Anfang gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Aber: «Wenn die SV-Group hält, was sie verspricht, kommt das gut», sagt er.

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