Verein schenkt Illnau-Effretikern eine Schnitzeljagd
Eine Prinzessin, ein Ritter und ein Drache. Das tragende Personal so mancher Märchen spielt auch in der grössten Schnitzeljagd Effretikons eine wesentliche Rolle. Sie nennen sich Illena, Effius und Moososaurus und begleiten die Besucher des «Effi-Trails» während rund dreieinhalb Stunden durch den Stadtteil.
Die Anlehnung ihrer Namen an Orte und Sehenswürdigkeiten in Illnau-Effretikon ist gewollt: Für die Gründer soll der Trail nämlich nicht nur der Unterhaltung Einheimischer sondern auch der Entdeckerlust von Ortsunkundigen dienen. «Der Pfad führt bewusst durch die schönsten Orte Effretikons, die es sich auch für Touristen lohnt zu besuchen», sagt Mitinitiant Kilian Meier, der auch als Gemeinderat (CVP) im Stadtparlament politisiert. Zusammen mit sechs Cevi-Leiterinnen und Leitern hat er über ein Jahr an der Realisierung des «Effi-Trails» gearbeitet.
Gratis und unkompliziert
Den Abenteuerpfad hatte der Cevi-Verein bereits im Frühjahr angekündigt. Er ist ein Geschenk an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt: «Wir feiern 2020 unser 45-Jahr-Jubiläum und wollen Illnau-Effretikon auf diesem Weg etwas zurückgeben.»
Den Trail konnte der Verein nun am Samstag in Betrieb nehmen: Er ist kostenlos und auch etwas für Spontanentschlossene: Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die dafür nötigen Unterlagen kann man direkt auf der Website herunterladen. Insgesamt 28 Rätsel gilt es zu lösen, wobei jede Lösung einen Hinweis zum nächsten Posten enthält.
Abkürzen geht nicht
Die Fragen seien so gestellt, dass sie für Kinder und Erwachsene gleichermassen lösbar sind. «Wir wollten einer möglichst breiten Altersspanne gerecht werden. Es gibt deshalb auch kniffligere Fragen, die aber auch Kinder mit etwas Hilfe beantworten können.»
«Den Trail kann man aber jederzeit unterbrechen und an einem anderen Tag fortsetzen.»
Kilian Meier, Mitinitiant und Cevi-Leiter
Verzweifeln dürfte beim Postenlauf indes niemand. Notfalls können Teilnehmer auch eine Joker-SMS versenden, um an die richtige Lösung zu kommen. Eine automatisierte Antwort führt dann direkt zum nächsten Posten.
Wer sämtliche Posten absolviert, wandert ab Bahnhof Effretikon über höher gelegene Gebiete mit Aussicht, durch Wald und Wiesen. Durchhaltevermögen lohnt sich. Am Ende des Pfades wartet eine Feuerstelle. Abkürzen lässt sich die Route, die acht Kilometer zählt, allerdings nicht. «Den Trail kann man aber jederzeit unterbrechen und an einem anderen Tag fortsetzen», sagt Kilian Meier.
Freude bei der Stadt
Fortsetzen will der Cevi auch sein Engagement für den Unterhalt des Trails. Mit dem Geschenk alleine sei es noch nicht getan. «Die Projektgruppe hat einen Dienstplan erstellt. Der Pfad wird in regelmässigen Abständen abgelaufen und gepflegt», sagt Kilian Meier.
«Interessierte aus nah und fern werden dank dem Effi-Trail verschiedene versteckte Schönheiten und Geschichten unserer Stadt entdecken.»
Stadtschreiber Peter Wettstein
Bei der Stadt freut man sich «ausserordentlich» über die Geste des Vereins: «Interessierte aus nah und fern werden dank dem Effi-Trail verschiedene versteckte Schönheiten und Geschichten unserer Stadt entdecken», sagt Stadtschreiber Peter Wettstein auf Anfrage.
Auch die Rückmeldungen vonseiten der Besucher seien bislang sehr positiv, so Kilian Meier. « Die Leute schätzen die Mischung aus Rätseln und Humor. Ortsfremde hoben hervor, dass der Pfad eine gute Art ist, Effretikon kennen zu lernen. »
Bald mit Konkurrenz?
Bis 2025 will der Cevi den Abenteuerpfad nun betreiben. Wie viel Geld der Verein dafür investiert, wollte Meier indes nicht konkretisieren. Noch offen ist zudem die Frage, wie lange der Effi-Trail ohne Konkurrenz auf dem Gemeindegebiet bleiben wird. Denn nicht nur die Initianten selbst haben sich an dem in der Gesamtschweiz etablierten Format des Fox-Trails inspiriert.
Auch Gemeinderat Thomas Hildebrand (FDP) kam schon auf den Gedanken. Zur Umsetzung schlägt er vor, die Jubiläumsdividende der Zürcher Kantonalbank einzusetzen. Sein Postulat befindet sich derzeit noch in Bearbeitung beim Stadtrat.
Gemeinde ist gross genug
Dass sich die beiden Schnitzeljagd-Varianten gegenseitig kannibalisieren könnten, befürchtet derzeit keiner der Urheber. «Angebote, welche die Gemeinde für junge Menschen attraktiver machen, sind klar begrüssenswert», sagt etwa Kilian Meier. Das Gemeindegebiet sei genügend gross.
«Alles was man schafft, um vom Schlafstadtimage wegzukommen, hilft.»
Gemeinderat Thomas Hildebrand (FDP)
Diese Ansicht vertritt auch Postulant Thomas Hildebrand: «Eine Schnitzeljagd hebt die andere ja nicht auf. Der Effi-Trail ist sehr lokal. Ein Foxtrail hat dagegen eine nationale Ausstrahlungskraft und vermag ein ortsunkundigeres Publikum anzuziehen.»
Auf diese Art liesse sich auch Standortförderung betreiben, so Hildebrand. Er hofft, dass auch der Stadtrat diesen Punkt in seiner Antwort berücksichtigt. «Alles was man schafft, um vom Schlafstadtimage wegzukommen, hilft.» Auch eine etwaige Kooperation der beiden Abenteuerpfade will er hierzu nicht ausschliessen.