Uster sagt Ja zum Zeughausareal
Die vierte und fünfte Zustimmung
Die Ustermer Stimmbevölkerung macht ihrem Namen als Kulturstadt alle Ehre: Bereits in der Vergangenheit sprach sie sich für das Kultur- und Begegnungszentrum auf dem Zeughausareal aus – nun ist der Kredit bewilligt.
An diesem Abstimmungssonntag hat die Ustermer Stimmbevölkerung nun endgültig über ihr Zeughausareal entschieden: Zur Abstimmung stand zum einen die Genehmigung des definitiven Investitionskredits von 36,6 Millionen Franken (±10 Prozent) für das Kultur- und Begegnungszentrum Zeughausareal und die dazugehörige Tiefgarage und zum anderen die Gründung der Zeughaus Uster AG als gemeinnützige Aktiengesellschaft.
Obschon es zuvor auch negative Stimmen zum Projekt gab und gerade Politiker aus dem rechten Lager keine Freude am kostspieligen Projekt hatten, sprach sich die Ustermer Stimmbevölkerung relativ klar für das Projekt aus: Der Kredit wurde mit 54,77 Prozent, die Gründung der Aktiengesellschaft mit 56,75 Prozent angenommen.
Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ist nötig für die Bewirtschaftung des Areals, da die aktuelle Rechtsform als Verein bei der Höhe der Investitionskosten nicht mehr geeignet ist. Die Aktiengesellschaft hat ein Kapital von einer Million Franken, wobei zwei Drittel der Aktien im Besitz der Stadt bleiben.
Eine Chance für Uster und die gesamte Region
«Ich bin natürlich hocherfreut über die positive Entscheidung des Stimmvolks», sagt Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP) nach der Abstimmung.
Bereits vor 15 Jahren war die Stimmbevölkerung das erste Mal mit der Entwicklung des Zeughausareals in Berührung gekommen. Damals nahm sie das Entwicklungskonzept mit 70 Prozent an, 2016 folgte der Gestaltungsplan mit 66 Prozent Ja-Stimmen. Zuletzt 2021 nahmen die Ustermerinnen und Ustermer mit 59 Prozent den Projektierungskredit an.
Die Erfolgsgeschichte rund um das Areal findet mit den beiden angenommenen Entscheiden einen krönenden Abschluss: Damit ist das Projekt nach ganzen fünf Abstimmungen rund um das Vorhaben nun in trockenen Tüchern – und dem Bau des neuen kulturellen Highlights in Usters Zentrum steht nichts mehr im Wege.
«Das Zeughausareal ist die grösste Landreserve der Stadt», so Thalmann. Es sei ein Ort, der eine Entwicklung in der Form zulässt. «Das ist ein Privileg und eine Chance – nicht nur für Uster, sondern für die gesamte Region.» So habe sie aus mehreren umliegenden Gemeinden zustimmende Worte gehört: Man müsse dann ja auch nicht mehr nach Zürich, sondern habe die Möglichkeit, Infrastrukturen im Oberland zu nutzen. Das Bedürfnis für ein solches Angebot sei also gross – umso erfreulicher sei, dass das Projekt nun endgültig starten könne. «Das neue Zeughausareal wird nicht nur der Stadt Uster, sondern der ganzen Region gutkommen», so Thalmann.
Was nun entstehen wird
Das neue Kultur- und Begegnungszentrum auf dem Zeughausareal soll das Herzstück des Kulturkonzepts 2020 bis 2028 der Stadt Uster werden und den heutigen Stadthofsaal und das Kulturhaus Central ersetzen. Geplant sind zahlbare Infrastrukturen für Unterhaltung, Bildung, Kunst, Vereinsanlässe, Wirtschaftsveranstaltungen und Sozialkultur – das neue Areal und dessen Gebäude soll damit allen offenstehen.
Deshalb werden zwei Neubauten realisiert, welche die bestehenden denkmalgeschützten Zeughäuser K1 und K2 ergänzen sollen. Der rund 1000 Quadratmeter grosse öffentliche Platz zwischen den Gebäuden soll auch in Zukunft für Anlässe wie Festivals, Märkte, Public Viewings und weitere temporäre Nutzungen zur Verfügung stehen.

Kurzum: Das Zeughausareal soll seinen heutigen Charme und Nutzen behalten und mit neuen Angeboten, mehr Nutzungsmöglichkeiten und vor allem mehr Lebendigkeit ergänzt werden. Die geplante Tiefgarage beherbergt derweil für 72 Parkplätze, ohne die visuelle Attraktivität des Areals zu beeinflussen.
«Die Mischung aus alten und neuen Gebäuden hat einen interessanten Charme, und der grosse Platz bietet viel Potenzial», sagte Marc-Anton Hochreutener, Musikant in der Big Band Uster, am Zeughausfest, zwei Wochen vor der Abstimmung. Doch auch kritische Stimmen waren am Fest zu hören: «Eine Belebung der Stadt Uster ist sehr wünschenswert», sagte Michael Rusterholz aus Uster. Er begrüsst die Kulturförderung in Uster, fragt sich allerdings über die Notwendigkeit von zwei Kinosälen: «Ist das ein Bedürfnis, oder wird erst mal gebaut, um das Angebot zum Laufen zu bringen?»
Eine stattliche Summe Geld
Während sich ein Grossteil des Parlaments, so die SP, EVP, FDP, GLP, Grünen und Die Mitte, bereits vor der Abstimmung klar für das Projekt aussprach, gab es auch kritische Stimmen aus Politik und Gesellschaft. Gerade die hohen Kosten von 33,3 Millionen Franken für das Zeughaus selbst und 3,3 Millionen Franken für die Tiefgarage waren so manchem ein Dorn im Auge.
«Uster stimmte heute über einen Investitionskredit über 36,6 Millionen Franken ab. Das Projekt wird somit voraussichtlich um gegen 50 Prozent teurer werden als ursprünglich vom Stadtrat und im Abstimmungskampf für den Projektierungskredit propagiert», schreibt die SVP Uster in ihrer Mitteilung. Die Ergebnisse und die schwindenden Ja-Stimmen der Abstimmungen im Laufe der Jahre zeigten, dass der Stadtrat das Vertrauen in die Bevölkerung verspielt habe. «Wir werden konsequent darauf achten, dass der Stadtrat im Rahmen des bewilligten Budgets bleibt und das Zeughausareal zu einem Ort entwickelt, der allen Bürgerinnen und Bürgern dient», so Daniel Schnyder, Präsident der SVP Uster.
Derweilen macht sich Paul Stopper (BPU) nicht nur Sorgen darüber, ob die hohen Kosten das Kulturleben in Uster beleben wird – ihm sind nach wie vor die Rodung der Alleebäume an der Berchtoldstrasse für das «Regal» ein Dorn im Auge. «Das Resultat ist nicht in unserem Sinn, aber man muss es akzeptieren und mit der Enttäuschung leben», sagt Stopper nach der Abstimmung. Er findet es schade und sieht einen Widerspruch darin, dass man immer von Biodiversität und vom Schutz der Bäume wegen der Erhitzung der Städte rede, aber wenn es der Politik um die eigene Sache geht, sei das kein Thema mehr.
Der grobe Fahrplan steht
Während sich die Freude über den angenommenen Kredit in manchem politischen Lager also in Grenzen hält, ist man doch insgesamt sehr über die Zustimmung der Stimmbevölkerung erfreut – und bereits heute gespannt auf das, was bald auf dem Areal entstehen dürfte.
So schreiben die Ustermer Parteien SP, FDP, GLP, EVP und Die Mitte in einer gemeinsamen Mitteilung: «Das Ja zum Kulturzentrum Zeughaus gibt gleichermassen auch einen Impuls für das Ustermer Kulturleben. Es ist ein Bekenntnis für ein lebendiges und vielfältiges Kulturschaffen in Uster.»
In einem nächsten Schritt könne man nun die gesamte Bauphase nochmal anschauen. «Das gibt nun schon nochmal ein gutes Stück Arbeit», so Thalmann. «Aber der wichtigste Grundstein ist gelegt, und die grösste Hürde ist durch.»
Geplant ist ein Baustart auf Frühjahr 2026, wenn alles nach Plan läuft dürfte das Areal im Sommer 2028 eröffnet werden. «Diesen Fahrplan kann man jetzt mal grob anpeilen», so Thalmann.