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Uster macht klar: Die Abspaltung von Nänikon und Werrikon ist vom Tisch

Keine Frage der Zugehörigkeit: Die Ustermer Aussenwachten Nänikon und Werrikon bleiben, was sie sind. Schade, wie Gemeindepräsidentin Monika Keller (FDP), findet.

Es sollte bleiben, wie es war: Die Abspaltung von Nänikon und Werrikon ist für die Ustermer kein Thema.

Foto: Lea Chiapolini

Uster macht klar: Die Abspaltung von Nänikon und Werrikon ist vom Tisch

Keine Prüfung einer Grenzänderung

Zusammenführen, was zusammen gehört – das war der Plan. Doch die Ustermer Stimmbevölkerung sprach sich deutlich gegen die Idee aus, eine Abspaltung der Aussenwachten zu prüfen.

Hatten sich im Dezember 2023 in Rekordzeit noch 900 Ustermer Stimmberechtigte für die Idee ausgesprochen, scheiterte die Volksinitiative «Zusammenführen, was zusammengehört» nun deutlich an der Urne.

Mit 65,26 Prozent machte die Stimmbevölkerung der drittgrössten Stadt im Kanton klar, die Prüfung der Abspaltung der Aussenwachten Nänikon und Werrikon ist kein Thema für den Grossteil der Ustermer Bevölkerung.

Mit einer Stimmbeteiligung von 51,79 Prozent und 7343 Nein zu 3909 Ja-Stimmen wurden die Aussenwachten deutlich überstimmt – und der Traum dem Zugehörigkeitsgefühl zu Greifensee auch räumlich zu folgen, platzte.

Getrieben von Emotionen

Es war ein Traum, der vor allem von Emotionen angetrieben war. So argumentierten die Mitglieder des Komitees damit, die Näniker und Werriker würden sich seit Jahrzehnten viel enger zu Greifensee statt zu Uster zugehörig fühlen: gemeinsame Vereine, gemeinsame Jugendarbeit, gemeinsame Oberstufenschule, gemeinsamer Bahnhof.

So schrieb ein Leser aus Nänikon noch im Mai, es ginge doch gar nicht um den Steuerfuss, der in Greifensee niedriger ist als in Uster – viel mehr sei es die soziale und kulturelle Verbundenheit zur Seegemeinde. So lägen die Apotheke und die Badi in Greifensee um die Ecke, man gehe zu Fuss in die Gemeinde. «Das ist gelebte Nachbarschaft», schrieb der Näniker in seinem Leserbrief.

Karte mit den Gemeindegrenzen zwischen Greifensee und Uster. Das Oberstufenschulhaus Wüeri, in der Nähe vom Bahnhof Nänikon-Greifensee, liegt auf dem Gebiet von Nänikon. Werrikon liegt auf derselben Bahnseite.
Nänikon und Werrikon fühlen sich zu Greifensee zugehörig. Nicht nur der gemeinsame Bahnhof sorgt dafür.

Die Mitglieder des Komitees Pro 8606 wollten mit der Initiative «Zusammenführen, was zusammengehört» dem Gefühl der Zugehörigkeit zu Greifensee Taten folgen lassen. Deshalb sollte die Abspaltung vom städtischen Uster hin zum dörflichen Greifensee geprüft und ein Vertrag ausgearbeitet werden.

Steiler Start, harte Landung

Und damit stiessen die Initianten auf Gehör – denn nach nur drei Monaten kamen bis im Dezember 2023 rund 900 Unterschriften für das Vorhaben zusammen. Gute zwei Monate vor Ablauffrist hatte das Komitee also bereits die Hälfte mehr als die nötigen Unterschriften beisammen.

Damit sollte Uster nun über die Prüfung einer etwaigen Grenzänderung abstimmen. In einem nächsten Schritt hätten sowohl die Stimmbevölkerung aus Uster als auch aus Greifensee über die Fusion respektive die Abspaltung entscheiden müssen.

Die Gemeinde Greifensee begrüsste das Vorhaben und stimmte der Ausarbeitung einer etwaigen Grenzänderung im Gemeinderat bereits zu. Es war ein steiler Start und ein schneller Erfolg für alle Befürworter der Abspaltung. Doch dabei sollte es bleiben.

Uster lehnte ab

Denn was folgte, war vor allem Ablehnung aus Uster. Die FDP, Die Mitte, EVP, GLP, BPU, die Grünen und die SP der Stadt machten klar: Sie würden den Weggang der Aussenwachten bedauern und sehen darin grosse Nachteile für Uster, weshalb sie ein Postulat zur Prüfung einer Fusion von Uster und Greifensee eingereicht hatten. «Gross denken statt klein abspalten.»

Im Bericht des mit 24 zu 4 Stimmen angenommenen Postulats schrieb die Stadt, sie sehe in einer Fusion zwischen Greifensee und Uster nur Vorteile.

Eine Grenzänderung respektive Abspaltung von Nänikon und Werrikon nach Greifensee jedoch lehnte der Stadtrat ab – unter anderem aus finanziellen Gründen. So würde Uster wichtiges Land, potenzielle Arbeitsplätze und Steuereinnahmen im zweistelligen Millionenbereich verlieren.

Zudem würde Stadtrat und Verwaltung über Jahre hinweg zu einem grossen Teil mit der Erarbeitung der Vertragsgrundlagen und der Umsetzung beschäftigt. Andere Projekte würden sistiert oder verzögert. Die Kosten wurden auf mindestens 812’000 Franken geschätzt.

Keine Frage

Damit ist die verlorene Abstimmung eine gewonnene für die Stadt Uster. «Es ist ein eindeutiges Resultat – zwei Drittel der Bevölkerung sehen die Sache so wie der Stadtrat», sagt Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP). Dennoch anerkenne sie, dass es ein Anliegen aus den Aussenwachten gibt.

«Angesichts der heutigen Abstimmung werden wir eine enge Zusammenarbeit mit Greifensee weiterverfolgen, wie wir es bisher auch getan haben.» So gebe es ja schon Bereiche, in denen die Zusammenarbeit bereits Realität ist: beispielsweise die Jugendpolizei oder die Musikschule. «Wo gemeinsame Lösungen sinnvoll sind, arbeiten wir nach Möglichkeit zusammen – das ist keine Frage», so Thalmann.

Dialog auf Augenhöhe

Nänikon und Werrikon bleiben also, was sie sind – Ustermer Aussenwachten. Die harten Fakten, sie scheinen am Ende gewonnen zu haben. Denn die immensen Nachteile für die Stadt Uster wogen das Zugehörigkeitsgefühl der Aussenwachten nicht auf.

Die Greifenseer Gemeindepräsidentin Monika Keller (FDP) ist nicht überrascht, dieses Ergebnis habe sich abgezeichnet. Nichtsdestotrotz wünscht sie sich für die Zukunft einen Dialog auf Augenhöhe.

Denn obwohl eine Abspaltung der Aussenwachten nun vom Tisch ist, lösen sich damit die Anliegen nicht in Luft auf. Es ist eine Realität, dass die Gemeinden einen funktionaler Raum bilden – so bleibt beispielsweise die Diskussion um das Jugendhaus in Greifensee, das auch Näniker Schülerinnen und Schüler betreut: «Uster war bisher nicht bereit, sich da zu beteiligen und liess verlauten, die Jugendlichen könnten ja nach Uster gehen», so die Gemeindepräsidentin.

Das gebe einem das Gefühl, die Anliegen der Aussenwachten würden nicht ernst genommen. Auch das Thema um die Oberstufe sei nach wie vor ungelöst.

Enge Zusammenarbeit

Dass ein Grossteil des Ustermer Parlaments derweil die Idee einer Fusion in den Raum warf, sieht sie kritisch. «Ich sehe dafür wenig Chancen – eine Fusion macht für kleine Gemeinden Sinn, die finanzielle oder verwaltungstechnische Probleme haben. Das ist bei uns nicht der Fall.» Mit 5500 Einwohnern sei Greifensee eine mittelgrosse Gemeinde.

Dennoch wolle sie die Zusammenarbeit mit Uster – in Sachen Aussenwachten, aber auch darüber hinaus – pflegen und weiter ausarbeiten. «Ich wünsche mir eine Lösung, die für alle stimmt», sagt Keller.

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