Abo

Gesellschaft

Uster hat (noch) kein Rezept für Alterswohnungen

Bis in sechs Monaten muss die Stadt Antworten darauf liefern, wie sie das Problem lösen will.

In Uster sind Alterswohnungen – hier eine Aufnahme aus der Wohnsiedlung Kreuz – Mangelware. (Archiv)

Foto: Nicolas Zonvi

Uster hat (noch) kein Rezept für Alterswohnungen

Viele Worte, keine Antworten

Usters Gesundheitsvorsteherin muss nochmals über die Bücher. Der Gemeinderat ist unzufrieden mit ihrer Stellungnahme zur operativen Umsetzung der Altersstrategie.

Umfangreich ist der Bericht zweifellos, elf Seiten umfasst er. Es ist die Stellungnahme des Ustermer Stadtrats zum Postulat betreffend «Operative Umsetzung der Altersstrategie ‹ambulant vor stationär›».

Mit diesem Vorstoss haben drei FDP-Gemeinderäte den Stadtrat eingeladen zu prüfen, welche konkreten Lösungen ihm vorschweben, um auch älteren Menschen ein eigenständiges Wohnen zu ermöglichen.

Dabei denken die Postulanten etwa an die städtische Infrastruktur, an Dienstleistungen und Kooperationen mit privaten und öffentlichen Institutionen.

Irritation bei Postulanten

Am Montag zeigte sich Mitunterzeichnerin Andrea Grob (FDP) an der Gemeinderatssitzung enttäuscht: «Mit Spannung erwarteten wir den Bericht zu unserem Postulat. Mit Irritation hat unsere Lesung geendet.»

Sie monierte, dass zwar wortreich die Begründung der FDP-Politiker zur eigentlichen Fragestellung bestätigt sowie die bereits bekannte Altersstrategie 2030 vorgestellt werde.

Auch werde die Aussage der Postulanten bestärkt, dass Genossenschaften grundsätzlich an längerfristigen Mietverhältnissen interessiert seien. Deshalb würden Mieter auch bevorzugt, die noch relativ fit seien.

Frau am Kochen in der Küche einer Alterswohnung.
Mit Alterswohnungen soll ein möglichst langes, selbständiges Leben ermöglicht werden.

«Das heisst im Umkehrschluss, dass es für ältere Personen in Uster praktisch unmöglich ist, eine Wohnung zu finden, damit sie mit Unterstützung von ambulanten Massnahmen möglichst selbständig das Alter geniessen können», betonte Grob.

Keine günstigen Angebote

Allein: Auf die zentrale Frage nach konkreten Lösungen samt Kooperationen werde auf gerade einmal knapp acht Zeilen eingegangen, und zwar «ohne eigentliche inhaltliche Aussage».

Nicht nur fehle eine Antwort auf die operative Umsetzung der Altersstrategie. Auch gebe es keine Angabe dazu, wie die «Zimmerstrategie» in den Heimen aussehe, also Ein- oder Zweibetträume.

Ihr Postulat sei im Rat einstimmig an den Stadtrat überwiesen worden. Das zeige die Wichtigkeit des Themas. Und daher habe sie einen Ergänzungsbericht gefordert, in dem die gestellten Fragen auch wirklich beantwortet würden.

Blick auf die Wohnsiedlung Kreuz und die reformierte Kirche Uster.
Wer schon über 70 Jahre alt ist, hat kaum Chancen, als Genossenschafter eine der begehrten Wohnungen in der Alterssiedlung Kreuz im Ustermer Zentrum zu erhalten.

Tanja Göldi (SP) unterstrich, dass im Bericht nichts stehe, was konkret für die Schaffung von Alterswohnungen getan werde. «Es kann nicht sein, dass eigenständiges Wohnen im Alter nur für Vermögende möglich sein darf.»

Auch Natalie Lengacher (Grüne) sah dringenden Handlungsbedarf bei preisgünstigen Wohnungen. «Die Stadt bietet selbst leider keine Wohnungen an.» Im Übrigen aber hatte sie vor allem lobende Worte für den Bericht ihrer Parteikollegin, der Gesundheitsvorsteherin Karin Fehr.

«Zimmerstrategie» noch unklar

Diese verteidigte im Gemeinderat denn auch ihren Bericht und meinte, dass darin sehr wohl konkrete Massnahmen aufgezeigt würden, auch punkto Kooperationen. Sie gestand allerdings, dass die Immobilienstrategie der Heime, also die künftige Zimmergestaltung, noch nicht vorliege.

Zudem meinte Fehr, dass preisgünstiger Wohnraum ein generelles Problem sei und nicht nur ältere Leute betreffe. Sie stellte auch infrage, ob reine Alterswohnungen wirklich gefragt seien oder nicht viel eher generationenübergreifendes Wohnen.

«Es ist wohl eine falsche Erwartung, dass wir schon überall Lösungen präsentieren können», schränkte Fehr weiter ein. Auch in sechs Monaten werde sie nicht viel mehr zu Wohnen im Alter sagen können.

Neuer Anlauf in einem halben Jahr

Mit dieser Aussage bestätigte Fehr die Einschätzung von Silvio Foiera (EDU). Dieser hatte zuvor die Unterstützung der SVP/EDU-Fraktion für einen Ergänzungsbericht angekündigt, «auch wenn wir keine grossen Erwartungen an diesen haben».

In einem halben Jahr wird man sehen, ob der Stadtrat doch noch Antworten auf die gestellten Postulatsfragen liefert. Der Rat hiess nämlich mit 20 Stimmen von SVP, FDP, EDU und einzelnen SP-Vertretern gegen 10 Stimmen von Grünen, GLP, EVP und SP die Forderung nach einem Ergänzungsbericht gut.    

Abo

Möchten Sie weiterlesen?

Liebe Leserin, lieber Leser

Nichts ist gratis im Leben, auch nicht Qualitätsjournalismus aus der Region. Wir liefern Ihnen Tag für Tag relevante Informationen aus Ihrer Region, wir wollen Ihnen die vielen Facetten des Alltagslebens zeigen und wir versuchen, Zusammenhänge und gesellschaftliche Probleme zu beleuchten. Sie können unsere Arbeit unterstützen mit einem Kauf unserer Abos. Vielen Dank!

Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor

Sie sind bereits Abonnent? Dann melden Sie sich hier an

Digital-Abo

Mit dem Digital-Abo profitieren Sie von vielen Vorteilen und können die Inhalte auf zueriost.ch uneingeschränkt nutzen.

Sind Sie bereits angemeldet und sehen trotzdem nicht den gesamten Artikel?

Dann lösen Sie hier ein aktuelles Abo.

Fehler gefunden?

Jetzt melden.