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Politik

Geplanten Strassenprojekten im Oberland drohen Verzögerungen

Der Kanton will in den nächsten Jahren weniger Strassen bauen. Auch im Oberland haben einige Bauvorhaben nur eine tiefe Priorität.

Uster soll eine zweite Unterführung bekommen, weil die Bahnschranken mehr zu als offen sind.

Visualisierung: Kanton Zürich

Geplanten Strassenprojekten im Oberland drohen Verzögerungen

Sparhammer des Kantons

Der Kanton will in den nächsten drei Jahren weniger Strassen und Velowege bauen als ursprünglich vorgesehen. Klar ist schon jetzt: Das Geld wird nicht für alle Projekte reichen.

Malte Aeberli

Der Kanton Zürich muss sparen.

Das ist spätestens seit August klar, als Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) diverse Bauprojekte zurückstufte. Sie werden also später oder viel später gebaut.

Und «tiefer priorisiert» wird in diesen Tagen so einiges. Velowege, Umfahrungsstrassen, Brücken – darunter auch einige Grossprojekte.

Welche Projekte es trifft, zeigt das Bauprogramm der Kantonsstrassen für die kommenden drei Jahre. Dieses hat der Kantonsrat am Montag diskutiert.

Kurzfristig aufgeschoben?

Wie gross der Spardruck sein muss, zeigt sich exemplarisch am Text im Bauprogramm zu einem Veloweg zwischen Birmensdorf und Aesch: «Mit diesem Projekt wird die Verkehrssicherheit für Velofahrende sowie Fussgängerinnen und Fussgänger verbessert», heisst es da. Das Vorprojekt liegt schon in der Gemeindeverwaltung von Aesch öffentlich auf. Trotzdem: Das Projekt wird in die nächste Planungsperiode verschoben.

«Es entsteht der Eindruck, als sei das alles ziemlich ad hoc entschieden worden», sagte GLP-Kantonsrat Thomas Wirth. Neu findet sich auch bei mittel- und langfristigen Grossprojekten der Zusatz: «Das weitere Vorgehen und eine eventuelle Priorisierung werden auf 2026 bis 2029 hin überprüft.»

Fast allen Grossprojekten gemeinsam ist, dass sie im kommenden Jahr erneut überprüft werden. Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) sagte: «Es macht mir auch keine Freude. Das Geld wird aber nicht für alle Projekte reichen.»

Auf Nachfrage wollte sie weitere Verschiebungen oder gar Projektstreichungen nicht ausschliessen. Sie betonte aber, dass die Zurückstufung vorerst «keinen Planungsstopp» bedeute. «Wir planen die Projekte weiter», sagte Walker Späh.

Das sind die wichtigsten Änderungen bei den Grossprojekten:


Umfahrung historische Städtchen: Eglisau und Grüningen

Visualisierung einer Brücke.
So soll die Umfahrung in Eglisau dereinst aussehen.

Dass Strassen zurückgestuft wurden, zeigen die beiden Umfahrungen von Eglisau und Grüningen. Beide Dörfer haben einen historischen Ortskern – und die Kantonsstrasse führt mittendurch.

Die Lösung sieht bei beiden Dörfern ähnlich aus: Sie sollen eine Brücke von Stararchitekt Santiago Calatrava bekommen.

Dass die Umfahrung Eglisau nicht ins Strassenbauprogramm für die nächsten drei Jahre aufgenommen wurde, überrascht nicht. Der Kanton rechnet mit einer Umsetzung erst im Jahr 2040.

Bereits davor wird allerdings die Hauptstrasse durch Eglisau mit Lichtsignalen, Fussgängerstreifen und anderer Streckenführung ausgestattet, um die Verkehrslage zu entschärfen.

Anders sieht es in Grüningen aus. Dort ist im neuen Strassenbauprogramm keine bauliche Veränderung vorgesehen. Die Umfahrung und die Calatrava-Brücke werden im kommenden Jahr erneut überprüft. Zeitplan: ungewiss.


Geschlossene Schranke in Uster

Schranke mit Rotlicht.
Mit dem erweiterten Streckennetz der SBB wären die Schranken noch länger geschlossen. (Archiv)

Auch Uster hat ein Problem: Die S-Bahn-Linie führt mitten durch die drittgrösste Stadt im Kanton – und es gibt nur eine Unterführung. Eine Untersuchung des Kantons ergab 2019, dass die Schranken zu den Hauptverkehrszeiten pro Stunde 34 Minuten geschlossen waren. Sie sind also länger zu als offen. Und mit dem Ausbauschritt 2035 soll die Frequenz der Züge nochmals erhöht werden.

Nun taucht zwar erstmals im Strassenbauprogramm die Unterführung Winterthurerstrasse auf, die das Problem entschärfen soll. Der Bau soll 2029 starten und rund 40 Millionen Franken kosten. Doch auch dieses Projekt wird im kommenden Jahr erneut überprüft.


Das ewige Neeracherried

Luftaufnahme mit Strassen und Moor.
Bis 2040 sollen die Strassen aus dem Flachmoorgebiet zwischen Neerach, Niederglatt, Dielsdorf und Höri verschwinden. (Archiv)

Schon leicht genervt waren die Kantonsrätinnen und Kantonsräte ob des Planungsstands im Neeracherried. Seit 2007 steht die Umfahrungsstrasse um das Flachmoor im Richtplan, und nun soll die Auflage 2027 statt 2025 stattfinden. Mit einem Baubeginn rechnet der Kanton dann frühestens im Jahr 2034.


Neues Quartier in Regensdorf – vorerst ohne Bushof

Hochhaus in der Bauphase.
Das Holzhochhaus soll Teil eines neuen Stadtquartiers werden. Der Bushof und die Veloanbindung werden nun vorerst zurückgestellt. (Archiv)

In Regensdorf entwickelt sich das ehemalige Industriegebiet auf der Rückseite des Bahnhofs zu einem städtischen Quartier. Im Gebiet Bahnhof Nord soll Platz für 6500 Einwohnerinnen und Einwohner sowie für Arbeitsplätze entstehen.

Die ersten Überbauungen sind schon bezogen, und es entsteht das erste Holzhochhaus im Gebiet. All diese Menschen sollen vor allem den öffentlichen Verkehr und das Fahrrad nutzen oder zu Fuss gehen. Geplant wären deshalb ein neuer Bushof, Velounterführungen und -wege sowie ein Umbau der Wehntalerstrasse. Der Regierungsrat wollte einen Rahmenkredit von 122 Millionen Franken beantragen. Das Vorgehen wird nun nochmals überprüft.

Die Planung des Strassenausbaus wird fortgesetzt, der Baubeginn ist für 2028 geplant. Der Bushof und die Velomassnahmen werden nach hinten verschoben, Zeitraum ungewiss. Zum grossen Ärger der Grünen.


Agglomeration: Veloschnellroute verschoben

Die Grünen orteten in der Kantonsratsdebatte bei nahezu jedem zurückgestellten Projekt einen Angriff auf die Natur und auf die Veloverkehrswende. So sagte etwa David Galeuchet: «Dieses Strassenbauprogramm atmet den Groove der 1970er Jahre.» Wenn der Kanton schon sparen müsse, dann bei den überdimensionierten Strassenbauprojekten.

FDP-Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel liess sich im Gegenzug zur Spöttelei hinreissen, dass sich nun gefühlt schon jeder grüne Kantonsrat zur Sache geäussert habe. «Jeder Verkehrsträger wird gleich geprüft. Es mussten alle Abstriche machen», sagte sie.

Besonders geärgert hat die Grünen die Tatsache, dass der Regierungsrat einige Velowege auf dem Land und vor allem die Veloschnellroute Limmattal nicht ins Bauprogramm aufgenommen hat.

Die Velobahn soll den Bahnhof Schlieren mit dem Bahnhof Altstetten in Zürich verbinden. Das Vorprojekt wurde im Sommer öffentlich aufgelegt und wird nun nochmals überprüft.

Visualisierung Veloweg.
Zwischen Wallisellen und Oerlikon ist eine durchgängige Veloschnellroute geplant sowie ein abgetrennter Fussweg.

Gearbeitet wird an der Veloschnellroute Limmattal in den nächsten drei Jahren aber trotzdem: Die Limmatbrücke in Dietikon, die ebenfalls zur Veloschnellroute Limmattal gehört, hat der Kanton ins Bauprogramm aufgenommen.

Gleiches gilt für die Planung der Veloschnellroute Glattal: Diese soll die Stadt Zürich mit Wallisellen sowie Dietlikon verbinden und langfristig eine Veloverbindung Richtung Oberland ermöglichen. Der Baustart zusammen mit den SBB ist für 2026 vorgesehen.

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