Turbenthal und Wila spannen fürs Trinkwasser zusammen
Der Hitzesommer 2018 wird vielen Tösstalerinnen und Tösstalern noch länger in Erinnerung bleiben. Fast überall riefen die Gemeinden dazu auf, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. So auch in Wila.
«Wir können aber für solche Ausnahmefälle auf unsere eigene Wasserversorgung zählen und zusätzlich auf den Zweckverband Gruppenwasserversorgung Tösstal», erklärt der zuständige Gemeinderat Sandro Turcati (SP). «Wir haben also in Wila einen Plan A und einen Plan B.»
Plan C ist gefragt
Zum Zweckverband gehören die Gemeinden Bauma, Wila, Wildberg, Turbenthal und Hittnau. Doch die Trockenheit im Sommer 2018 habe ins Bewusstsein gerückt, dass man weitere Massnahmen treffen müsse, ergänzt Turcati.
«Wir brauchen also noch einen Plan C und wohl auch noch einen Plan D.» Aus diesem Grund hat der Gemeinderat entschieden, eine direkte Anbindung ans Turbenthaler Wassernetz anzustreben. Und zwar beim Pumpwerk Felsenegg in Wila.
Direkte Verbindung
Oberhalb des Pumpwerks haben Wila und Turbenthal Quellen, die sich im Bannetsrain auf dem Gemeindegebiet von Wildberg befinden. «Doch bisher sind die Leitungen parallel verlaufen, man hätte sie im Notfall nur mit einem Schlauch über zwei Hydranten verbinden können», erläutert Richard Kägi. E r ist Brunnenmeister in Turbenthal und mitverantwortlich für die Wasserversorgung. «Doch wenn die Quellen nichts mehr hergeben, bringt das wenig.»
«Wir müssen die Steuerung unserer Wasserversorgung ersetzen, denn diese ist ohnehin in die Jahre gekommen.»
Sandro Turcati (SP), Gemeinderat von Wila
Wie ein Blick vor Ort zeigt, wurden die die beiden Leitungen im Pumpwerk zusammengeschlossen und damit eine direkte Verbindung zwischen den Wasserversorgungen der beiden Gemeinden geschaffen. Dies ermöglicht nun Wila, Wasser von Turbenthal zu beziehen. Umgekehrt aber auch, Wilemer Wasser nach Turbenthal zu leiten.
Wila zahlt
Aktuell kann die Leitung im Notfall nur manuell geöffnet werden. Doch das wird sich laut Turcati bald ändern: «Wir müssen die Steuerung unserer Wasserversorgung ersetzen, denn diese ist ohnehin in die Jahre gekommen.» Dann werde auch die Steuerung der neuen Leitung zwischen Turbenthal und Wila automatisiert.
Die Investition für die neue Leitung im Pumpwerk Felsenegg und die technischen Anlagen hat die Gemeinde Wila übernommen. Kostenpunkt: insgesamt rund 50‘000 Franken.
Dieser punktuelle Zusammenschluss sei aber auch für die Turbenthaler Wasserversorgung ein Gewinn, betont der Turbenthaler Gemeinderat Heinz M. Schwyter (parteilos). Zwar sei Turbenthal vom Hitzesommer 2018 nicht so stark betroffen gewesen, da die Gemeinde viel Wasser aus dem Grundwasserstrom der Töss beziehe.
Plan B für Schmidrüti
«Aber es kann auch bei uns völlig unerwartet zu Notsituationen kommen: Sei es wegen Verschmutzung, einem Unwetter oder einer unerwarteten Sanierung eines Pumpwerks», so Schwyter.
Aus diesem Grund seien eigentlich alle Gemeinden daran interessiert, in der Wasserversorgung enger zusammenzuarbeiten. «Mit der Gruppenwasserversorgung ist hier im Tösstal dafür schon lange ein Grundstein gelegt, doch es braucht weitere Optionen.»
«Nun ist geplant, dass dieses Gebiet Wasser aus Bauma via Stenenberg beziehen kann.»
Richard Kägi, Brunnenmeister von Turbenthal
So zum Beispiel für das Steinenbachtal und Schmidrüti. «Dort gibt es bisher nur einen Plan A, die Haushalte werden mit Wasser aus dem Pumpwerk Tannau der Gruppenwasserversorgung versorgt», führt der Gemeinderat weiter aus. Doch dieses wird nächstes Jahr saniert.
«Nun ist geplant, dass dieses Gebiet Wasser aus Bauma via Sternenberg beziehen kann», erklärt Brunnenmeister Kägi. Dafür ist aber ein Umbau an der Leitung notwendig, da aktuell nur Wasser Richtung Sternenberg hochgepumpt werden kann.
Nicht überdimensioniert
«In der Wasserversorgung ist es wichtig, dass man vorausdenkt. Was machen wir zum Beispiel, wenn die Gemeinden kein Töss-Grundwasser mehr beziehen können, weil es verschmutzt ist?», meint Kägi.
«Trockenheit und Hitze werden nicht seltener, da muss man gewappnet sein und besser zusammenarbeiten.»
Heinz M. Schwyter (parteilos), Gemeinderat von Turbenthal
Aus diesem Grund müsse man nicht nur regional begrenzt planen. «Es ist vorgesehen, dass einst Wasser aus dem Zürichsee via Hittnau ins Tösstal gelangt», erklärt er. Ein spruchreifes Projekt liege aber noch nicht vor.
Heinz M. Schwyter ergänzt: «Trockenheit und Hitze werden nicht seltener, da muss man gewappnet sein und besser zusammenarbeiten.» Gleichzeitig relativiert der Brunnenmeister: «Vorausdenken heisst aber nicht, dass man von Anfang an alle Projekte überdimensionieren muss.»