Steht die Stadt vor einem Verkehrskollaps?
Die deutsche Baumarktkette Hornbach ist seit 2002 in der Schweiz auf Expansionskurs. Vor eineinhalb Jahren hat sich das börsenkotierte Unternehmen, das gemäss Firmenangaben europaweit mehr als 21 000 Mitarbeiter in neun Ländern beschäftigt, auch in Zürich Fuss gefasst, zunächst aber erst in Affoltern am Albis.
Nun aber könnte auch in Dü bendorf eine Filiale entstehen. Wie das Portal der Zeitschrift «IT Re seller» berichtet, zieht der Drucker hersteller Hewlett-Packard (HP) Schweiz aus Dübendorf weg und überlässt Land und Liegenschaft dem Baufachgeschäft. Gemäss Grundbuchamt von Dübendorf gehört das Land an der Überlandstrasse 1 am Stadtrand seit mehr als einem Jahr Hornbach. Derweil zieht HP Schweiz im Frühling ins Glattzentrum, wie eine Mitarbeiterin des Unternehmens bestätigt.

Hornbach will zum aktuellen Zeitpunkt einen tatsächlichen Einzug in Dübendorf nicht bestätigen, kann das Vorhaben aber auch nicht dementieren. Allerdings liegt auf der Hand, dass ein solches Unternehmen nicht ohne Grund Land kauft. Insbesondere dann, wenn dieses direkt neben einer Autobahnausfahrt und einer Boomstadt mit vielen potenziellen Kunden liegt.
Der Dübendorfer Stadtrat will sich zum konkreten Projekt nicht äussern, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Als Grundlage für die Beurteilung eines solchen Projekts diene das Verkehrsgutachten, das allfällige Bauherren einreichen müssten, heisst es beim Stadtrat.
Verkehrssituation äusserst schwierig
Mit dem Thema scheint man sich allerdings bereits beschäftigt zu haben. Die Antworten von Hoch bauvorstand Dominic Müller (CVP) auf eine Anfrage sind relativ konkret. Und auch kritisch: Müller fragt sich, welche Auswirkungen ein Einzug auf den Verkehr in Dübendorf haben könnte.
Das kommt nicht von ungefähr. Denn Hornbach ist auf Auto-Kundschaft ausgerichtet und könnte dementsprechend Verkehr erzeugen. Als Hornbach vor eineinhalb Jahren seine Filiale in Affoltern am Albis errichtete, war in den Medien von 2600 zusätzlichen Autofahrten die Rede, mit denen die Gemeinde im Säuliamt belastet werden könnte.

Was das Unterfangen in Dübendorf betrifft, sagt Hochbauvorstand Müller: «Wir schätzen es als kritisch ein, dass der Verkehrsknotenpunkt zu Spitzenzeiten den zu erwartenden Mehrverkehr auffangen könnte.»
«Es könnte zu einem Rückstau bis auf die Autobahnausfahrt kommen.»
Dominic Müller (CVP), Hochbauvorstand der Stadt Dübendorf
Das Problem: Die Fläche von Hornbach liegt nicht nur direkt am Autobahnzubringer, sondern auch an der Hauptstrasse von Dübendorf nach Zürich. Ständig ein- und ausfahrende Autos vom und zum Hornbach könnten unerwünschten Stau verursachen.
Problematisch dürfte es insbesondere dann werden, wenn dem Baumarkt zu wenige Parkplätze auf dem Areal zur Verfügung stehen. Müller sagt: «Das könnte im schlimmsten Fall zu einem zusätzlichen Rückstau bis auf die Autobahnausfahrt führen und diese sowie die Überlandstrasse Richtung Zürich blockieren.»
Und Müller fügt einen weiteren Kritikpunkt hinzu: «Aus städtebaulicher Sicht gehört ein solcher Baumarkt zu den anderen Einkaufszentren östlich der Autobahn.»
Stört nicht einmal die Grünen
Im Dübendorfer Politbetrieb stösst das Projekt auf Goodwill: Gemeinderat Orlando Wyss (SVP) glaubt nicht, dass der Baumarkt ein höheres Verkehrsaufkommen bringt als HP. Er sieht in Hornbach in erster Linie einen solventen Zuzüger und guten Steuerzahler. Und: «Der Stadtrat darf Hornbach nicht im Weg stehen, falls das Unternehmen mehr Parkplätze benötigen würde.»
David Siems, Parteipräsident der Grünen, sieht es ähnlich: «Der Verkehr würde sich vielleicht verlagern, aber das Verkehrsaufkommen gesamthaft gesehen nicht verstärken, da es bereits diverse Baumärkte in der Region gibt.» Gleich auf der anderen Seite der Autobahneinfahrt befinden sich Coop Bau und Hobby, wenige Autominuten entfernt Obi und Jumbo.