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Er hat richtig Lust auf Wettkämpfe

Darum steigt der Biathlet aus Wald so zuversichtlich in den Olympia-Winter

Kann Sebastian Stalder auf die enttäuschende letzte Saison reagieren? Und wie gut sind seine Olympia-Chancen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Sebastian Stalder ist mit weit über 100 Weltcup-Starts mittlerweile ein erfahrener Athlet.

Foto: Keystone

Darum steigt der Biathlet aus Wald so zuversichtlich in den Olympia-Winter

Kann Sebastian Stalder auf die enttäuschende letzte Saison reagieren? Und wie gut sind seine Olympia-Chancen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

In welcher Gemütslage steigt Sebastian Stalder in den Winter?

Deutlich beschwingter als in den letzten Jahren. Das hat für den Walder nicht etwa mit der Chance zu tun, sich zum zweiten Mal nach 2022 für Olympische Spiele zu qualifzieren. Der Grund für seine Vorfreude liegt im Körpergefühl. «Ich bin sehr viel fitter als in den letzten Jahren», ist er überzeugt. Die Vorbereitung im Sommer und Herbst sei super verlaufen, blickt er zufrieden zurück. Und sagt: «Ich habe richtig Lust, Wettkämpfe zu absolvieren und wieder gut zu sein.» Es ist ein ermutigendes Zeichen für Stalder.

Wie stehen seine Chancen, an Olympia dabei zu sein?

Gut. Ein Top-15-Resultat oder zwei Top-25-Plätze im Weltcup braucht er, um die Selektionskriterien zu erfüllen. Bis zum Selektionsdatum am 23. Januar 2026 stehen fünf Weltcups auf dem Programm. Weit über 100 Rennen auf höchster Stufe hat Stalder schon bestritten, 33-mal lief er bisher in die Top 20. Der 27-Jährige ist nicht nur ein erfahrener, sondern auch ein unaufgeregter Athlet, der sich nicht so schnell stressen lässt. Gleichwohl sagt er: «Es wäre wertvoll, so schnell als möglich die Olympia-Qualifikation im Sack zu haben. Das würde Druck wegnehmen.» Und würde ihm vor allem ermöglichen, die letzte Weltcup-Station vor Olympia auszulassen, um sich im Engadin gezielt vorzubereiten.

Welche Ziele hat sich der 27-jährige Biathlet gesetzt?

Keine – zumindest keine Rangziele. Weder für den Weltcup noch für Olympia. Dass er sich für die Spiele in Italien qualifizieren will, ist sowieso klar. Stalders Verzicht auf ganz konkrete Ziele ist nicht neu, er hat dies vor Grossanlässen zuletzt schon so gehalten. Seine Erklärung dafür: «Ich wusste, ich kämpfe nicht um Medaillen.» Wobei dieser Satz für Einzelrennen gilt, nicht aber für Staffeln. Ganz allgemein betrachtet sieht sich Stalder als Athlet, der regelmässig performt und darum ein Kandidat für einen guten Platz im Gesamtweltcup ist.

Wo steht er zum Saisonstart im Vergleich zur Konkurrenz?

Der Biathlet hat keine Ahnung. Er hat nicht nur die internen Testrennen verpasst. «Wir hatten auch keine internationalen Vergleichspunkte», blickt Stalder auf die Vorbereitung zurück und spricht von einer speziellen Situation. Zum Saisonauftakt in Östersund (SWE) wird er nicht alle möglichen Rennen absolvieren. Der Oberländer tastet sich ab Samstag stattdessen vorsichtig heran, weil er kürzlich über Schnupfen und Husten klagte und darum mehrere Trainings auslassen musste. «Meine Form ist wohl etwas eingebremst worden», vermutet er. Es war Stalders zweite kurze Zwangspause in den letzten Wochen. Hadern darüber mag er nicht. Stalder gewinnt den krankheitsbedingten Ausfällen gar etwas Gutes ab. «Auf den ganzen Winter gesehen ist es nicht schlecht, dass ich schon zwei Sachen durchgemacht habe.»

Wie hat er die schwierige letzte Saison verarbeitet?

Jetzt spielt sie keine Rolle mehr. Stalder gibt aber zu, dass er lange daran nagte. «Die letzte Saison war eine absolute Enttäuschung», hält er fest. Kein einziges Mal vermochte er sich im Weltcup in den Top Ten zu klassieren, im Gesamtweltcup war er mit Rang 41 erheblich weiter hinten zu finden als im Winter davor (Platz 19). Die schwachen Resultate sind durchaus erklärbar. Der Oberländer erkrankte früh an Corona – und fühlte sich danach körperlich bis fast ganz zum Schluss nicht mehr sich selbst. Noch im Sommer wies er einen deutlich höheren Ruhepuls auf als früher. «Jetzt hat er sich zum Glück normalisiert.»

In welchem Bereich hat er die grössten Fortschritte gemacht?

In der Loipe. Stalder hat enorm vom neuen Langlauf-Laufband im Biathlon-Center in Lantsch/Lenz bei Lenzerheide profitiert. «Man kann das Feedback der Trainer direkt übernehmen, weil der neben einem steht», zählt er einen Vorteil auf. In der Loipe hat der Coach jeweils nur ein paar Sekunden, um Rückmeldungen zu geben. Kommt hinzu, dass sich die Athleten auf dem Band im Spiegel beobachten können. Das ist hilfreich: «Man sieht, wie man die Ski aufsetzt.» Stalder spricht davon, technisch einen grossen Schritt gemacht zu haben. Das weckt Hoffnungen. Der Oberländer gehört seit Jahren zu den weltbesten Schützen, in der Loipe aber verliert er gegenüber der Spitze Zeit.

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