Er hat die sportliche Heimat gefunden
Levin Brunner prägt das Spiel des FC Greifensee – der 23-jährige Mittelfeldspieler ist für Trainer Felix Bollmann ein Glücksfall.
Wenn Levin Brunner über den FC Greifensee spricht, klingt das nicht, als wäre das für ihn irgendein Verein – im Gegenteil. «Ich habe hier mein fussballerisches Zuhause gefunden», sagt der 23-Jährige. «Wir verbringen nicht nur viel Zeit zusammen auf dem Platz, sondern auch in der Freizeit. Es sind wertvolle Freundschaften entstanden.»
Man kann aber auch sagen: Brunner ist für Greifensee nicht irgendjemand, sondern einer, der über bemerkenswerte Qualitäten verfügt.
Sein Trainer Felix Bollmann beschreibt ihn als «überdurchschnittlich» und «Topspieler», lobt aber auch seinen Charakter: «Ihn schätzen alle im Team und im Verein. Wir sind glücklich, ihn bei uns zu haben.» Und: «Wir hoffen sehr, dass er noch eine Weile bleibt.»
Fussball – und Skifahrer
Dabei ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Brunner überhaupt noch Fussball spielt. Doch der Reihe nach.
Die Geschichte beginnt in Uster. Dort wächst Levin Brunner auf, beim dortigen FC wird er Junior und empfiehlt sich in einem Sichtungstraining für einen Platz im Nachwuchs des FC Zürich. Der Oberländer wechselt dorthin und hält beim Stadtklub bestens mit. Die Verantwortlichen würden ihn gerne in der U16 sehen, aber an diesem Punkt macht das Talent vorerst Schluss. Weil Brunner nicht bereit ist, vollumfänglich auf Fussball zu setzen. Denn da ist noch eine zweite sportliche Leidenschaft: das Skifahren.
Levin, Sohn des ehemaligen Weltcup-Fahrers Daniel Brunner, entscheidet sich, den FCZ zu verlassen. Fortan besucht er in Davos die Sportschule und setzt auf Ski alpin, vorzugsweise auf Slalom und Riesenslalom.
Aber die Liebe zum Fussball – sie ist immer noch da. Das merkt er, als er mit seiner Klasse einmal an einem Schülerturnier teilnimmt. Er hat richtig Spass am Spiel. Dafür lodert das Feuer für den Wintersport nicht mehr in dem Mass, dass Brunner daran festhalten möchte: «Die Motivation war weg. Darum war für mich klar, dass ich etwas ändern musste.»
Abenteuer in den USA
Nach zwei Jahren beendet er das Kapitel in Davos, kehrt ins Zürcher Oberland zurück, schliesst sich dem FC Pfäffikon an und spielt mit 17 in der 3. Liga. «Ich lernte den Erwachsenenfussball kennen», sagt er.
2020/2021 wird der FC Greifensee sein neuer Klub, den er 2022 temporär für ein Abenteuer auf einem anderen Kontinent verlässt. Brunner zieht in die USA, um in Dallas Business Administration zu studieren – und Fussball zu spielen. Aus privaten Gründen kehrt er Ende 2023 in die Heimat und zum FCG zurück.
Der Fan des FC Barcelona, der von Pedri besonders beeindruckt ist, wird Leistungsträger. Er fällt nicht als Lautsprecher auf, sondern überzeugt mit Taten. 2024/2025 erzielt er zehn Treffer und liefert sieben Torvorlagen. So sehr er das Spiel seiner Mannschaft prägt, die Captainbinde trägt Brunner nicht.
«Ich muss auf dem Platz lauter werden und mehr reden», sagt er von sich, «aktuell sähe ich mich nicht als absolut geeigneten Captain. Ausserdem haben wir mit Pascal Unholz einen, der diese Rolle perfekt ausfüllt. Von ihm kann ich einiges abschauen.»

Und mit welchen Ambitionen ist Levin Brunner in die neue Spielzeit gestiegen? «Persönlich möchte ich als Leader reifen und die Anzahl Skorerpunkte aus der vergangenen Saison übertreffen», antwortet er. «Und mit dem Team streben wir den Cup-Sieg an, damit wir uns für die erste Hauptrunde im Schweizer Cup qualifizieren – in der Hoffnung, dabei einen attraktiven Gegner zu erhalten, am liebsten den FC Zürich. Weil es ein Traum wäre, gegen meinen Cousin Neil Volken antreten zu dürfen, der beim FCZ unter Vertrag steht.»
Ihm ist sehr wohl bewusst, dass viel Arbeit zu erledigen ist, um das zu erreichen. Und er ist auch kein Träumer. Wenn es um die Meisterschaft geht, übt er sich in Zurückhaltung. «Wenn wir am Schluss zu den fünf Besten der Liga gehören, wäre das eine tolle Geschichte.»
Levin Brunner fühlt sich wohl auf diesem Niveau. Er kann sich zwar vorstellen, dass er es noch einmal auf einer höheren Stufe probiert. Aber wenn das nicht möglich ist, stürzt keine Welt ein. Früher, sagt er, sei er ein Spieler gewesen, der sich immer viele Gedanken machte, «vielleicht zu viele».
Heute bedeutet ihm der Sport zwar immer noch viel. Allerdings ist es nicht mehr so, dass er noch den Traum hat, einmal damit als Aktiver Geld zu verdienen. Wobei: Seine berufliche Zukunft sieht er dennoch in diesem Bereich. Ab Mitte September studiert er in Chur Sportmanagement und würde danach gerne «in einer coolen Position» arbeiten.