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Spital bekommt definitive Zusage vom Kanton

Der Regierungsrat stellte im März die Wirtschaftlichkeit des Spitals Uster in Frage und wollte es nur noch provisorisch auf die Spitalliste setzen. Nun wurde dieser Entscheid revidiert - zur Erleichterung der Verantwortlichen.

Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich sprach dem Spital Uster heute sein Vertrauen aus.

Foto: PD

Spital bekommt definitive Zusage vom Kanton

Das Wichtigste in Kürze:

  • Angepasstes Versorgungskonzept und verbesserte Wirtschaftlichkeit des Spitals Uster: Der Kanton verzichtet deshalb auf provisorische Leistungsaufträge ab 2023 und wandelt diese in definitive um.
  • Der Kanton fordert bis zum 31. Mai 2025 den Nachweis einer nachhaltigen Kosteneffizienz und Wirtschaftlichkeit.
  • Auf der neuen Spitalliste erhält die Höhenklinik in Wald wieder definitive Leistungsaufträge – wird aber stärker mit dem GZO Wetzikon kooperieren; zum Beispiel im Neuro-Bereich. Auch mit dem Spital Uster und den Zürcher Reha-Zentren soll stärker zusammengearbeitet werden. 

Rund 50 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben heute, am 1. September, neu im Spital Uster angefangen. Sie wurden wie üblich durch Spitaldirektor Andreas Greulich begrüsst. «Heute war dies ein besonders emotionaler Moment», erzählt er. «Die Erleichterung und Freude über den Entscheid der Gesundheitsdirektion war deutlich spürbar.»

Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich hatte am Dienstagmorgen mitgeteilt, das Spital Uster definitiv auf die Spitalliste zu setzen. Dies, nachdem sie im März angekündigt hatte, Uster nur noch provisorisch auf der Liste zu führen. Grund waren Zweifel an der wirtschaftlichen Stabilität des Krankenhauses gewesen, die vorwiegend auf den Jahresabschlüssen 2019 und 2020 beruhten.

Die Finanzen verbessert

Dem Spital gelang es, das Ruder herumzureissen. Die Fallkosten, die von der Gesundheitsdirektion für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit des Spitals herangezogen wurden, wurden innerhalb eines Jahres um 1000 Franken reduziert, es wurden Prozesse optimiert und Personalkosten eingespart.

Im 2021 konnte so das operative Ergebnis um elf Millionen Franken verbessert werden. Und die Zahlen, die das Spital im Juli dieses Jahrs veröffentlichten, übertrafen alle Erwartungen. Das Spital Uster wies ein positives Betriebsergebnis von rund fünf Millionen Franken aus.

Auch er selbst sei erleichtert über den Entscheid aus Zürich, sagt Greulich am Telefon. Auf die Frage, wie gross der Stein sei, der ihm vom Herzen gefallen sei, lacht er laut. «Gross wie ein Fels». Die letzten Monate seien sehr schwierig gewesen, weil die Zukunft des Spitals so unklar gewesen sei.

Erleichtert ist auch Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP). Sie hatte sich zusammen mit dem Stadtrat für das Spital Uster eingesetzt – war bei Regierungsrätin Natalie Rickli (SVP) zum Gespräch, schrieb im Namen des Gesamtstadtrates einen offenen Brief an den Regierungsrat.

«Das Spital Uster hat mich in den letzten Monaten sehr beschäftigt», sagte sie. «Ich bin sehr erleichtert und positiv überrascht. Der Entscheid liegt sogar über meinen Erwartungen.»

Wichtige Rolle als Arbeitgeber

Sie habe erwartet, dass die Leistungen eventuell reduziert oder doch nur befristet erteilt würden. «Die Klarheit des Entscheids betrachte ich als deutliches Statement des Regierungsrats, dass dieses Spital für die Gesundheitsversorgung des Kantons eine wichtige Rolle spielt.»

Auch für den Standort Uster spiele das Spital als grosser Arbeitgeber eine bedeutende Rolle. «Dass wir nun definitiv auf der Spitalliste stehen, ist jedoch nicht alleine der Verdienst vom Stadtrat, sondern von vielen weiteren Akteuren aus der Region und natürlich auch der Spitalleitung, die enorm viel geleistet hat.»

Mann mit Anzug und Krawatte schaut lächelnd in die Kamera.

Andreas Greulich ist der Direktor des Spitals Uster.

Herr Greulich, im Vorfeld gab es Bedenken, dass man sich mittelfristig von den Notfallaufnahmen und den stationären Behandlungen verabschieden und Uster den Betrieb auf ein Ambulantspital reduzieren müsse. Wie sieht der aktuelle Leistungsauftrag konkret aus, können Sie so weitermachen wie bisher?
Andreas Greulich: Alles, was wir bisher gemacht haben, können wir weiterhin machen. Andere Dinge, für die wir uns beworben haben, wurden abgelehnt, so beispielsweise die Behandlung von Hirnschlagpatienten, die Stroke-Unit und Bereiche der Toraxchirurgie. Aber das war schon im Frühling klar. Bereits haben wir begonnen, die Altersmedizin auszubauen sowie die Sportmedizin, weil wir da grossen Bedarf sehen. Das sind aber keine Themen, die aus der Diskussion mit der Gesundheitsdirektion heraus entstanden sind.

Wie sieht es mit dem stationären Bereich aus?
Die Ambulantisierung der Medizin wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen und dafür möchten wir gerüstet sind. Die stationären Behandlungen werden wir sicher nicht aufgeben, aber wir werden gewisse Anpassungen im Laufe der nächsten zehn Jahre machen. Der ambulante Bereich wird sicher ausgebaut. Das ist auch ein Stück Zukunft, die Medizin verändert sich. Das ist auch in anderen Spitälern ein Thema.

Sie haben Prozesse optimiert und Fallkosten reduziert. Wie stellen Sie sicher, dass solche Sparmassnahmen nicht auf Kosten der Patienten gehen?
Der wirtschaftliche Druck auf die Spitäler hat sich natürlich im Lauf der letzten Jahre massiv erhöht. Seit mindestens vier Jahren streiten wir mit den Krankenkassen über die stationären Tarife, die teilweise uralt sind. Die Spitäler müssen schauen, dass sie die Fallkosten im Griff haben. Natürlich wirkt sich das auch auf den Spitalalltag aus. Aber wir haben nicht einfach bei der Behandlung am Patienten gespart.

Sondern?
Wir haben vorwiegend strukturelle Anpassungen vorgenommen. Bei uns herrschte die Philosophie, dass man alle Betten zur Verfügung hat und auch das passende Personal. Eine schlechte Auslastung führte dann 2019 zu diesem grossen Verlust. So haben wir die Bettenzahl und das Personal so angepasst, dass die Auslastung gut ist. Ausserdem haben wir die Verweildauer angepasst. Patienten, die schon lange nach Hause gekonnt hätten, blieben früher übermässig lange im Spital.  Ausserdem sind wir mittlerweile sehr gut aufgestellt mit neuen Ärzten, neuen Leistungsangeboten, und haben dadurch einen hohen Zulauf. Das gab mehr Erträge und trug auch dazu bei, dass wir wirtschaftlich stabiler dastehen.

Es gibt einen einzigen Vorbehalt der Gesundheitsdirektion. Sie haben bis 2025 Zeit, die nachhaltige Effizienz und wirtschaftliche Stabilität nachweisen. Welche Vorgaben gibt Ihnen die Gesundheitsdirektion diesbezüglich?
Da sind drei Auflagen, welche die Spitäler bereits bei der Bewerbung für die Spitalliste erfüllen sollten. Die Fallkosten sollen im Vergleich zu den anderen Regionalspitälern nicht nach oben ausschiessen. Bei der EBITDA-Marge, dem Erfolg aus dem Kerngeschäft, gilt eine Zielgrösse von 8 Prozent und die Eigenkapitalquote sollte mindestens 30 Prozent sein. Diese Zielgrössen sind für uns aber auch unabhängig von der Auflage der Gesundheitsdirektion Zürich wichtig.

Steht eine Fusion mit Wetzikon, die damals auch wegen der finanziellen Situation in Uster scheiterte, wieder zur Diskussion?
Nein, eine Fusion ist momentan kein Thema. Vielmehr Kooperationen mit Zentrumsspitälern, da wir als Regionalspital hochspezialisierte Fälle nicht abdecken.  

Die Zürcher Rehazentren planen, die Neurorehabilitation mit Überwachungspflicht von Wald an den Standort Wetzikon zu verschieben. Bleibt Uster da aussen vor?
Wald ist für uns ein wichtiger Partner, mit dem wir immer gut zusammengearbeitet haben und weiterhin im Gespräch bleiben. Mit unserem Schwerpunkt in der Akutgeriatrie könnte eine Zusammenarbeit durchaus Sinn machen.

Wie sehen Sie in die Zukunft?
Wir sind optimistisch, dass wir es schaffen, wirtschaftlich auf einem guten Weg zu bleiben. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und arbeiten aktiv an der Zukunftsgestaltung.

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