So kämpft das Restaurant Berg im Ghöch um seine Gäste
Verwirrende Umleitung
Die Signalisation einer Strassensanierung sorgt für Irritation: Die Baudirektion schlägt eine Umleitung vor, die weiträumig am Restaurant vorbeiführt. Was bedeutet das für den Betrieb?
Wer aktuell einen Ausflug zum Restaurant Berg im Ghöch plant, darf sich nicht an die Beschriftung der Baudirektion halten, sonst würde er nie im Gourmetlokal ankommen.
Weil die Ghöchstrasse saniert wird, leitet die Baudirektion den Verkehr in einem weiten Bogen über Bauma um. Auch diese Redaktion berichtete Mitte März beim Beginn der Bauarbeiten, dass die Passstrasse bis Ende Oktober gesperrt sei.
Dem ist aber nicht so. «Die Passstrasse ist keineswegs ganz gesperrt, zumindest von Bäretswil aus kann man ganz normal zu uns hochfahren», sagt Josip Juric, der Inhaber des Restaurants Berg. Nur der untere Teil von Gibswil her bis Gubel wird teilgesperrt.
Der Gastronom spürt eine Einbusse im beliebten Ausflugsziel. «Allgemein kommen seit der Sanierung weniger Gäste zu uns.» Konkret gezählt habe er zwar nicht, aber vor allem über Mittag unter der Woche speisten weniger Besucher bei ihm.
Das Problem bestehe vor allem für die Leute, welche aus Wald anreisten. «Früher sind viele Berufstätige von dort noch für das Mittagessen die Passstrasse hochgefahren, doch mit dem Umweg reicht die Zeit für viele nicht mehr», sagt Juric.
An diesem Mittag ist das Restaurant jedoch ganz passabel besucht, das Wetter ist nicht strahlend, leichte Nebelschwaden hängen in den Baumwipfeln auf 962 Metern über Meer. «Würde die Sonne scheinen, müsste man reservieren», meint eine Rentnerin, die sich hier einmal im Monat mit ihrem Mann ein Mittagessen gönnt.
Kein Problem – wenn man es weiss
Da sie regelmässige Gäste sind, wusste das Paar von der Strassensanierung – und auch, dass sie nicht über die Umleitung fahren sollten, weil es diesen Strassenabschnitt nicht betrifft. «Wir sind ganz normal von Bäretswil aus hochgefahren», sagt die Frau.

An diesem Freitagmittag gibt es auch viele Berufstätige, die hier ihren Lunch geniessen – auch sie sind vor allem aus Bäretswil angereist.
«Die Leute, die regelmässig kommen, wissen natürlich, wie sie dennoch zu uns hochfahren können – doch neue Gäste bleiben aus», sagt Juric. Das sei kein Wunder, wenn unten bei Bäretswil auf der Beschriftung stehe, die Ghöchstrasse sei gesperrt.
Schnitzeljagd mit Tafeln
Denn nicht nur die weiträumige Umleitung über Bauma, auch die örtliche Beschriftung für Autofahrer, die von Bäretswil oder von Gibswil losfahren, ist für das Restaurant Berg problematisch.
Die Tafel «Ghöch» ist zwar nicht durchgestrichen, auf der Tafel nebenan steht aber, die Fahrbahn sei gesperrt. Auf einer anderen Tafel hat die Baudirektion erst nach der Intervention des Wirts das Wort «Ab» noch hinzugefügt.
«Ab Ghöch gesperrt», heisst es nun für diejenigen, die ab Bäretswil die Passstrasse auf sich nehmen – und nicht mehr: «Ghöch gesperrt». Ein markanter Unterschied.


So hat der Inhaber des Lokals gleich zu Beginn der Bauarbeiten gehandelt. Auf seiner Website hat Juric einen neuen Text publiziert. Man solle bitte einfach die Umleitung ignorieren, wenn man von Bäretswil her komme.
Von Gibswil aus gebe es einen Weg, der beim TCS-Parkplatz über die Egg- und dann die Leestrasse führe. Auch hat der Gastronom extra Schilder anbringen lassen, um die Gäste ins Restaurant zu lotsen.





«Zu Beginn hat jemand meine aufgestellten Tafeln zwar entfernt, doch jetzt stehen sie wieder», sagt Juric. Für ihn war es beim Start der Bauarbeiten Mitte März ärgerlich, als das Restaurant plötzlich halb leer gewesen war.
Am falschen Ort gespeist
«Viele Gäste sind verwirrt und kommen gar nicht», sagt Juric und erzählt von Wochenendausflüglern aus Luzern, die direkt in einem Restaurant in Gibswil unten geblieben sind. «Sie dachten, sie hätten das Ziel schon erreicht.»
Juric weiss das, weil er später versucht hat, mit den Besuchern zu telefonieren. «Ich mache das zurzeit mit allen Gästen so.» Auf seiner Website steht denn auch der Text: «Haben Sie Fragen, wie Sie trotz Strassensperrung zu uns finden? Josip hilft Ihnen gern weiter.» Darunter findet sich die Telefonnummer. «Ich muss das machen, sonst finden die Gäste nicht zu uns.» Eine zusätzliche Arbeit, die der Wirt auf sich nimmt.
Verloren auf der Flur
Die Baudirektion hatte bereits im letzten Jahr das Gespräch mit dem Inhaber des Restaurants Berg gesucht und aufgezeigt, was in Bezug auf die Verkehrsführung und Signalisation möglich wäre – und was nicht.
«Es ist jedoch nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, die Zufahrt zu privaten Unternehmen zu signalisieren», sagt Thomas Maag. Der stellvertretende Leiter Kommunikation der Baudirektion fügt an, dass Umleitungen immer nur Empfehlungen seien.
«Im Zeitalter von Navigationssystemen haben diese auch zunehmend an Bedeutung verloren.» So könne man auf Google Maps klar sehen, welche Strassenabschnitte der Ghöchstrasse aktuell gesperrt seien und welche nicht.

Zur äusserst weiträumigen Umleitung über Bauma, die ganz am Restaurant Berg vorbeiführt, sagt Maag: «Der Kanton leitet, wenn immer möglich, den motorisierten Verkehr über Kantonsstrassen um.»
Zudem seien auf dem Info-Blatt der Baudirektion nicht nur die Umleitungen eingezeichnet gewesen, sondern auch die einzelnen Bauetappen auf der Passstrasse. «Darauf ist klar ersichtlich, wann welche Abschnitte gesperrt sind», so Maag.
Die Sanierung soll bis Ende Oktober dauern. «Ich hoffe, dass es sich nach den Startschwierigkeiten nun immer mehr herumspricht, wie man aktuell zu uns gelangt», sagt Wirt Josip Juric hoffnungsvoll. Gut, dass immer mehr Gäste einfach Google Maps und andere Navigationssysteme nutzen – die hoffentlich aktualisiert sind.