Sie ist imperfekte Mutter und Familienberaterin gleichzeitig
Hilft bei herausfordernden Situationen
Die zweifache Mutter Sarah Walder aus Wila berät Eltern von Kleinkindern. Wieso sie das tut und was Eltern unbedingt wissen sollten.
Entspannt sitzt Sarah Walder in ihrem Garten in Wila, das Gesicht in der Sonne. Sie gehört zu jenen Menschen, die ihre berufliche Tätigkeit mit Leidenschaft ausüben.
Mehr noch: Sie hat sich in ihrem «Herzensbereich» selbständig gemacht. Seit einigen Jahren bietet die gelernte Fachfrau Betreuung Kind Beratungen für Familien an.
In ihrer Arbeit schöpft sie auch aus ihrer Erfahrung als zweifache Mutter. Zusammen mit ihrem Ehepartner hat Walder einen achtjährigen Sohn und eine fünfjährige Tochter.
Hier krabbeln Eltern und Kinder gemeinsam
Nebst den Beratungen, die Walder auf individuelle Wünsche zuschneidet, führt sie alle zwei Wochen eine pädagogische Krabbelgruppe in Turbenthal. Die Kinder spielen selbständig, während die Eltern aktiv als Beobachtende dabei und so immer wieder mit dem Kind in Verbindung sind.
Walder nimmt in der Krabbelgruppe Anliegen der Eltern auf oder bringt eigene Inputs ein. «Es besuchen vor allem Mamis die Krabbelgruppe», sagt Walder. Doch auch Papis und gar Grosseltern dürften mit ihren Enkelinnen und Enkeln an der pädagogischen Krabbelgruppe teilnehmen.
Von der Gastro in die Kita
Ursprünglich hat Sarah Walder eine Ausbildung in der Gastronomie absolviert. Dort sah sie jedoch keine langfristige Zukunft, denn die Arbeitszeiten sind schwer mit einem Familienleben zu vereinbaren. Doch das wäre ihr wichtig gewesen.
«Ich hatte schon immer gerne Kinder um mich», sagt die gebürtige Appenzellerin. Walder ist in einer Patchwork-Familie als Älteste von insgesamt sieben Kindern aufgewachsen. Zu ihren jüngsten Geschwistern hat sie einen Altersabstand von zwanzig Jahren.
Walder entscheidet sich für die Zweitausbildung zur Fachfrau Betreuung Kind. Als 20-Jährige zügelt sie nach Zürich und absolviert die Lehre. Danach arbeitet sie in verschiedenen Kitas, steigt zur Kita-Leiterin auf und beginnt, Schulungen für Fachpersonen im Frühkind-Bereich zu geben.
Im Jahr 2016 macht sie sich mit ihrer Firma «Bewegte Zukunft» als Kursleiterin selbständig. Die Kita-Leitung gibt sie ab, weil diese nicht mit dem Familienleben zu vereinbaren ist. Nebst diversen Weiterbildungen schliesst die 38-Jährige zudem ein CAS in Entwicklungspsychologischer Beratung ab.
So vermittelt sie zwischen Eltern und Fachpersonen
Immer mehr Eltern geben ihre Kleinkinder tagsüber bei einem Hort oder bei einer Kita ab. Die Erziehungsarbeit verlagert sich daher zunehmend auf Institutionen.
Die Eltern erhalten jedoch nur einen kleinen Einblick von dem, was alles in der Kita oder in der Schule passiert. Deshalb plädiert Walder für einen guten Austausch zwischen Eltern und Fachpersonen.
Als Fachperson und Mutter kennt Walder beide Seiten. «Irgendwann merkte ich, dass ich die Eltern ja auch unterstützen kann.» So startete sie ihr Angebot der Elternberatung. Die 38-Jährige sieht sich als Bindeglied zwischen Eltern und Fachpersonen.
Eltern als Fundament der Familie
«Eltern glauben oft, sie machen ihre Arbeit schlecht, wenn sie auf externe Hilfe angewiesen sind», erklärt Walder. Sich als Elternteil Unterstützung zu holen, ist nach wie vor stigmatisiert. «Doch Verunsicherung der Eltern ist völlig in Ordnung, denn sie sind mit so vielen neuen Situationen konfrontiert.»
Fehler gehören gemäss Walder im Familienleben dazu. «Es gibt keine perfekten Eltern.» Vielmehr gehe es darum, wie mit Fehlern umgegangen werde.
Einige Grundsätze, die Walder Eltern gerne mit auf den Weg gibt, sind Gelassenheit, Humor und die eigene Intuition. «Es ist wichtig, sich zu überlegen, was man als Familie braucht und was nicht.»
Viele Mütter oder Väter melden sich erst bei Walder, «wenn es bereits brennt». Doch sie leitet auch Präventionskurse zu gewaltfreier Erziehung. «Hier kriegen Eltern Werkzeuge, um bei einem Konflikt nicht gleich schreiend davonzurennen», sagt die 38-Jährige. Es seien zwar alle Gefühle erlaubt, aber nicht alle Handlungen. Wut darf sein, eine Ohrfeige hat jedoch keinen Platz.
Wieso Vorleben wichtig ist
Laut Walder ist insbesondere die bedürfnisorientierte Erziehung in aller Munde. Eltern glauben, ihrem Kind jeden Wunsch erfüllen zu müssen. Das führt zu einem grossen Druck. Dabei gehen die Bedürfnisse der Erwachsenen, die ebenso wichtig sind, oft vergessen.
«Eltern müssen den Kindern Grenzen setzen», erklärt Walder. Denn Grenzen und Strukturen vermitteln Sicherheit. Und genau diese Sicherheit brauchen Kinder.
Eine gute Erziehung bedeutet für Sarah Walder ein Miteinander, in dem alle Familienmitglieder ihre Bedürfnisse leben dürfen. «Das Wichtigste in der Erziehung ist die Vorbildfunktion», sagt die 38-Jährige. Wie Eltern sich untereinander, aber auch dem Kind gegenüber, begegnen, spielt also eine grosse Rolle.